Deutschland sichert sich Gas aus Nigeria – Lösung für Umweltprobleme und Atemnot?
Deutschland plant, über 12 Jahre Gas aus Nigeria zu importieren. Die Betreiber wollen damit die Atemnot in den Fördergebieten mildern. Umweltschützer sind enttäuscht.
Ein Hamburger Unternehmen plant, Stadtwerke in Deutschland zwölf Jahre lang mit Gas aus Nigeria zu versorgen. Dieses Projekt, mit einem prognostizierten Handelsvolumen von fünf Milliarden Euro, könnte bald durch eine Vertragsunterzeichnung zwischen der Schütze AG und nigerianischen Gaslieferanten besiegelt werden. Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Initiative während seiner jüngsten Nigeria-Reise unterstützt und die Energiepartnerschaft zwischen Deutschland und Nigeria gefördert, berichtet die Tagesschau.
Politische Unterstützung und kritische Stimmen
Johannes Schütze von der Schütze AG betont die politische Unterstützung durch Bundeskanzler Scholz für das Projekt. „Wenn Herr Scholz sagt, wir fliegen nach Nigeria und suchen Gas, dann ist das auch politisch gewollt, und ich freue mich darüber“, erklärt Schütze. Gleichzeitig werden jedoch auch kritische Stimmen laut: Der Umweltaktivist Nnimmo Bassey, der für seinen Einsatz gegen die Umweltschäden der Ölförderung bekannt ist, kritisiert die Entwicklungen.
Es ist alles ein Witz,
kommentiert Bassey die Situation in seinem Heimatland, wo trotz bekannter negativer Umweltauswirkungen neue Gasfelder erschlossen werden.
Nachhaltige Nutzung von Begleitgas
Das Projekt stützt sich teilweise auf die Nutzung von Begleitgas, das bei der Ölförderung anfällt und bisher oft abgefackelt wurde. Diese Praxis hat erhebliche Umweltverschmutzung verursacht und wird nun als Energiequelle genutzt. „Die Nutzung von Begleitgas könnte nicht nur wirtschaftlich sinnvoll sein, sondern auch die Luftqualität in den Förderregionen verbessern“, argumentiert die Schütze AG. Damit wolle man auch Atemprobleme der Menschen in den nigerianischen Gasfördergebieten lindern. Trotz dieser positiven Aspekte warnt Bassey vor den langfristigen Folgen der Gasförderung. Er betont, dass die neuen Projekte den sogenannten „Ressourcenfluch“ verstärken könnten, der Länder mit reichen natürlichen Ressourcen oft zu politischer Instabilität und Korruption führt.
Bassey argumentiert, dass solche Projekte den afrikanischen Interessen zuwiderlaufen, insbesondere angesichts der globalen Erwärmung. Der Umweltaktivist betont, dass bereits jetzt extreme Wetterbedingungen wie Dürren und starke Regenfälle das Leben vieler Menschen bedrohen.
Nigeria leidet unter Ressourcenfluch
Diese Maßnahmen könnten jedoch auch bestehende strukturelle Probleme in Nigeria verschärfen. Die Investition erfolge in einem Land mit tiefgreifenden sozialen und politischen Herausforderungen und könnte potenziell zur globalen Erwärmung beitragen. Franziska Holz vom deutschen Institut für Wirtschaftsforschung sieht das Gasgeschäft kritisch und weist darauf hin, dass Nigeria für Ökonomen ein klassisches Beispiel für den Ressourcenfluch ist.
Nigeria ist abhängig von Öl und Gas. Das hat zu einem niedrigen Lebensstandard für die breite Bevölkerung geführt, während gleichzeitig Korruption und die Bereicherung einer kleinen Elite weit verbreitet sind. Es ist bedauerlich, dass deutsche Importeure diese problematische Situation für sich nutzen wollen. Besser wäre es, wenn Deutschland Nigeria strategisch unterstützen würde, um vor Ort strukturelle Veränderungen zu bewirken, anstatt von dessen Gas-Vorkommen zu profieren.
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