Deutschland hat im Winter ordentlich die Heizung aufgedreht – erste Bilanz zeigt deutlichen Verbrauchsanstieg
Dicke Socken reichten nicht: In der Heizsaison 2024/25 stieg der Energieverbrauch in Deutschland spürbar – vor allem Erdgas wurde kräftig nachgelegt.

Kleine Drehung, große Wirkung: In der Heizsaison 2024/25 stieg der Energieverbrauch in Deutschland um 23,6 Prozent – Erdgas legte am stärksten zu. © Pexels
Viele Mieter und Eigentümer haben sich bemüht, sparsamer zu heizen – doch in der Heizsaison 2024/25 wurde in Deutschland unterm Strich wieder deutlich mehr Energie verbraucht. Die erste Auswertung zeigt: Der Verbrauch in Wohnhäusern ist im Vergleich zum Vorjahr spürbar gestiegen – im Schnitt um satte 23,6 Prozent.
Was besonders auffällt: Erdgas legte am stärksten zu. Die Zahlen im Überblick:
- Erdgas: +28,2 Prozent auf 78,3 kWh/m²
- Fernwärme: +24,1 Prozent auf 59,4 kWh/m²
- Heizöl: +18,4 Prozent auf 82,6 kWh/m²
Die Daten stammen aus einer anonymisierten Techem-Auswertung von rund 36.000 Wohnungen in Deutschland.

Heizsaison in Deutschland: Verbrauch steigt deutlich – Erdgas treibt Bilanz nach oben
Für viele Haushalte dürften die gestiegenen Werte finanzielle Folgen haben. „Die Einsparanstrengungen der vergangenen Jahre haben nachgelassen“, sagt Matthias Hartmann, Chef des Energiedienstleisters Techem. Er geht davon aus, dass viele Mieter und Eigentümer mit höheren Nachzahlungen rechnen müssen.
Beim Blick auf die Regionen fällt auf: Das Saarland liegt beim Gas- und Fernwärmeverbrauch an der Spitze – mit 93,4 bzw. 76,2 kWh/m². Berlin ist am sparsamsten: Dort liegt der Verbrauch bei nur 70,9 kWh/m² Gas und 49,4 kWh/m² Fernwärme. Sachsen-Anhalt verbraucht am wenigsten Heizöl. Die stärkste Steigerung bei Heizöl meldet Thüringen: plus 43,1 Prozent.
Verbrauchsdaten als Schlüssel zur Energieeffizienz
Im Zusammenhang mit dem gestiegenen Verbrauch verweisen Energieexperten auf mögliche Einsparpotenziale durch digitale Hilfsmittel. Der Energiedienstleister Techem sieht insbesondere im Heizungsmonitoring und in technischer Betriebsoptimierung wirkungsvolle Ansätze, um den Energiebedarf zu senken. Nach Unternehmensangaben lassen sich auf diesem Weg Verbrauch und Kosten um bis zu 15 Prozent reduzieren.
Als Beispiel nennt Techem ein neues Multisensor-Gerät, das neben Rauchentwicklung auch Temperatur und Luftfeuchtigkeit misst. Bei auffälligen Werten reagiert das Gerät mit einer visuellen Warnung, ergänzt durch Raumklimadaten und Lüftungsempfehlungen via App. Die Nutzung ist laut Anbieter datenschutzkonform und wird erst nach aktiver Freigabe durch den Nutzer gestartet. Eine Fernsteuerung ist nicht vorgesehen. Ziel solcher Systeme sei es, das Bewusstsein für den eigenen Energieverbrauch zu schärfen und Schäden durch falsches Heiz- oder Lüftungsverhalten zu vermeiden.
Künstliche Intelligenz soll Heizsysteme effizienter machen
Einen datengetriebenen Ansatz zur Reduktion von Heizkosten verfolgt auch das Berliner Start-up Green Fusion. Das Unternehmen entwickelt eine Software, die mithilfe künstlicher Intelligenz das Heizverhalten in Mehrfamilienhäusern analysiert und automatisch anpasst. Grundlage der Optimierung sind unter anderem Temperaturmessungen und Verbrauchsdaten. Ziel ist es, den Energieeinsatz an den tatsächlichen Bedarf anzupassen und so fossile Brennstoffe einzusparen.
Green Fusion wurde vor drei Jahren mit Unterstützung der Technischen Universität Berlin gegründet. Laut Unternehmensangaben könnte die flächendeckende Nutzung der Technologie allein in Deutschland zu einer Einsparung von bis zu 250 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr führen. Für Europa wird ein Potenzial von mehr als einer Gigatonne angegeben. Im laufenden Jahr plant das Unternehmen die Implementierung von rund 1.000 neuen Heizsystemen. Langfristig sollen etwa 1.500 Anlagen mit der Software ausgestattet werden.
Kurz zusammengefasst:
- Der Energieverbrauch in der Heizsaison 2024/25 ist in Deutschland um durchschnittlich 23,6 Prozent gestiegen – am stärksten bei Erdgas (+28,2 Prozent).
- Besonders hoher Verbrauch zeigt sich in Regionen wie dem Saarland, während Berlin und Sachsen-Anhalt vergleichsweise sparsam blieben.
- Digitale Lösungen wie Heizungsmonitoring oder KI-gestützte Systeme können helfen, Verbrauch und Kosten deutlich zu senken.
Bild: © Pexels