Diese Weltkarte zeigt, wo die Erde unter Spannung steht und Beben besonders wahrscheinlich sind

Die neue World Stress Map 2025 zeigt mit über 100.000 Messwerten, wo der Untergrund unter Spannung steht – entscheidend für Bohrungen und Erdbebenvorsorge.

World Stress Map 2025 liefert mit 100.000 Datenpunkten die Basis für Erdbebenschutz und sichere Nutzung des geologischen Untergrunds.

Die aktualisierte World Stress Map 2025 zeigt anhand von 100.000 Datenpunkten, wo Spannungen im Untergrund auftreten und Risiken für Erdbeben bestehen. © GFZ

Tief unter unseren Füßen wirken gewaltige Kräfte – unsichtbar, aber keineswegs unbemerkt. Erdbeben, Hebungen oder Risse im Boden sind oft das Ergebnis innerer Spannungen in der Erdkruste. Jetzt haben Forscher eine aktualisierte Weltkarte dieser Kräfte erstellt: Die World Stress Map 2025. Sie zeigt, wo genau das Gestein unter Druck steht – und in welche Richtung diese Spannungen wirken. Das ist mehr als reine Grundlagenforschung: Die Karte hat das Potenzial, Bauprojekte sicherer zu machen, Risiken früher zu erkennen – und im Ernstfall Leben zu retten.

Was die neue World Stress Map so besonders macht

Die World Stress Map (WSM) ist ein globales Gemeinschaftsprojekt, koordiniert vom GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung in Potsdam in Zusammenarbeit mit der University of Queensland in Australien. Ziel ist es, die mechanischen Spannungen in der Erdkruste weltweit zu erfassen – eine Art Stress-Thermometer für den Untergrund.

Die wichtigsten Neuerungen auf einen Blick:

  • Mehr Daten als je zuvor:
    Die neue Version basiert auf über 100.000 einzelnen Messpunkten – das ist mehr als doppelt so viel wie in der letzten Ausgabe von 2016 (43.000) und fast 14-mal so viel wie in der ersten Version von 1992 (7.300).
  • Globale Datenerhebung:
    Grundlage der Analyse sind mehr als 3.000 Tiefbohrungen weltweit, bei denen Druckverhältnisse, Rissrichtungen und andere geomechanische Eigenschaften des Gesteins untersucht wurden.
  • Präzisere Ausrichtung:
    Erstmals lassen sich regionale Unterschiede deutlich erkennen – entscheidend für Planungen in Erdbebenzonen, beim Bau von Geothermieanlagen oder unterirdischen Speichern.

Spannungen und deren mögliche Auswirkungen auf der Weltkarte

Auch wenn die Spannungen tief unter der Erde liegen – ihre Auswirkungen spüren wir direkt an der Oberfläche. Die neue Karte liefert wichtige Grundlagen für:

  • Sicherere Infrastruktur:
    Ob Tunnel, Bohrungen oder Endlager: Wer weiß, in welche Richtung das Gestein drückt, kann stabiler bauen und potenzielle Risse vermeiden.
  • Standortwahl für Atommüll-Endlager:
    Unterirdische Lagerstätten für radioaktiven Abfall sind stabiler, wenn sie entlang der Spannungslinien ausgerichtet werden. Die neue Karte hilft dabei, kritische Fehlentscheidungen zu vermeiden.
  • Erdbebenvorsorge:
    In Regionen mit hoher Spannung können potenziell gefährliche Zonen frühzeitig erkannt werden – auch wenn Erdbeben selbst nicht vorhersehbar sind, lassen sich deren Auswirkungen besser eingrenzen.
  • Energiewende-Projekte:
    Geothermie, CO2-Speicherung und Wasserstofflager brauchen verlässliche geophysikalische Daten – vor allem in einem dicht besiedelten Land wie Deutschland.

Neue Daten zeigen erstmals präzise, wo unterirdische Kräfte gefährlich drücken

„Mit der hohen Datendichte können wir künftig besser abschätzen, wie die durch Plattentektonik hervorgerufenen Kräfte räumlich wirken“, sagt Prof. Dr. Oliver Heidbach, Geophysiker am GFZ Potsdam und Koordinator des Projekts.

Für Bauingenieure, Behörden und Energieversorger ist das ein echter Fortschritt. Nicht nur, weil Projekte nun präziser geplant werden können – sondern auch, weil sich das Risiko für Mensch und Umwelt deutlich reduziert.

Kurz zusammengefasst:

  • Die neue World Stress Map zeigt mit über 100.000 Datenpunkten, wie stark und in welche Richtung Spannungen im Gestein wirken – das ist entscheidend für sichere Bohrungen, Endlager oder Energieprojekte.
  • Forscher vom GFZ und internationalen Partnern analysierten über 3.000 Tiefbohrungen weltweit und stellten fest: Selbst kleine Gesteinsunterschiede können Spannungsrichtungen deutlich verändern.
  • Die frei zugänglichen Spannungsdaten helfen, Erdbebenrisiken besser einzuschätzen, Infrastruktur sicherer zu planen und kritische Projekte – wie Geothermie oder Atommülllagerung – verlässlicher umzusetzen.

Übrigens: Nicht nur an Stränden häuft sich der Müll – Forscher entdeckten Plastik nun sogar an der tiefsten Stelle des Mittelmeeres. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © GFZ

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