Rätselhafte Gesteinsproben vom Mars: Neue Spur zu früherem Leben im Jezero-Krater entdeckt
Lavagestein aus dem Jezero-Krater liefert neue Hinweise auf uralte Vulkanaktivität und mögliches Leben auf dem Mars.

Perseverance, der modernste Erkundungsroboter der NASA, landete am 18. Februar 2021 im Jezero-Krater, um Gesteinsproben für die Suche nach frühem Leben auf dem Mars zu sammeln. © NASA
Im Jezero-Krater auf dem Mars steckt mehr als nur alter Stein. Forscher haben dort extrem eisenhaltige Lavagesteine entdeckt – ein möglicher Schlüssel zur Geschichte des Roten Planeten. Diese Gesteine könnten nicht nur verraten, wie der Mars vor Milliarden Jahren geformt wurde, sondern auch, ob er einst Leben beherbergt hat.
Wissenschaftler der Texas A&M University untersuchten vier Proben aus dem Kraterboden. Im Labor analysierten sie nun ihre Zusammensetzung. Die Ergebnisse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift Science Advances.
Lavaprozesse könnten Leben auf dem Mars ermöglicht haben
Im Fokus steht die sogenannte Maaz-Formation – ein geologischer Abschnitt im Kraterboden, der älter als zwei Milliarden Jahre ist. Diese Gesteine sind reich an Eisenoxid und enthalten auffällige Mineralien wie Pyroxen, Feldspat und Reste von Olivin.
Besonders ungewöhnlich: In einer überlagernden Gesteinsschicht fanden die Forscher Feldspat-Kristalle, die von außen nach innen gewachsen sind – ein Hinweis auf instabile Abkühlung und mehrfaches Aufschmelzen. Solche Strukturen entstehen, wenn Magma nicht in einem Zug erstarrt, sondern durchmischt, erneut erhitzt und langsam kristallisiert. Diese Vorgänge sind auf der Erde gut dokumentiert – auf dem Mars wurden sie jedoch bisher nie so direkt beobachtet. Genau das macht die Funde so besonders.

Eisenreiche Lava als Zeuge uralter Marsprozesse
Die chemische Analyse zeigt: Die Gesteine der Maaz-Formation unterscheiden sich stark von Marsmeteoriten, die bislang auf der Erde untersucht wurden. Modelle zur Entstehung deuten darauf hin, dass die Gesteine aus einem gabbroähnlichen Magma hervorgegangen sind. Dieses Magma kristallisierte nicht gleichmäßig, sondern durchlief mehrere Schritte – darunter auch die Aufnahme älterer, eisenreicher Krustenteile.
Das bedeutet: Die chemischen Signaturen deuten auf eine starke Weiterentwicklung des ursprünglichen Magmas hin – ein Prozess, der komplexe geologische Vorgänge voraussetzt. Und solche Vorgänge könnten auch Bedingungen geschaffen haben, unter denen mikrobielles Leben auf dem Mars möglich gewesen wäre.
Wasserspur im Marsmantel: Ein bisher übersehener Faktor?
Ein Detail gibt den Wissenschaftlern besonders zu denken: Die Zusammensetzung der Lava spricht dafür, dass der Marsmantel früher mehr Wasser enthielt als heute. Wasser im Inneren eines Planeten fördert das Schmelzen von Gestein und damit auch vulkanische Aktivität – ein Faktor, der wiederum Nährstoffe und Wärme an die Oberfläche bringen kann.
Auf der Erde gelten genau solche Bedingungen als ideale Grundlage für mikrobielles Leben. Die Funde im Jezero-Krater deuten darauf hin, dass es solche Umgebungen auch auf dem Mars gegeben haben könnte.
Marsmeteoriten erzählen nur einen Teil der Geschichte
Bekannte Marsmeteoriten wie der Typ Shergottit zeigen vor allem Spuren von starker Aufschmelzung und geschlossener Kristallisation. Die Gesteine im Jezero-Krater weichen davon deutlich ab. Sie zeigen offenes Kristallwachstum, durchmischte Magmen und chemische Anomalien, die so noch nie auf dem Mars beobachtet wurden.
Die Maaz-Formation bietet also einen neuen Blick auf die Marskruste – und auf die Frage, wie sich geologische Prozesse dort über Jahrmilliarden entwickelt haben. Sie könnte helfen, Lücken im bisherigen Verständnis zu schließen und neue Wege in der Suche nach Leben auf dem Mars zu eröffnen.
Warum die Funde so wertvoll sind – und was als Nächstes passiert
Die untersuchten Gesteine zeigen, dass der Mars früher deutlich aktiver war als gedacht. Vulkanismus, chemische Vielfalt und Hinweise auf Wasser im Inneren – all das weist auf eine Umgebung hin, die zumindest zeitweise lebensfreundlich gewesen sein könnte. Noch fehlt der direkte Beweis, doch mit jeder Probe rückt er näher.
Die gesammelten Gesteine sollen bei einer künftigen Marsmission zur Erde gebracht werden. Dort könnten sie noch genauer analysiert werden – mit Instrumenten, die auf dem Mars nicht verfügbar sind. Die Hoffnung: Auf den Proben könnten sich Spuren alter Mikroorganismen oder chemischer Signaturen von Leben befinden. Bis dahin bleibt der Jezero-Krater ein Ort voller Versprechen – und ein Fenster in die ferne Vergangenheit eines Planeten, der uns immer wieder überrascht.
Kurz zusammengefasst:
- Im Jezero-Krater entdeckte Lavagesteine der Maaz-Formation enthalten ungewöhnlich viel Eisen und zeigen Spuren mehrfacher Magmabewegung, was auf komplexe vulkanische Prozesse auf dem Mars vor über zwei Milliarden Jahren hinweist.
- Die chemische Zusammensetzung der Gesteine unterscheidet sich stark von bekannten Marsmeteoriten und deutet auf einen früher wasserreicheren Marsmantel hin – eine Voraussetzung für vulkanische Aktivität und mögliche Lebensräume.
- Die Proben sollen künftig auf der Erde untersucht werden, um herauszufinden, ob sie Hinweise auf früheres mikrobielles Leben auf dem Mars enthalten.
Übrigens: Die markante rote Farbe des Mars könnte aus einem Eisenmineral stammen, das sich nur bei Wasser und Sauerstoff bildet. Was das über die frühe Umwelt des Planeten verrät – mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © NASA