Neue Homeoffice-Studie zeigt: Bürozwang macht müde – aber die Leistung steigt kein bisschen

Bürozwang macht müde und krank. Trotzdem erhöhen Firmen genau dort den Druck, wo Jobs wackeln.

Homeoffice-Studie: Bürozwang macht müde, aber nicht produktiver

Homeoffice schützt vor Erschöpfung – doch in vielen Unternehmen wächst der Druck zur Rückkehr. © Vecteezy

Zu Hause am Küchentisch oder doch wieder täglich ins Büro? Fünf Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie steht fest: Viele wollen nicht mehr zurück zur alten Arbeitswelt. Die neue Homeoffice-Studie der Universität Konstanz zeigt, wie stark sich Wünsche, Anforderungen und Strukturen in deutschen Unternehmen verändert haben.

Im März 2025 haben über 1.000 Berufstätige an der Umfrage teilgenommen – sie alle könnten theoretisch mobil arbeiten. Das Ergebnis: Durchschnittlich wünschen sie sich fast drei Tage pro Woche im Homeoffice. Und: Wer keine Führungsverantwortung hat, möchte sogar noch häufiger zu Hause arbeiten.

Beschäftigte fordern mehr Flexibilität denn je

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 75 Prozent der Befragten wollen ein hybrides Modell – also mal im Büro, mal zu Hause. Nur 6 Prozent würden überhaupt noch ausschließlich im Büro arbeiten. Und wer glaubt, Homeoffice sei nur ein vorübergehender Trend, irrt: „Der Wunsch nach Homeoffice und mobilem Arbeiten ist nach wie vor auf einem konstant hohen Niveau“, heißt es in der Studie.

Das betrifft viele ganz unmittelbar – etwa Eltern, die Arbeit und Betreuung unter einen Hut bringen müssen, oder Pendler, die jeden Tag wertvolle Zeit verlieren. Flexible Modelle sind längst mehr als ein Wunsch: Sie sind Voraussetzung, um im Alltag bestehen zu können.

Bewerbungen ohne Homeoffice? Für viele keine Option mehr

Ein Blick in die Erwartungen der Jobsuchenden zeigt, wie grundlegend sich der Arbeitsmarkt verändert hat: 71 Prozent der Befragten achten 2025 genau darauf, ob ein neuer Job mobiles Arbeiten erlaubt. Im Jahr 2020 waren es noch 54 Prozent. Das ist ein massiver Anstieg – und ein deutliches Signal an Unternehmen.

Fast drei von vier Befragten gaben an, bei der Jobsuche in Zukunft stärker auf mögliches Homeoffice zu achten. (Quelle: Uni Konstanz)
Fast drei von vier Befragten gaben an, bei der Jobsuche in Zukunft stärker auf mögliches Homeoffice zu achten. © Uni Konstanz

Für Bewerber ist Homeoffice längst kein Pluspunkt mehr, sondern eine Selbstverständlichkeit. Wer das nicht bietet, hat bei qualifizierten Fachkräften schlechte Karten. Viele Arbeitgeber unterschätzen, wie zentral dieser Punkt für die Jobentscheidung geworden ist.

Weniger Präsenzpflicht – außer wenn der Job auf dem Spiel steht

Trotz öffentlicher Debatten über Rückkehr ins Büro zeigen die Zahlen der Konstanzer Homeoffice-Studie ein anderes Bild: Nur 19 Prozent berichten von verschärften Anwesenheitspflichten – weniger als im Vorjahr. Und nur in 8 Prozent der Firmen gilt die klassische Fünf-Tage-im-Büro-Regel.

Auffällig: Dort, wo Stellenabbau droht, steigt die Präsenzpflicht deutlich. 33 Prozent derjenigen, die Angst vor Jobverlust haben, berichten von mehr Bürozwang. Der Verdacht liegt nahe, dass manche Unternehmen Druck machen, um Beschäftigte zum Gehen zu bewegen – still, aber gezielt.

Mehr Büro heißt nicht mehr Leistung – aber mehr Erschöpfung

Was bringt das tägliche Kommen ins Büro wirklich? Die Ergebnisse der Studie lassen Zweifel aufkommen. Beschäftigte in Unternehmen mit flexiblen Arbeitsmodellen fühlen sich im Schnitt um fünf Prozent produktiver – subjektiv. Gleichzeitig berichten Mitarbeiter mit Präsenzpflicht deutlich häufiger von emotionaler Erschöpfung.

Arbeitnehmer, die keiner verstärkten Präsenzpflicht unterliegen, fühlen sich produktiver und weniger erschöpft. © Uni Konstanz
Arbeitnehmer, die keiner verstärkten Präsenzpflicht unterliegen, fühlen sich produktiver und weniger erschöpft. © Uni Konstanz

Diese Zahlen haben Gewicht. Denn viele, die tagtäglich pendeln oder ihre privaten Verpflichtungen mit starren Bürozeiten vereinbaren müssen, spüren die Belastung direkt. Und sie fragen sich: Wofür eigentlich? „Eine Rückkehr zur vollständigen Büropräsenz führt nicht zu spürbaren Produktivitätsgewinnen – wohl aber zu einer steigenden psychischen Belastung der Mitarbeitenden“, warnen die Studienautoren.

Ein gängiges Klischee ist auch, dass die Arbeit aus dem Homeoffice zu mehr Einsamkeit führe. Dies widerlegte jedoch der Einsamkeitsreport der Techniker Krankenkasse. Dieser fand heraus: Wer gelegentlich von zu Hause aus arbeitet, fühlt sich fast genauso oft einsam wie jemand, der täglich im Büro sitzt. Nur wer im Homeoffice oft allein ist und keine Möglichkeit hat, sich mit anderen auszutauschen, fühlt sich eher isoliert.

Auch Chefs denken um – aber nicht alle gleich schnell

Lange galten Führungskräfte als größte Bremser beim Thema Homeoffice. Doch das ändert sich: Nur noch 24 Prozent glauben, dass mobiles Arbeiten die Kommunikation ernsthaft stört. Vor einem Jahr waren es noch fast doppelt so viele. Auch die Forderung nach mehr Präsenzpflicht sinkt deutlich.

Interessant ist der Blick auf die Führungsebenen: Je höher in der Hierarchie, desto skeptischer sind sie gegenüber mobilem Arbeiten. Ein Drittel der Geschäftsführungen will wieder mehr Büroanwesenheit, aber nur 16 Prozent der unteren Führungskräfte. Offenbar klaffen Alltagserfahrung und Führungsperspektive oft noch weit auseinander.

Kurz zusammengefasst:

  • Die Mehrheit der Berufstätigen in Deutschland wünscht sich ein flexibles Arbeitsmodell mit mehreren Homeoffice-Tagen pro Woche.
  • Viele lehnen eine vollständige Rückkehr ins Büro ab, da sie sich dadurch stärker belastet und weniger produktiv fühlen.
  • Homeoffice ist für viele Bewerber zur Grundvoraussetzung geworden – wer es nicht anbietet, verliert an Attraktivität.

Übrigens: Wer hybrid arbeitet, kündigt seltener und bleibt zufriedener – sogar ohne Leistungseinbußen. Das fand eine Studie heraus. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Vecteezy

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