Homeoffice wird zur Gesundheitsfalle: Jeder fünfte Deutsche arbeitet trotz Krankheit

Neuer DEKRA-Report zeigt: Viele schleppen sich krank an den Laptop – und riskieren langfristige Schäden.

Jeder Fünfte arbeitet trotz Krankheit im Homeoffice

Zuhause krank, aber trotzdem am Laptop: Homeoffice macht Abschalten fast unmöglich. © Pexels

Im ersten Moment klingt es wie ein Segen: kein Stau, kein Gedränge in Bus und Bahn, kein Bürozwang – das Homeoffice verspricht Freiheit, Flexibilität und mehr Lebensqualität. Doch für viele Beschäftigte hat sich die vermeintliche Komfortzone zur Dauerbelastung entwickelt. Statt bei Krankheit im Bett zu bleiben, bleiben viele erreichbar, arbeiten weiter – und verschieben die Grenzen zwischen Job und Gesundheit.

Der neue DEKRA Arbeitssicherheitsreport 2025, erstellt in Kooperation mit dem Meinungsforschungsinstitut forsa, zeigt in Zahlen, was viele längst spüren: Das Homeoffice hat den Arbeitsalltag tiefgreifend verändert – mit ambivalenten Folgen.

Belastung durch Lärm und Haltungsschäden

Jede zweite befragte Person gibt an, auch krank weiterzuarbeiten – „hin und wieder“. Fast jede fünfte sogar „häufig“. Das bedeutet: Wer hustet, fiebert oder unter Kopfschmerzen leidet, legt sich oft nicht ins Bett, sondern klappt trotzdem den Laptop auf. Der Heimarbeitsplatz wird zum stillen Krankenzimmer. Warum das passiert? Weil niemand zusieht. Weil der Druck bleibt. Und weil viele denken, ein paar Mails gehen auch im Pyjama.

Die Gefahr, sich mit ansteckenden Krankheiten wie zum Beispiel Corona, Grippe oder Erkältung zu infizieren, ist durch die Arbeit im Homeoffice zwar deutlich geringer, sagen 67 Prozent. Trotzdem führen gerade diese Bedingungen dazu, dass viele selbst krank weiterarbeiten.

Neben dem krankhaften Pflichtgefühl belasten andere Faktoren die Gesundheit:

  • 21 Prozent berichten von störendem Lärm durch Nachbarn oder Familie.
  • Weitere 21 Prozent klagen über Verspannungen, Rücken- oder Kopfschmerzen – typische Folgen eines schlecht eingerichteten Arbeitsplatzes.

Denn während Büros zunehmend ergonomisch ausgestattet sind, arbeiten viele zu Hause noch immer auf Küchenstühlen oder Sofas. Oft ohne ausreichende Pausen. Ohne Bewegung. Ohne Trennung zwischen Arbeit und Freizeit.

Flexibilität ja – soziale Nähe nein

Trotz dieser Belastungen hat das Homeoffice viele Fans:

  • 89 Prozent schätzen den gesparten Arbeitsweg.
  • 73 Prozent genießen es, in bequemer Kleidung zu arbeiten.
  • 68 Prozent freuen sich über flexible Arbeitszeiten.

Zudem berichten 56 Prozent, dass sie sich „im Homeoffice besser konzentrieren als im Büro“. Die Umgebung scheint ruhiger zu sein – zumindest für manche. Doch 45 Prozent fehlt der direkte Austausch mit Kollegen. Das Gespräch am Kaffeeautomaten, das gemeinsame Lachen – all das fehlt. Für viele ersetzt kein Zoom-Call das Gefühl von Zugehörigkeit. Und das kann langfristig belasten.

Für viele ist das Homeoffice längst zur bevorzugten Arbeitsform geworden. © DEKRA Arbeitssicherheitsreport 2025
Für viele ist das Homeoffice längst zur bevorzugten Arbeitsform geworden. © DEKRA Arbeitssicherheitsreport 2025

Homeoffice rund um die Uhr

Doch genau diese Freiheit kann zur Falle werden: unregelmäßige Arbeitszeiten. 20 Prozent geben an, im Homeoffice länger oder zu untypischen Zeiten wie am Abend oder am Wochenende zu arbeiten. Das Büro wird nicht mehr verlassen – es ist immer da. Die Trennung von Arbeit und Freizeit wird zunehmend schwieriger.

Aktuell arbeiten 24 Prozent der Befragten an bestimmten Tagen von zu Hause aus, 15 Prozent sogar überwiegend oder ausschließlich. Die Unterschiede zwischen den Branchen sind groß: In klassischen Bürojobs sind „67 Prozent derzeitig ausschließlich oder zumindest an ausgewählten Tagen im Homeoffice tätig“, im Gesundheits- und Bildungswesen dagegen nur 18 Prozent.

Kurz zusammengefasst:

  • Laut DEKRA Arbeitssicherheitsreport 2025 arbeiten 68 Prozent der Beschäftigten im Homeoffice gelegentlich oder sogar regelmäßig weiter, obwohl sie krank oder krankgeschrieben sind.
  • Viele klagen über gesundheitliche Probleme wie Rückenschmerzen, Lärm und fehlende ergonomische Ausstattung. Zusätzlich arbeiten 20 Prozent zu ungewöhnlichen Zeiten, was die Belastung erhöht.
  • Trotz Vorteilen wie Flexibilität und Wegfall des Arbeitswegs verschwimmen im Homeoffice die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit, was langfristig zu gesundheitlichen Risiken führen kann.

Übrigens: Die Pflicht zur Rückkehr ins Büro erschöpft viele Beschäftigte. Doch der Druck auf sie wächst weiter. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert