Stress senken mit Hundevideos? – Neue Studie zeigt überraschend starke Wirkung
Virtuelle Hundetherapie senkt nachweislich Stress – schon ein 5-Minuten-Video hilft messbar, selbst ohne echten Kontakt zum Therapiehund.

Ein kurzer Blick auf den Therapiehund im Video genügt: Viele Studienteilnehmer fühlten sich schon nach fünf Minuten deutlich entspannter. © Freepik
Ob nach einem langen Tag im Büro, beim Lernen für Prüfungen oder mitten im Pendelverkehr – Stress ist für viele ein ständiger Begleiter. Oft fehlt die Zeit für eine Pause oder der Mut, sich Hilfe zu holen. Eine neue Studie zeigt jetzt einen überraschend einfachen Ausweg: Virtuelle Hundetherapie kann bereits mit einem kurzen Video spürbar den Stress senken – ganz ohne Praxisbesuch, Termin oder persönlichen Kontakt.
Virtuelle Hundetherapie zeigt Wirkung
Ein Forschungsteam der Brock University und des Okanagan-Campus der University of British Columbia hat die Wirkung von Video-Modulen mit Therapiehunden untersucht – und dabei über 1.000 Menschen einbezogen. Die Studie lief in zwei Phasen:
- Phase I: 963 Studierende nahmen teil, davon 807 an einer kanadischen Universität – vorwiegend aus der Psychologie. Weitere 156 wurden weltweit über soziale Medien rekrutiert.
- Phase II: Umfasste 122 Erwachsene aus der Allgemeinbevölkerung, ebenfalls über soziale Medien gewonnen.
Die Teilnehmer sahen ein fünfminütiges Video, in dem ein echter Therapiehund mit seinem Halter zu sehen war. Vor und nach dem Ansehen bewerteten sie ihr Stresslevel.
Deutlicher Rückgang der Belastung – unabhängig vom Alter
Bereits nach fünf Minuten fühlten sich viele entspannter. Die Wirkung trat altersunabhängig ein – sowohl bei Studierenden als auch bei Nicht-Studierenden. Im Durchschnitt waren die Studierenden 21 Jahre alt, die übrigen Teilnehmer rund 41 Jahre. Vorerfahrungen mit psychischer Belastung spielten keine Rolle.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass selbst bei einer virtuellen Sitzung eine signifikante Reduktion des Stresses in beiden Gruppen zu beobachten war“, erklärte Studienleiter John-Tyler Binfet.
Ruhige Bilder reichen aus – kein Anfassen nötig
Die Methode wirkt überraschend einfach: Der Hund musste nicht berührt, nicht angesprochen oder aktiv erlebt werden. Es genügte, ihn auf dem Bildschirm zu sehen. In dem Video verhielt sich das Tier ruhig und freundlich – das allein reichte aus, um eine entspannende Reaktion im Körper auszulösen.
Die Effekte wurden nicht nur beschrieben, sondern mit Fragebögen objektiv erfasst. In allen Gruppen sanken die subjektiv empfundenen Stresswerte nach dem Ansehen deutlich – unabhängig von Alter, Wohnort oder vorherigem Gesundheitszustand.
Offener Zugang, keine Hürde, keine Kosten
Die Videos waren online frei verfügbar, ohne Anmeldung oder Wartezeit. Gerade dieser einfache Zugang macht das Format so attraktiv – etwa für Menschen mit wenig Zeit, eingeschränkter Mobilität oder psychischen Barrieren. Virtuelle Module zur Hundetherapie bieten eine effektive, kostengünstige und zugängliche Möglichkeit zur Stressbewältigung.
Laut Binfet kann die virtuelle Hundetherapie so auch einer breiteren Öffentlichkeit zugutekommen. Das gilt auch für entlegene Regionen, Abendstunden oder Situationen, in denen klassische Angebote nicht zur Verfügung stehen.
Virtuelle Hundetherapie wird weiter erforscht
Die Forscher sehen in ihrem Ansatz eine Basis für weiterführende Angebote. Geplant sind etwa ergänzende Inhalte wie Achtsamkeitsübungen oder geführte Entspannungsphasen, die die Wirkung zusätzlich verstärken und besser auf individuelle Bedürfnisse abgestimmt werden können.
Auch wenn solche Module keine klassische Therapie ersetzen, können sie ein erster Schritt sein – besonders für Menschen, die sich mit anderen Formen der Hilfe schwertun.
Kurz zusammengefasst:
- Bereits ein fünfminütiges Video mit einem Therapiehund kann das Stressniveau deutlich senken – unabhängig von Alter oder Lebenslage.
- Die virtuelle Hundetherapie ist anonym, kostenlos, leicht zugänglich und eignet sich besonders für Menschen mit eingeschränktem Zugang zu psychologischer Hilfe.
- Die Wirkung wurde in einer Studie mit über 1.000 Teilnehmern messbar bestätigt und soll künftig durch digitale Module mit Achtsamkeit ergänzt werden.
Übrigens: Auch ein KI-Chatbot zeigt in einer klinischen Studie erstmals spürbare Wirkung bei Depression, Angst und Essstörung – und war rund um die Uhr erreichbar. Mehr dazu in unserem Artikel.
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