Smile to Pay: Mit einem Lächeln bezahlen – Was ist aus Alipays Vision geworden?

Smile to Pay: Jack Mas Vision vom Bezahlen mit einem Lächeln stößt auf Herausforderungen in der Praxis.

Smile to pay

Vor knapp einem Jahrzehnt präsentierte Alibaba-Gründer Jack Ma seine Vision des zukünftigen Bezahlens: "Smile to Pay". Dieses System sollte das Bezahlen revolutionieren. © Wikimedia

Vor knapp zehn Jahren stellte der berühmte Alibaba-Chef Jack Ma in Hannover seine Vision von zukünftigem Bezahlen vor. Es sollte eine Revolution sein. „Smile to Pay“ sollte Chinesen dazu bringen, mit ihrem Lächeln zu bezahlen. Einfach das Gesicht vor die Linse stellen und lächeln. Doch er ahnte nicht, wie schwer es werden sollte, Chinesen von ihrem Smartphone zu trennen.

Seitdem hat sich das innovative Zahlungssystem in China rasch verbreitet. Viele Geschäfte, insbesondere die des japanischen Mischkonzerns 7-Eleven sowie Filialen der chinesischen Bäckereikette Wedome, haben bereits auf die Gesichtserkennungstechnologie umgestellt. Kunden schätzen die Schnelligkeit und Bequemlichkeit dieses Verfahrens, das es ihnen ermöglicht, ohne Bargeld oder Karten zu zahlen. Eine Kassiererin einer Wedome-Filiale berichtet der NZZ zufolge von einer Werbeaktion, die das Interesse an der Technologie weiter steigerte: „Jeder Kunde, der mit seinem Gesicht bezahlt hat, erhielt einen Rabatt.“

Wie funktioniert „Smile to Pay“?

In China, wo bereits Hunderte Millionen Menschen mobile Zahlungsdienste wie Alipay und Tencent’s Tenpay nutzen, stiegen die Nutzerzahlen an. Das „Smile to Pay“-System basiert auf einer hochentwickelten 3-D-Kamera und einem Algorithmus, der spezifische menschliche Merkmale erkennt und so die Sicherheit gewährleistet. Dies verhindert, dass das System durch Fotos oder Videos ausgetrickst wird.

Die Technologie hinter „Smile to Pay“ nutzt künstliche Intelligenz, um die sogenannten „Faceprints“ zu erstellen. Diese sind einzigartige Codes, die aus den Messungen der Abstände verschiedener Punkte im Gesicht einer Person gewonnen werden. Ursprünglich orientierten sich die Systeme an 86 Punkten, doch moderne Versionen können unzählige Messpunkte verarbeiten. Dadurch verbessert sich die Genauigkeit der Gesichtserkennung stetig, was laut NZZ die Sicherheit und Zuverlässigkeit des Systems erhöht.

Technologie bei Banken beliebt

Nicht nur im Einzelhandel, sondern auch in der Finanzbranche sehen Experten großes Potenzial für Gesichtserkennungstechnologien. So nutzen etwa Banken, darunter die China Merchants Bank, diese Technologie, um das Abheben von Bargeld sicherer zu machen. Kunden müssen lediglich ihr Gesicht vor eine Kamera halten, um Zugang zu ihren Finanzen zu erhalten. Dies soll vor allem den Betrug mit gestohlenen Karten vermindern.

Chinesen schwer von ihrem Smartphone zu trennen

Jedoch hat sich die neue Technologie bis 2020 nicht so stark durchgesetzt wie erwartet. Ant Group Co., die Mutterfirma von Alipay und ein führendes Unternehmen im chinesischen Finanztechnologiesektor, hatte Schwierigkeiten, Benutzer von mobilen Zahlungen auf Gesichtserkennungszahlungen umzustellen. Trotz einer Investition von etwa 439 Millionen US-Dollar in ihr „Smile to Pay“-System war die Akzeptanz nur gering, wie das Wall Street Journal berichtet. Die QR-Codes waren bequem für die Nutzer in China und blieben die bevorzugte Bezahlmethode. Die Coronavirus-Pandemie hat die Adoption der Technologie weiter behindert, da Masken notwendig wurden und der Ladenverkehr zurückging.

Sicherheitsbedenken und Datenschutz

Eine Umfrage unter mehr als 6.000 Personen in China im Oktober 2019 ergab, dass fast 80 Prozent Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes bei der Verwendung von Gesichtserkennungstechnologie hatten. Laut dem Nandu Personal Information Protection Research Center waren zudem 57 Prozent der Befragten besorgt, durch diese Technologie verfolgt zu werden. Während etwa 41 Prozent der Teilnehmer bereit waren, ihr Gesicht für Zahlungen scannen zu lassen, lehnten weitere 39 Prozent dies ab. Die Umfrage zeigt, dass trotz der technologischen Fortschritte und des Potenzials der Gesichtserkennung, die breite Akzeptanz und das Vertrauen in diese Technologien entscheidend sind für deren Erfolg.

Was du dir merken solltest:

  • Jack Ma stellte 2015 das „Smile to Pay“ System vor, das Zahlungen mittels Gesichtserkennung ermöglicht, um das Bezahlen ohne physische Medien wie Bargeld oder Karten zu revolutionieren.
  • Trotz hoher Investitionen und technischer Fortschritte blieb die Akzeptanz des Systems hinter den Erwartungen zurück, da viele Nutzer QR-Codes aufgrund ihrer Bequemlichkeit bevorzugten.
  • Eine Umfrage unter mehr als 6.000 Personen zeigte, dass rund 80 Prozent der Befragten Bedenken wegen des Datenschutzes hatten.

Bild: © Foundations World Economic Forum via Wikimedia unter CC2-Lizenz

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