Frauen drehen den Sexismus-Spieß um: TikTok-Trend #womeninmalefields entlarvt toxische Verhaltensweisen
Der Hashtag #womeninmalefields deckt auf TikTok Alltagssexismus auf – aus einer ganz neuen Perspektive.
Auf TikTok und Instagram teilen Frauen unter dem Hashtag #womeninmalefields Erlebnisse, die sie in einer sexistischen Welt gemacht haben – jedoch in vertauschten Rollen. Sie drehen den Spieß um: „Wenn er mich nach Verhütung fragt und ich ihm sage, dass ich mit der Pille nichts fühle“, lautet ein Beispiel. Der Trend zeigt, wie alltäglicher Sexismus aus einer anderen Perspektive wirken könnte. Humor und Ironie machen die ernste Botschaft zugänglicher und schaffen eine Verbindung zu anderen Frauen, die Ähnliches erlebt haben.
Rollenbilder humorvoll hinterfragt
Die Videos unter dem Hashtag #womeninmalefields sind meist ironisch und stellen die typischen Vorurteile und Verhaltensweisen gegenüber Frauen nach – nur diesmal aus der Sicht der Männer. Ein Beitrag spielt etwa mit der Behauptung, Männer seien „zu emotional für die Politik“. Frauen imitieren in ihren Clips stereotype Aussagen oder Verhaltensweisen, die sie selbst häufig erleben. Das Ziel ist es, auf eine spielerische Art die Wirkung dieser Aussagen zu verdeutlichen.
Laut ZDF heute zeigt der Trend, dass Plattformen wie TikTok für viele junge Frauen der erste Berührungspunkt mit feministischen Themen sind. Dabei ist die niederschwellige Art der Inhalte entscheidend. „Die Videos stammen oft von Menschen, die der Zielgruppe ähneln – gleiches Alter, gleiche Interessen, ähnliche Hintergründe“, sagt Alina Gales von der Technischen Universität München. Das ermöglicht eine einfachere Identifikation und einen neuen Zugang zu wichtigen Debatten.
Social Media als Plattform für gemeinsame Erfahrungen
In den Kommentarspalten unter den Videos berichten viele Frauen, dass sie ähnliche Erlebnisse gemacht haben. Aussagen wie „Das ist mir auch passiert“ oder „Genau so fühlt es sich an“ häufen sich. Laut Gales stärkt dieser Austausch das Gemeinschaftsgefühl und gibt den Frauen das Gefühl, nicht allein mit solchen Erfahrungen zu sein. Die Clips helfen auch dabei, sogenannte „Red Flags“, also Warnsignale für toxisches Verhalten in Beziehungen, besser zu erkennen.
Laut der New York Times beschreibt Yaritza Ceballos, eine Tattoo-Künstlerin aus Miami, etwa eine Situation, in der ein Partner selbstverständlich davon ausging, sie seien in einer festen Beziehung – ohne das jemals anzusprechen. „Es war absurd, dass er dachte, ich müsse ihn in meinen Social-Media-Posts zeigen, ohne dass wir je darüber geredet hatten“, erzählt sie. Durch die Unsicherheiten solcher „Situationships“ – Beziehungen ohne klare Definition – entstehen häufig manipulative Verhaltensmuster.
Humor als Ventil für Frustration
Der Hashtag #womeninmalefields bietet vielen Frauen eine Plattform, um ihre Frustration über sexistische oder manipulative Erlebnisse auszudrücken. Laut Maayan Yve, einer Content Creatorin aus Toronto, hilft der Trend, Männer auf Verhaltensweisen aufmerksam zu machen, die ihnen zuvor vielleicht gar nicht bewusst waren. „In den Kommentaren zu meinem Video schrieben viele Männer, dass sie solche Dinge auch tun, ohne zu merken, wie es wirkt“, erklärt sie laut der New York Times.
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Die Clips spielen oft auf toxische Beziehungsdynamiken an. So zeigt ein Video eine Frau, die bewusst unaufmerksam auf Nachrichten ihres Partners reagiert – eine ironische Nachahmung dessen, was viele Frauen in Beziehungen erleben. Die humorvolle Art macht den Inhalt zugänglich, sorgt für Lacher und vermittelt zugleich eine wichtige Botschaft.
Warum der Trend eine starke Wirkung hat
Auch wenn der Trend auf Unterhaltung abzielt, hat er eine tiefere Wirkung. Die Plattformen bieten Frauen die Möglichkeit, sich zu vernetzen und Erfahrungen auszutauschen. Viele lernen durch die Videos, toxisches Verhalten besser zu erkennen und sich klarer abzugrenzen. Gleichzeitig schaffen sie ein Bewusstsein bei Männern, die ihr eigenes Verhalten reflektieren.
Ob der Hashtag #womeninmalefields jedoch langfristige gesellschaftliche Veränderungen anstoßen kann, bleibt unklar. Laut ZDF heute erreichen die Videos häufig nur Personen, die ohnehin für feministische Themen sensibilisiert sind. Dennoch zeigt der Trend, wie Social Media genutzt werden kann, um ernste Themen auf eine kreative und humorvolle Weise anzusprechen.
Was du dir merken solltest:
- Unter dem Hashtag #womeninmalefields teilen Frauen auf Social Media Erlebnisse aus einer sexistischen Welt, stellen sie in vertauschten Rollen dar und nutzen Humor, um alltägliche Geschlechterstereotype zu hinterfragen.
- Die Videos fördern ein Gemeinschaftsgefühl, sensibilisieren für toxische Verhaltensmuster und bieten Frauen die Möglichkeit, ihre Erfahrungen sichtbar zu machen und sich gegenseitig zu stärken.
- Der Trend schafft Aufmerksamkeit für feministische Themen und regt Männer dazu an, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren, obwohl seine langfristige gesellschaftliche Wirkung begrenzt bleibt.
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