Donald Trump will Grönland kaufen: Wie bemisst sich der Wert eines Gebiets?

Donald Trump hat ein Auge auf Grönland geworfen. Sein Plan, die Insel zu kaufen, hat eine Vorgeschichte. Doch was kostet die Insel?

Bunte Häuser in Nuuk: Hinter der Idylle verbirgt sich eine Insel voller strategischer und wirtschaftlicher Schätze, die Trump begehrt. © Wikimedia

Bunte Häuser in Nuuk: Hinter der Idylle verbirgt sich eine Insel voller strategischer und wirtschaftlicher Schätze, die Trump begehrt. © Wikimedia

Donald Trump sorgt wieder für Aufsehen. Kürzlich erklärte er der Welt, dass er beabsichtige, Grönland zu kaufen – und er machte klar, dass er notfalls auch Druck ausüben würde, um seinen Plan durchzusetzen. Bereits während seiner ersten Amtszeit 2019 hatte er Interesse an der größten Insel der Welt bekundet, damals mit dem Versprechen, „keine Trump-Tower“ auf dem arktischen Territorium zu errichten. Ob das ernst gemeint war oder ein Seitenhieb auf seine Kritiker, bleibt offen. Fakt ist: Trump ist nicht der Erste, der Grönland als begehrenswerten Besitz betrachtet.

Grönland gehört zu Dänemark, genießt jedoch weitreichende Autonomie. Seine strategische Lage und reichhaltigen Rohstoffe machen es zu einem äußerst wertvollen Gebiet. Doch wie bemisst man den Wert eines ganzen Landes? Diese Frage ist nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch brisant.

Gebietsverkäufe – ein Relikt der Geschichte?

Dass ein Staat versucht, ein Territorium zu kaufen, ist in der heutigen Welt kaum vorstellbar. Doch früher waren solche Geschäfte keine Seltenheit. Die USA erwarben 1803 mit dem Louisiana Purchase eine riesige Landmasse von Frankreich für 15 Millionen US-Dollar, was heute etwa 416 Millionen Euro entspräche. 1867 folgte der Kauf Alaskas von Russland für 7,2 Millionen US-Dollar – damals ein Schnäppchen für das rohstoffreiche Gebiet.

Grönland selbst war bereits 1946 im Gespräch: US-Präsident Harry Truman bot 100 Millionen US-Dollar in Gold, um die Insel von Dänemark zu erwerben. Die Antwort fiel eindeutig aus – genau wie 2019 und heute: „Nein, danke.“ Doch warum sind solche Deals in der modernen Welt so selten geworden?

Nationalstolz verhindert Verkäufe

In einer globalisierten Welt, in der nationale Grenzen eine immer größere Bedeutung haben, ist der Verkauf von Territorien politisch kaum umsetzbar. Länder wie Dänemark sehen ihre Gebiete nicht nur als wirtschaftliche Ressourcen, sondern als Herzstück ihrer nationalen Identität. Grönland zu verkaufen, wäre für viele Dänen und Grönländer ein Affront.

Hinzu kommt, dass moderne Demokratien nicht mehr so funktionieren wie vor 200 Jahren. Von Landverkäufen profitiert selten die breite Bevölkerung, sondern eher die Mächtigen – ein Gedanke, der heute auf massiven Widerstand stoßen würde. Das macht es fast unmöglich, solche Deals zu rechtfertigen, selbst wenn das Angebot astronomisch wäre.

Grönlands verborgene Schätze

Der wahre Wert Grönlands liegt tief unter seinem Eis verborgen. Die Insel verfügt über umfangreiche Vorkommen an seltenen Erden, Gold, Silber und Uran. Zudem könnte vor der Küste Öl gefördert werden, was das Potenzial der Region noch weiter steigert. Diese Rohstoffe sind nicht nur wirtschaftlich attraktiv, sondern haben auch eine enorme geopolitische Bedeutung, besonders für Mächte wie die USA oder China.

Wie The Conversation berichtet, spiegelt sich dieses Potenzial allerdings nicht im aktuellen Bruttoinlandsprodukt der Insel wider, das bei etwa 3 Milliarden US-Dollar liegt. Die Herausforderung besteht darin, diesen verborgenen Schatz zu bewerten und gleichzeitig die ökologischen und politischen Risiken einzubeziehen.

Wie man den Wert eines Landes berechnet

Der Wert eines Landes wie Grönland ist nicht leicht zu bestimmen. Anders als bei nationalen Assets wie dem Panamakanal, dessen Wert durch zukünftige Einnahmen berechnet werden kann, spielen bei einem Land viele immaterielle Faktoren eine Rolle. Neben Rohstoffen und wirtschaftlicher Leistung zählen auch die strategische Lage, die Infrastruktur und die Lebensqualität der Bevölkerung.

Ein solcher Bewertungsprozess zeigt, warum Gebietsverkäufe so schwierig geworden sind. Länder sind heute mehr als wirtschaftliche Einheiten. Sie repräsentieren Kulturen, Identitäten und geopolitische Macht – Werte, die sich nicht in Zahlen ausdrücken lassen, heißt es bei The Conversation.

Experten berechnen den Preis für Grönland

Experten schätzen den möglichen Kaufpreis Grönlands auf eine Spannweite von 12,5 Milliarden bis 77 Milliarden US-Dollar. Diese Schätzung basiert auf Vergleichen mit historischen Landkäufen der USA, wie dem Erwerb der US-Jungferninseln (1917) und Alaskas (1867). David Barker, ehemaliger Ökonom der New York Fed, entwickelte hierfür laut der New York Times ein Berechnungsmodell. Er passte die Kaufpreise der beiden historischen Transaktionen an das Wirtschaftswachstum der Käuferländer an. Das niedrigere Ende der Bewertung ergibt sich aus der 500-fachen Steigerung des dänischen Bruttoinlandsprodukts seit dem Kauf der Jungferninseln, während das obere Ende auf der inflationsbereinigten Anpassung des Alaskapreises basiert.

Eine ganz andere Perspektive liefert die Financial Times mit einer Schätzung von 1,1 Billionen US-Dollar, basierend auf Grönlands mineralischen Ressourcen. Allerdings ist dieser Ansatz umstritten: Laut Barker könnten die Einnahmen aus der Ressourcennutzung aufgrund von Unternehmensgewinnen und Förderkosten weit unter dieser Zahl liegen, heißt es in der New York Times. Dennoch unterstreicht die enorme Diskrepanz zwischen den Schätzungen die Komplexität der Bewertung. Entscheidend ist dabei die Frage, ob Grönlands militärischer oder wirtschaftlicher Wert im Vordergrund steht – ein Punkt, den Donald Trump deutlich gemacht hat, indem er nicht ausschloss, im Ernstfall militärischen oder wirtschaftlichen Druck auszuüben.

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Grenzen als unantastbares Gut

Ein weiterer Grund, warum Gebietsverkäufe kaum noch stattfinden, ist das internationale Prinzip der festen Grenzen. Länder fürchten, dass ein solcher Deal einen Dominoeffekt auslösen könnte, bei dem andere Nationen territoriale Ansprüche stellen. Die politische Stabilität steht auf dem Spiel, wenn einmal damit begonnen wird, Grenzen neu zu verhandeln.

Für Trump bleibt die Idee, Grönland zu kaufen, jedoch offenbar ein faszinierendes Ziel. Ob er seine Drohung, Druck auszuüben, wahr macht, ist ungewiss. Doch eins ist klar: Grönland mag auf dem Papier einen Preis haben, doch in der Realität ist es unverkäuflich – sowohl für Dänemark als auch für seine Bewohner.

Was du dir merken solltest:

  • Donald Trump möchte Grönland kaufen und hat angekündigt, dafür notfalls politischen Druck auszuüben. Die Idee hat historische Vorbilder, ist jedoch in der modernen Welt politisch und emotional kaum umsetzbar.
  • Grönlands Wert liegt in seiner strategischen Lage und seinen reichen Rohstoffvorkommen, darunter seltene Erden, Uran und potenzielle Erdölvorkommen. Diese machen die Insel wirtschaftlich und geopolitisch hochinteressant.
  • Der Verkauf eines Territoriums wie Grönland ist heute nahezu unmöglich, da nationale Identität, internationale Normen und politische Stabilität solchen Transaktionen entgegenstehen.

Bild: © amanderson2 via Wikimedia unter CC BY 2.0

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