Gefährliche Sucht: Warum TikTok für amerikanische Kinder riskanter ist als für chinesische Jugendliche

Im Bloomberg-Interview in Davos warnt Jonathan Haidt, dass TikTok für die Gen Z eine gefährliche Suchtquelle ist – für amerikanische Kinder.

Haidt warnt: TikTok ist „süchtig machend und betäubend“ und schädlich für die psychische Gesundheit, besonders von Mädchen.

Haidt warnt: TikTok ist „süchtig machend und betäubend“ und schädlich für die psychische Gesundheit, besonders von Mädchen. © Pexels

Die Generation Z, geprägt durch soziale Medien wie TikTok, unterscheidet sich deutlich von ihren Vorgängern. Statt mit Herausforderungen konfrontiert zu werden, wurde sie vor Risiken geschützt. Dies mag fürsorglich erscheinen, doch die Folgen sind gravierend: Eine digitale Sucht belastet diese Generation. Jonathan Haidt, Professor an der New York University und Autor von The Anxious Generation, warnt, dass TikTok nicht nur die psychische Gesundheit gefährdet, sondern auch eine nationale Bedrohung darstellt. Im Interview mit Francine Lacqua von Bloomberg während des Davoser Treffens sagte Haidt: „TikTok macht nicht nur süchtig, sondern ist auch betäubend für seine Nutzer.“

„Es wird die Demokratie auf eine harte Probe stellen“, warnte Haidt und kündigte an, dass die Welt eine „wilde Fahrt“ erwarten sollte.

Die zerstörerische Wirkung von TikTok auf Gen Z

TikTok hat einen enormen Einfluss auf die Wahrnehmung und das Verhalten von Jugendlichen. Haidt beschreibt die Plattform als „süchtig machend und betäubend“ und warnt davor, dass sie für die psychische Gesundheit der Nutzer schädlich ist. Die Zahlen belegen dies: In den letzten Jahren sind die Raten von Depressionen, Angstzuständen und sogar Suizidgedanken bei Jugendlichen dramatisch gestiegen – und das vor allem seit dem Jahr 2012, als soziale Plattformen immer populärer wurden. „Die Veränderung, die wir seit 2012 sehen, ist dramatisch. Es ist, als hätte jemand das Licht eingeschaltet“, so Haidt.

Die negative Wirkung zeigt sich vor allem bei Mädchen, die durch ständige Vergleiche mit anderen und die Verbreitung unrealistischer Schönheitsideale immer mehr unter psychischen Belastungen leiden. Haidt sieht diese Entwicklung als einen der Hauptgründe für das wachsende Problem der psychischen Gesundheit in der Generation Z.

Ein digitaler Albtraum: Wie soziale Medien die Kindheit verändern

Was viele Eltern nicht wissen: Der ständige Konsum von sozialen Medien verändert das Gehirn von Kindern und Jugendlichen. Anstatt in der echten Welt zu spielen, sich mit Freunden zu streiten und Konflikte selbst zu lösen, verbringen immer mehr junge Menschen ihre Zeit in einer digitalen Parallelwelt. TikTok und Co. bieten eine Flut an Informationen, die zwar unterhaltsam, aber wenig lehrreich sind. Die echte Welt mit all ihren Herausforderungen wird zunehmend ausgeblendet. Haidt spricht von einem gefährlichen Trend, der die natürliche Entwicklung hemmt und die Fähigkeit zur sozialen Interaktion einschränkt.

Dieser Trend ist nicht nur ein Problem der jüngeren Generation, sondern hat auch Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Unternehmen und Institutionen mit der Generation Z umgehen müssen. Der digitale Einfluss sorgt dafür, dass viele Jugendliche Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren und mit den Herausforderungen des Lebens auf eine gesunde Art umzugehen.

TikTok als kulturelle Zerstörungskraft

Haidt äußert sich auch zur Rolle von TikTok als kulturelle Zerstörungskraft: Er erklärt, dass die Plattform für die Gen Z nicht nur der Unterhaltung dient, sondern auch die Gesellschaft spaltet und die Demokratie gefährdet, da sie politische und gesellschaftliche Debatten zunehmend durch Emotionen statt mit fundierten Argumenten beeinflusst. Besonders problematisch sei, dass „TikTok by design die amerikanischen Kinder bedroht, aber nicht die chinesischen“, da die chinesische Version, Douyin, strengeren Vorschriften unterliegt und weniger problematische Inhalte bietet, während TikTok in den USA gezielt negative Effekte fördert.

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Gen Z und die Arbeitswelt: Eine Generation im Wandel

Für die Arbeitswelt wird die Situation nicht einfacher. Die Gen Z, die in einer Welt voller digitaler Ablenkungen aufgewachsen ist, wird es schwer haben, sich auf langfristige Aufgaben zu konzentrieren und soziale Interaktionen auf die gleiche Weise zu führen wie frühere Generationen. Haidt warnt davor, dass die ständige Nutzung von Social Media und die damit verbundene Unfähigkeit zur langfristigen Konzentration die Arbeitswelt auf den Kopf stellen könnten. Unternehmen müssen sich darauf einstellen, dass die Generation Z andere Fähigkeiten mitbringt – oder besser gesagt, andere Defizite hat.

Die Lösung: Gemeinsam gegen die digitale Sucht

Haidt fordert eine Veränderung, die über individuelle Erziehungsmaßnahmen hinausgeht. Eltern, Schulen, Unternehmen und die Gesellschaft müssen gemeinsam gegen die digitale Sucht ankämpfen und Wege finden, um Kinder und Jugendliche wieder zu einem realistischeren und gesünderen Umgang mit der digitalen Welt zu erziehen. Nur durch kollektives Handeln kann der Teufelskreis durchbrochen werden, der TikTok und ähnliche Plattformen zu einer Gefahr für die psychische Gesundheit gemacht hat. „Die Verantwortung liegt bei uns allen. Wir müssen gemeinsam handeln“, fordert Haidt.

Kurz zusammengefasst:

  • Jonathan Haidt warnt, dass TikTok eine gefährliche Suchtquelle für die Gen Z darstellt, besonders für amerikanische Kinder.
  • Im Bloomberg-Interview in Davos erklärte Haidt, dass die Plattform absichtlich so gestaltet ist, dass sie die psychische Gesundheit von Jugendlichen belastet.
  • Besonders problematisch sei, dass TikTok in den USA schädlich für Kinder ist, während die chinesische Version (Douyin) strengeren Vorschriften unterliegt und weniger riskante Inhalte bietet.

Übrigens: Interne Berichte zeigen, wie TikTok Jugendliche in eine digitale Abhängigkeit lockt und psychische Folgen in Kauf nimmt. Der manipulative Algorithmus fesselt Nutzer, die Zeit auf der Plattform zu maximieren – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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