Deutsches Schulbarometer 2025: Viele Lehrer sehen in KI eine Gefahr für das Lernen

ChatGPT im Klassenzimmer? Das Deutsche Schulbarometer 2025 zeigt: Viele Lehrkräfte fürchten um Sozialverhalten und kritisches Denken.

Das Deutsche Schulbarometer 2025: KI überfordert viele Lehrer

Viele Lehrkräfte sehen durch den Einsatz von ChatGPT im Unterricht soziale Kompetenzen und die Fähigkeit zum kritischen Denken bei Schülern in Gefahr. © Pexels

Deutschlands Lehrkräfte stehen unter Druck. Der Schulalltag fordert sie stark – doch jetzt kommt noch etwas Neues dazu: Künstliche Intelligenz. Anwendungen wie ChatGPT sind längst in den Schulen angekommen, und viele Lehrkräfte sehen darin nicht nur Chancen, sondern auch große Gefahren für die Entwicklung ihrer Schüler. Das zeigt das Deutsche Schulbarometer 2025, eine repräsentative Befragung, die im Auftrag der Robert Bosch Stiftung durchgeführt wurde. Insgesamt wurden 1.540 Lehrkräfte aus allen Schulformen befragt.

Deutsche Schulbarometer 2025: KI im Klassenzimmer

Ein zentrales Thema der Studie ist der Umgang mit Künstlicher Intelligenz. Zwar erkennen viele Lehrkräfte die neuen Möglichkeiten, etwa beim individualisierten Lernen oder bei der Unterrichtsvorbereitung. Gleichzeitig äußern sie aber auch klare Sorgen, vor allem um die sozialen und kognitiven Fähigkeiten der Kinder.

„ChatGPT und vergleichbare Anwendungen sind längst Teil der Lebenswelt junger Menschen und lassen sich auch durch Verbote nicht mehr aus dem schulischen Alltag verbannen“, sagt Dr. Dagmar Wolf von der Robert Bosch Stiftung. Lehrkräfte müssten deshalb eigene Erfahrungen sammeln, so Wolf. Nur durch gezielte Fortbildungen könne ein sinnvoller und verantwortungsvoller Umgang mit KI gelingen.

Die wichtigsten Zahlen zum Thema KI im Unterricht im Überblick:

  • 61 Prozent sehen die sozialen Fähigkeiten der Schüler durch KI gefährdet
  • 60 Prozent befürchten negative Folgen für das kritische Denken
  • 57 Prozent erkennen aber auch Potenzial für personalisiertes Lernen
  • 62 Prozent fühlen sich im Umgang mit KI unsicher
  • 1 von 3 Lehrkräften hat im vergangenen Jahr gar keine KI-Tools verwendet

Digitale Tools entlasten kaum – stattdessen wächst der Druck

Trotz aller technischen Entwicklungen bleibt der Alltag für viele Lehrkräfte belastend. Vor allem das Verhalten der Schüler stellt sie vor große Herausforderungen. Die Zahl der Lehrer, die überforderndes Verhalten der Kinder beklagen, ist im Vergleich zum Vorjahr sogar deutlich gestiegen. Am häufigsten betroffen sind Lehrerkräfte an Haupt-, Real- und Gesamtschulen. Dort erlebt mehr als die Hälfte der Befragten regelmäßig schwierige Situationen im Klassenzimmer.

Auch Zeitmangel spielt eine große Rolle. Viele Lehrkräfte arbeiten bis an ihre Belastungsgrenze und darüber hinaus.

Die Probleme des Lehrpersonals auf einen Blick:

  • 42 Prozent nennen das Verhalten der Schüler als größte Herausforderung
  • 52 Prozent der Haupt-, Real- und Gesamtschullehrkräfte sind besonders betroffen
  • 34 Prozent empfinden die Arbeitslast und den Zeitdruck als größte Belastung
  • 33 Prozent fühlen sich mehrmals pro Woche erschöpft
  • 10 Prozent sind täglich erschöpft
Was hat sich seit der letzten Befragung vor einem Jahr verbessert, was verschlechtert? © Deutsches Schulbarometer 2025

Demokratiebildung: hoher Anspruch, kaum Zeit

Ein weiteres Thema im Deutschen Schulbarometer 2025 ist die Demokratiebildung an Schulen. Viele Lehrkräfte halten sie für wichtig – doch im Alltag bleibt dafür oft kaum Zeit. Über die Hälfte wünscht sich mehr Raum für politische Bildung im Unterricht. Doch fehlendes Fachwissen und Zeitmangel bremsen die Umsetzung.

Auffällig sind regionale Unterschiede: In ostdeutschen Bundesländern berichten deutlich mehr Lehrkräfte von Desinteresse im Kollegium und Ängsten vor Konflikten. Auch Eltern würden dort kritischer auf politische Themen reagieren, so die Einschätzung vieler Befragter.

Beim Thema Demokratiebildung beklagen sich Lehrer besonders über:

  • 54 Prozent sagen, an ihrer Schule werde zu wenig dafür getan
  • 77 Prozent nennen fehlende Zeit als Hauptproblem
  • 45 Prozent sehen mangelndes Fachwissen im Kollegium

Schulen müssen sich zu demokratischen, partizipativen und inklusiven Orten entwickeln, die von Lernenden und Lehrenden gemeinsam gestaltet werden.

Dr. Dagmar Wolf

Trotz allem: hohe Zufriedenheit mit der eigenen Schule

Bei aller Kritik an Rahmenbedingungen, Zeitmangel und Schülerverhalten gibt es auch positive Rückmeldungen. Die überwiegende Mehrheit der Lehrkräfte ist mit ihrer eigenen Arbeit zufrieden – und auch mit der Schule, an der sie unterrichtet. Der persönliche Einsatz bleibt also hoch, trotz aller Herausforderungen.

Die Einschätzung der Lehrer zu ihrem Arbeitsumfeld:

  • 84 Prozent sind mit ihrer eigenen Arbeit zufrieden
  • 90 Prozent fühlen sich an ihrer Schule wohl
  • 68 Prozent finden, dass Schüler mitreden dürfen
  • 45 Prozent bezweifeln den echten Einfluss von Schülervertretungen

Kurz zusammengefasst:

  • Das Deutsche Schulbarometer 2025 zeigt: Lehrkräfte sehen Künstliche Intelligenz wie ChatGPT als Risiko für soziale Fähigkeiten und kritisches Denken der Schüler.
  • Nur wenige Lehrer nutzen regelmäßig KI-Tools, da es an Wissen, Sicherheit und Fortbildungsmöglichkeiten fehlt.
  • Hauptbelastungen im Schulalltag bleiben das herausfordernde Verhalten der Schüler, Zeitmangel und fehlende Ressourcen für Demokratiebildung.

Übrigens: Während über ChatGPT im Klassenzimmer diskutiert wird, analysiert ein neues KI-System bereits ganz konkret, was im Unterricht passiert – wer spricht, wer zuhört, und wie oft. Eine groß angelegte Studie zeigt jetzt, wie wenig Raum Schüler im Schulalltag wirklich bekommen. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert