Schleswig-Holstein: Jäger erschossen dieses Jahr 2.500 Katzen – Tierschützer fordern ein Verbot
In Schleswig-Holstein werden jährlich tausende Katzen erschossen. Eine Petition fordert das Verbot – sie hat bereits 60.000 Unterstützer.
In Schleswig-Holstein leben schätzungsweise 75.000 verwilderte Katzen. Der Abschuss dieser Tiere durch Jäger ist gesetzlich erlaubt, wenn die Katzen mehr als 200 Meter von einem Wohnhaus entfernt sind. Laut dem NDR wurden allein 2024 über 2.500 Katzen erschossen. Dies sorgte für heftige Reaktionen in den sozialen Medien und auch in der Landespolitik.
Tierschützer kritisieren diese Praxis, während Jäger argumentieren, dass verwilderte Katzen geschützte Vogelarten gefährden. Vor allem solche, die am Boden nisten, sind gefährdet.
Politik berät über Abschussverbote
Im Dezember diskutierte der Umwelt- und Agrarausschuss des Landtags über ein Verbot der Katzenjagd, initiiert durch die SPD. Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) sprach sich jedoch dagegen aus. Er betonte, dass das Töten verwilderter Katzen notwendig sei, um wildlebende Arten zu schützen. Die Jägerschaft gehe laut ihm „besonnen“ mit dieser Regelung um.
Die SPD kündigte an, weiter Druck machen zu wollen, da das Thema zu viele Menschen bewege. So hat eine Online-Petition, die den Abschuss von Katzen verbieten will, inzwischen über 60.000 Unterschriften gesammelt. Sylvia Schramm Schumann hat die Petition initiiert und schreibt:
Ein Tier ist keine Sache, sondern ein Lebewesen. Es gibt Länder, da kommt man für die Misshandlung von Tieren ins Gefängnis. Scheinbar ist man da in Schleswig-Holstein noch nicht so weit. Deshalb müssen wir eingreifen. Ich hoffe, es gibt genug Menschen, die sich dafür starkmachen. Deutschland hat fast 20 Millionen Katzenliebhaber – da sollte was zusammen kommen.
Kastration als zentrale Alternative?
Eine Lösung könnte in einer stärkeren Förderung von Kastrationen liegen. Aktuell gibt es in Schleswig-Holstein zwei größere Kastrationsaktionen pro Jahr, finanziert durch den Tierschutzbund und das Land. Im Jahr 2024 wurden so knapp 1.900 Katzen kastriert.
Angesichts der großen Population reiche die aktuelle Zahl der Kastrationen bei weitem nicht aus, sagt Wulf-Heiner Kummetz vom Landesjagdverband (LJV). Er fordert eine deutliche Erhöhung der finanziellen Mittel: 110.000 Euro hat das Land 2024 bereitgestellt, aus Sicht des LJV nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Eine weitere Maßnahme könnte eine generelle Kastrationspflicht sein. Diese Forderung wird von Tierschützern wie Katharina Erdmann vom Landestierschutzverband unterstützt. Sie betonte, dass die Wirkung einer solchen Regelung erst langfristig sichtbar werde, aber dringend notwendig sei.
Erste Kommunen handeln bereits
Einige Kommunen in Schleswig-Holstein haben laut dem NDR bereits Kastrations- und Registrierungspflichten eingeführt. Dazu gehören unter anderem Itzehoe, Mölln und Ratzeburg. In Itzehoe gilt das Nicht-Kastrieren oder -Registrieren von Katzen als Ordnungswidrigkeit, die mit bis zu 5.000 Euro Bußgeld geahndet werden kann.
Diese Neuerung habe laut Ellen Kloth vom Tierschutzbund das Potenzial, die Haltung von Katzen nachhaltig zu beeinflussen. Zahlen zur tatsächlichen Entwicklung der Katzenpopulationen in diesen Regionen liegen bisher nicht vor. Dennoch zeigen diese Maßnahmen, dass lokale Lösungen möglich sind.
Kritiker bemängeln Flickenteppich an Regelungen
Katharina Erdmann sieht eine bundesweit einheitliche Regelung als effizienter an, um die Katzenpopulation unter Kontrolle zu bringen. Sie kritisiert die regional unterschiedlichen Ansätze, die einem „Flickenteppich“ gleichen würden.
Zudem schlägt der LJV weitere Maßnahmen vor, wie einen Sachkundenachweis oder ein zeitlich begrenztes Freigangsverbot für Katzen. Solche Vorschläge stoßen allerdings auf Skepsis, da sie schwer umsetzbar sind und neue Konflikte schaffen könnten.
Was du dir merken solltest:
- In Schleswig-Holstein dürfen Jäger verwilderte Katzen abschießen, was 2024 zu über 2.500 getöteten Tieren führte und heftige Reaktionen auslöste.
- Politik und Tierschützer diskutieren Alternativen wie Kastrationsprogramme oder ein generelles Freigangsverbot, während Jäger auf den Schutz bedrohter Vogelarten pochen.
- Erste Kommunen setzen auf Kastrationspflichten, doch es fehlen einheitliche Regelungen.
Übrigens: Rote Katzen haben oft eine überraschende Gemeinsamkeit und Forscher wissen jetzt endlich, warum. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.
Bild: © Vecteezy