Herzversagen früher erkennen: Forscher entdecken ein verborgenes Warnsignal in den Beinen
Forscher aus Toronto entdecken ein neues Warnzeichen für Herzversagen: Das taucht allerdings nicht im Herzen auf, sondern in den Beinen.
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Indem sich medizinisches Personal bei der Untersuchung nicht nur auf das Herz, sondern auch auf die Beinmuskulatur fokussiert, könnte ein mögliches Herzversagen früher diagnostiziert werden. © Vecteezy
Laut einer neuer Studie der University of Toronto können Durchblutungsstörungen in der Beinmuskulatur ein frühes Warnzeichen für Herzversagen sein. Besonders für Herzinsuffizienz mit erhaltener Auswurffraktion (HFpEF), eine schwer zu diagnostizierende Erkrankung, könnte dieser Ansatz eine frühzeitige Behandlung ermöglichen.
Bisher konzentriert sich die Diagnostik auf das Herz selbst, etwa auf Verdickungen der Herzwände oder einen vergrößerten linken Vorhof. Solche Auffälligkeiten treten jedoch erst spät auf, während frühere Warnzeichen wie eine mikrovaskuläre Dysfunktion oft unbemerkt blieben.
Beinmuskeln reagieren empfindlicher als das Herz
Laut der Studie stellen die Blutgefäße in der Beinmuskulatur möglicherweise ein besseres Frühwarnsystem als das Herz dar. Frühere Untersuchungen zeigten bereits, dass Durchblutungsprobleme in den Beinen oft mit Symptomen wie schneller Erschöpfung oder reduzierter Belastbarkeit einhergehen.
Das Forschungsteam untersuchte mithilfe einer speziellen MRT-Technik, wie sich Blutgefäße bei Belastung verhalten. In einem Experiment mit Ratten zeigte sich, dass bei diabetesbedingter HFpEF Durchblutungsstörungen in der Beinmuskulatur auftraten – und das bereits Monate, bevor sich die ersten Herzprobleme bemerkbar machen.
Neue MRT-Methode liefert präzisere Daten
Die eingesetzte Methode nutzt einen speziellen Blut-Pool-Kontraststoff, um kleinste Veränderungen in der Mikrozirkulation sichtbar zu machen. Bisher wurden ähnliche Verfahren vor allem zur Untersuchung des Herzens eingesetzt. Nun konnten die Forscher zeigen, dass sich dieselbe Technik auch auf die Beinmuskulatur anwenden lässt.
Indem sich medizinisches Personal bei der Untersuchung nicht nur auf das Herz, sondern auch auf die Beinmuskulatur fokussiert, könnten verlässliche Diagnosen in Zukunft früher getroffen werden. In vielen Fällen kann dies irreversible Schäden am Herzen vermeiden.
Unsere Ergebnisse zeigen, dass wir durch die Betrachtung des Blutflusses in den Beinen Probleme viel früher erkennen können, als wenn wir uns nur auf das Herz konzentrieren würden.
Sadi Loai, leitender Forscher der Studie
Unterschiedliche Reaktionen je nach Geschlecht
Interessanterweise gab es geschlechtsspezifische Unterschiede in den Messungen. Während männliche Exemplare mit HFpEF eine fortschreitende Verschlechterung der Durchblutung zeigten, waren die Ergebnisse bei weiblichen Tieren weniger eindeutig.
Besonders in den ersten Monaten nach der Diabetesinduktion wiesen männliche Ratten eine verstärkte Vasokonstriktion – also eine Gefäßverengung – auf, während weibliche Tiere weniger eindeutige Muster zeigten. Dies wirft die Frage auf, ob hormonelle Faktoren eine Rolle spielen oder ob unterschiedliche Grenzwerte für eine frühe HFpEF-Diagnose bei Männern und Frauen notwendig sind.
Weitere Tests an Patienten geplant
Die Forscher planen nun, ihre Methode in klinischen Studien an Menschen zu testen. Ziel ist es herauszufinden, ob sich Durchblutungsstörungen in der Beinmuskulatur tatsächlich als verlässliches Frühwarnzeichen für HFpEF eignen. Falls sich dieser Ansatz bestätigt, könnte er dazu beitragen, Herzinsuffizienz deutlich früher zu erkennen.
Unser ultimatives Ziel ist es nicht nur, eine Tür zur frühen Diagnose zu öffnen, wenn diese Krankheit noch behandelbar sein könnte, sondern auch eine neue Richtung in der Behandlung einer Erkrankung aufzuzeigen, die zunehmend verbreitet ist und zur häufigsten Form von Herzinsuffizienz geworden ist.
Hai-Ling Margaret Cheng, Senior-Forscherin an der Studie
Kurz zusammengefasst:
- Forscher der University of Toronto haben herausgefunden, dass Durchblutungsstörungen in der Beinmuskulatur ein frühes Warnsignal für Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF) sein können.
- In Tierversuchen mit Ratten zeigte sich, dass diese Durchblutungsprobleme Monate vor ersten Herzsymptomen auftraten.
- Eine neue MRT-Technik könnte helfen, HFpEF früher zu diagnostizieren und rechtzeitig zu behandeln.
Bild: © Vecteezy