Alle zwei Minuten stirbt eine Mutter bei der Geburt ihres Kindes

Die Müttersterblichkeit weltweit ist immer noch höher, als sie es beim heutigen medizinischen Stand sein dürfte, sagt ein Bericht der WHO.

Müttersterblichkeit weltweit steigt: WHO warnt vor Rückschritt

Laut WHO wird das Ziel der Vereinten Nationen, die globale Müttersterblichkeit weltweit bis 2030 deutlich zu senken, derzeit klar verfehlt. © Pexels

Seit dem Jahr 2000 ist die Müttersterblichkeit weltweit um 40 Prozent gesunken, doch dieser Fortschritt gerät ins Wanken. Laut einem neuen Bericht der Vereinten Nationen (UN) zum Weltgesundheitstag hat sich die Entwicklung seit 2016 deutlich verlangsamt. Durch Kürzungen bei der internationalen Hilfe drohen weitere Rückschritte. 

Im Jahr 2023 sind laut dem UN-Bericht rund 260.000 Frauen während der Schwangerschaft oder bei der Geburt gestorben. Das entspricht einem Todesfall alle zwei Minuten. 

Länder streichen Gesundheitsdienste radikal zusammen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), eine der an der Auswertung beteiligten UN-Organisationen, warnt vor dramatischen Folgen. In vielen Ländern sind wichtige Gesundheitseinrichtungen bereits geschlossen worden, weil Mittel fehlen. Gleichzeitig hat sich die Versorgung mit Medikamenten verschlechtert. Besonders betroffen sind Mittel gegen Blutungen, Präeklampsie und Malaria – allesamt Hauptursachen für Todesfälle rund um Geburten.

Während dieser Bericht Hoffnungsschimmer zeigt, macht die Analyse auch deutlich, wie gefährlich eine Schwangerschaft in weiten Teilen der Welt nach wie vor ist.

Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO

Die überwiegende Mehrheit der Todesfälle lässt sich laut Dr. Ghebreyesus auf Komplikationen zurückführen, für die es inzwischen genug Lösungen gibt. Die weltweite Müttersterblichkeit ist also weitaus höher, als sie es beim heutigen Stand der Medizin eigentlich sein dürfte.

Pandemie warf Fortschritte deutlich zurück

Zum ersten Mal legte die UN auch Zahlen vor, die die Auswirkungen der Corona-Pandemie zeigen. Zwischen 2020 und 2021 ist die Zahl der Müttersterblichkeit sprunghaft angestiegen – um etwa 40.000 zusätzliche Todesfälle. Nicht nur Viruskomplikationen, sondern auch der eingeschränkte Zugang zu Geburtskliniken, Vorsorge und Notdiensten hat laut WHO dabei eine Rolle gespielt.

Müttersterblichkeit weltweit: Krisen verschärfen globale Ungleichheiten bei Geburten

UNICEF-Direktorin Catherine Russell warnt vor einer „verlorenen Generation“ an Müttern und Kindern:

Wenn eine Mutter während der Schwangerschaft oder Geburt stirbt, ist auch das Leben ihres Kindes in Gefahr. Zu oft überleben beide nicht – obwohl sich die Ursachen vermeiden lassen.

Catherine Russell, UNICEF-Direktorin

Laut dem Bericht der WHO liegt das Risiko für ein 15-jähriges Mädchen in instabilen Staaten wie Tschad, Nigeria oder Afghanistan bei bis zu 1 zu 24 – im Vergleich zu 1 zu 593 in stabilen Ländern. Das bedeutet: Jede 24. junge Frau könnte an Komplikationen einer Schwangerschaft sterben. Fast zwei Drittel aller Todesfälle betreffen mittlerweile Länder mit Konflikten oder schwachen Gesundheitssystemen.

Frauen in Afrika bleiben besonders gefährdet

Obwohl die afrikanischen Staaten südlich der Sahara-Wüste seit dem Jahr 2000 Fortschritte gemacht haben, bleibt die Region ein Brennpunkt. Laut der WHO entfielen 2023 rund 70 Prozent aller mütterlichen Todesfälle weltweit auf diese Weltregion. Und doch gehört sie neben Australien und Neuseeland sowie Zentral- und Südasien zu den wenigen Regionen, in denen die Sterblichkeit seit 2015 gesunken ist.

Während der Rest der Welt stagniert, steigt das Risiko in den USA wieder

In anderen Weltregionen hat sich die Entwicklung dagegen kaum verändert. In Nordafrika, Westasien, Europa oder Lateinamerika stagnieren die Zahlen seit 2015. In den USA beobachtete die WHO hingegen einen steigenden Trend, auch in Übereinstimmung mit den Zahlen nationaler Gesundheitsbehörden. Das Land wies bisher eine sehr geringe Müttersterblichkeit auf.

Das Ziel der Vereinten Nationen, die globale Müttersterblichkeit weltweit bis 2030 deutlich zu senken, wird laut WHO-Bericht derzeit klar verfehlt. Statt der nötigen 15 Prozent jährlicher Reduktion liegt die tatsächliche Verbesserung bei nur 1,5 Prozent pro Jahr.

WHO fordert auch erhöhten Zugang zu Bildung und Verhütung

Zur Rettung von Leben zählt nicht nur die medizinische Akutversorgung. Auch der Zugang zu Bildung, Familienplanung und Gesundheitsdiensten müsse laut WHO verbessert werden. Nur so lasse sich die Gesundheit von Frauen langfristig sichern. Dr. Natalia Kanem, Direktorin des Bevölkerungsfonds der UN, forderte: 

Der Zugang zu hochwertigen Gesundheitsdiensten für Mütter ist ein Recht, kein Privileg – und wir alle tragen die dringende Verantwortung, gut ausgestattete Gesundheitssysteme aufzubauen, die das Leben jeder schwangeren Frau und jedes Neugeborenen schützen.

Dr. Natalia Kanem, Direktorin des Bevölkerungsfonds der UN

Kurz zusammengefasst:

  • Seit dem Jahr 2000 ist die Müttersterblichkeit weltweit um 40 Prozent gesunken, doch der Fortschritt stockt seit 2016.
  • Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) drohen Kürzungen bei der internationalen Hilfe diesen Trend umzukehren.
  • Besonders in Krisenregionen wie Subsahara-Afrika bleibt das Risiko für schwangere Frauen extrem hoch.

Bild: © Pexels

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