Ein Drittel der Gen Z meidet den Toilettengang im Büro – ein Tabu mit Folgen

Der Toilettengang während der Arbeitszeit ist für viele ein Tabu. Aus Scham meiden Beschäftigte das Büro-WC.

Scham am stillen Örtchen: Vor allem Frauen und Gen Z meiden den Toilettengang im Büro – mit Auswirkungen auf Gesundheit und Arbeitsklima. © Pexels

Scham am stillen Örtchen: Vor allem Frauen scheuen den Toilettengang im Büro – mit Auswirkungen auf Gesundheit und Arbeitsklima. © Pexels

Der Gang zur Toilette – so selbstverständlich, und doch ein Tabu im Arbeitsalltag. Viele Beschäftigte schieben den Toilettengang während der Arbeitszeit auf, manche vermeiden ihn komplett. Eine aktuelle britische Untersuchung von QS Supplies zeigt, wie weit verbreitet diese Zurückhaltung ist – und welche Auswirkungen sie auf Gesundheit und Produktivität hat.

Fast jeder achte Beschäftigte gab an, noch nie am Arbeitsplatz Stuhlgang gehabt zu haben. Besonders junge Menschen und Frauen leiden unter der Angst, in der Arbeit die Toilette für größere Geschäfte zu nutzen. Laut der Studie fühlen sich 36 Prozent der Gen Z, also der nach 1990 Geborenen, unwohl oder haben sogar Angst vor diesem natürlichen Bedürfnis. Elf Prozent von ihnen haben den Stuhlgang am Arbeitsplatz komplett vermieden – eine erstaunliche Zahl, die zum Nachdenken anregt.

Schamgefühl dominiert – Frauen besonders betroffen

Frauen trifft dieses Problem besonders hart: Fast die Hälfte (48 Prozent) gab an, sich unwohl zu fühlen, verglichen mit nur 19 Prozent der Männer. Die Hauptursachen sind ein Mangel an Privatsphäre und die Angst vor unangenehmen Geräuschen oder Gerüchen. Besonders Frauen versuchen, solche Situationen zu vermeiden, indem sie warten, bis das WC leer ist, oder die Toilettenspülung mehrfach betätigen, um Geräusche zu kaschieren. Diese Verhaltensweisen führen oft zu zusätzlichem Stress – und dieser lässt sich vermeiden.

Doch solche Strategien sind nicht nur umständlich, sie können auch gesundheitliche Risiken bergen. Experten warnen davor, den Toilettengang zu lange hinauszuzögern. Chronische Verstopfung, Bauchschmerzen und Verdauungsprobleme können die Folge sein. Der Körper „lernt“ dabei regelrecht, den Stuhlgang zu unterdrücken, was langfristig schwerwiegende Beschwerden verursachen kann.

Wirtschaftliche Auswirkungen: Toilettenpausen kosten Unternehmen Millionen

Neben den gesundheitlichen Aspekten hat das Tabu um den Toilettengang auch wirtschaftliche Folgen. QS Supplies hat berechnet, dass Unternehmen durch die Zeit, die Mitarbeiter im WC verbringen, im Schnitt 2.833 Euro pro Jahr und Mitarbeiter verlieren. Remote-Beschäftigte verursachen mit 3.565 Euro sogar noch höhere Kosten. Besonders in der Tech-Branche summieren sich die Verluste durch Toilettenpausen auf bis zu 3.376 Euro pro Mitarbeiter und Jahr.

Auffällig ist, dass jüngere Mitarbeiter mehr Zeit im Badezimmer verbringen. In der Generation Z sind es durchschnittlich 18 Minuten pro Tag, was sich auf 78 Stunden pro Jahr hochrechnet. Gleichzeitig zeigen die Daten: Gerade diese Generation scheut sich oft davor, ihre natürlichen Bedürfnisse im Büro zu erledigen, und wartet lieber, bis sie nach Hause kommt.

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Ein Tabu, das gelöst werden muss

Die Zahlen zeigen deutlich, dass das Thema Toilettengang im Arbeitsumfeld dringend mehr Beachtung verdient. Mitarbeiter brauchen ein Umfeld, in dem sie sich wohlfühlen, ohne sich für grundlegende Bedürfnisse schämen zu müssen. Arbeitgeber können hier viel bewirken: durch moderne und hygienische Sanitäranlagen, die Privatsphäre bieten, oder durch eine Unternehmenskultur, die Offenheit und Respekt fördert.

Das stille Örtchen im Büro ist mehr als nur ein notwendiger Raum. Es spiegelt wider, wie sich Menschen in ihrem Arbeitsumfeld fühlen – und ob sie wirklich entspannt und produktiv arbeiten können. Das Tabu um den Toilettengang aufzulösen, ist ein Schritt in Richtung eines gesünderen, respektvolleren Miteinanders. Und das sollte für jedes Unternehmen eine Priorität sein.

Was du dir merken solltest:

  • Viele Beschäftigte vermeiden den Toilettengang während der Arbeitszeit aus Scham, besonders Frauen und jüngere Generationen wie Gen Z.
  • Dieses Verhalten kann gesundheitliche Probleme wie chronische Verstopfung und Verdauungsstörungen verursachen.
  • Unternehmen entstehen durch Toilettenpausen hohe Kosten, doch moderne Sanitäranlagen und eine offene Unternehmenskultur können Abhilfe schaffen.

Übrigens: Scham hält die Gen Z nicht nur vom Toilettengang während der Arbeitszeit ab, FOMO und Schuldgefühle lassen sie auch weniger Urlaub nehmen – ganz anders bei den Baby Boomern. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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