Klimaschutz-Index: Erneuerbare Energien boomen – doch Deutschlands Klimaschutz bleibt auf der Strecke
Der Klimaschutz-Index 2025 zeigt, dass erneuerbare Energien weltweit boomen, der Übergang jedoch vielerorts auf erhebliche Hindernisse stößt.
Ein globaler Wandel steht bevor: In vielen Ländern wird Strom immer häufiger aus Sonne, Wind und Wasser gewonnen. Doch der Umstieg auf erneuerbare Energien gestaltet sich nicht überall reibungslos. Vor allem die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas bleibt in vielen Regionen ein großes Problem. Der Klimaschutz-Index 2025 von Germanwatch und dem NewClimate Institute zeigt, welche Länder Vorreiter beim Klimaschutz sind und wo dringend Handlungsbedarf besteht. Für Deutschland gibt es gemischte Nachrichten – Fortschritte beim Strommix stehen deutlichen Schwächen in anderen Bereichen gegenüber.
Der Klimaschutz-Index (Climate Change Performance Index, CCPI) wird jährlich veröffentlicht und bewertet die Klimapolitik von 63 Ländern sowie der Europäischen Union. Dabei fließen Daten zu Treibhausgasemissionen, erneuerbaren Energien, Energieverbrauch und Klimaschutzmaßnahmen ein. Ziel ist es, die Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel vergleichbar zu machen und die Politik zur Verantwortung zu ziehen.
Deutschland verschlechtert sich im Ranking
Weltweit haben 61 der 64 untersuchten Länder den Anteil erneuerbarer Energien in den letzten fünf Jahren deutlich erhöht. Dennoch verzeichnen 29 Staaten weiterhin einen schlechten oder sehr schlechten Emissionstrend.
Deutschland landet im neuen Klimaschutz-Index auf Platz 16 und rutscht damit um zwei Plätze nach unten. In der Stromerzeugung dominieren inzwischen Sonne und Wind vielerorts den Energiemix. Doch laut Germanwatch zeigt sich dieser Fortschritt nicht in allen Bereichen. Der Ausbau erneuerbarer Energien kommt zwar vor allem im Stromsektor voran, doch in den Bereichen Verkehr und Gebäude passiert zu wenig. Der Verkehrssektor in Deutschland bleibt stark auf fossile Brennstoffe wie Diesel und Benzin angewiesen, während der Umstieg auf Elektro- und Wasserstofffahrzeuge nur schleppend vorankommt.
Diese stagnierenden Sektoren ziehen die Gesamtbewertung nach unten. Trotz der nach wie vor hohen Pro-Kopf-Emissionen verbessert sich jedoch der Emissionstrend: Deutschland gehört hier zu den besten zehn Ländern. Germanwatch kritisiert jedoch, dass ein abgeschwächtes Klimaschutzgesetz und geplante Kürzungen im Haushalt den Fortschritt gefährden. Die Organisation fordert, dass die nächste Bundesregierung den Klimaschutz im Verkehr und bei Gebäuden deutlich beschleunigt.
USA: Fossile Energien blockieren Fortschritt
Die Vereinigten Staaten, eines der Länder mit den höchsten Treibhausgasemissionen weltweit, stehen weiterhin vor großen Herausforderungen. Die fossile Energiewirtschaft übt enormen Einfluss aus, was sich in der politischen Landschaft widerspiegelt. Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus könnte den Klimaschutz weiter erschweren. Niklas Höhne vom NewClimate Institute betont, dass der Boom erneuerbarer Energien zwar auch in den USA spürbar sei, aber der Widerstand der fossilen Lobby massive Fortschritte verhindert.
Der Index zeigt eindrucksvoll, wie groß der Widerstand der fossilen Lobby ist. In den USA war sie mitentscheidend dafür, Trump zurück ins Weiße Haus zu hieven. Und die vier Letztplatzierten im Klimaschutz-Index – Iran, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate und Russland – gehören zu den größten Öl- und Gasproduzenten der Welt. Der Anteil Erneuerbarer in ihrem jeweiligen Energiemix liegt unter drei Prozent. Dort ist keine Abkehr vom fossilen Geschäftsmodell erkennbar.
Niklas Höhne
Europa: Vorbilder und Problemkinder
Innerhalb Europas gibt es deutliche Unterschiede beim Klimaschutz. Dänemark bleibt ein Vorreiter und rangiert auf Platz 4 im Klimaschutz-Index. Das Land hat stark in erneuerbare Energien investiert und setzt sich auch international für mehr Klimaschutz ein. Dennoch erreicht selbst Dänemark nur die Bewertung „gut“, da die Klimaziele des Pariser Abkommens weiterhin nicht in Reichweite sind.
Die Europäische Union insgesamt schneidet mittelmäßig ab. Während Länder wie Polen Fortschritte machen, bleibt in vielen EU-Staaten der Klimaschutz ausbaufähig. Deutschland könnte seine Position im Index verbessern, wenn Verkehrs- und Gebäudesektor konsequenter auf Klimaneutralität umgestellt würden.
China: Boom bei erneuerbaren Energien, aber noch kein Abschied von Kohle
China zeigt, wie widersprüchlich die Entwicklung sein kann. Das Land baut erneuerbare Energien in rasantem Tempo aus und hat laut dem Klimaschutz-Index den Gipfel seiner Emissionen beinahe erreicht. Zum ersten Mal sanken die Emissionen in einem Quartal, ohne dass eine Wirtschaftsflaute die Ursache war. Dennoch bleibt China weltweit einer der größten Emittenten von Treibhausgasen. Der Umstieg von Kohle auf umweltfreundlichere Alternativen erfolgt zu langsam. Germanwatch sieht im nächsten Fünf-Jahres-Plan Chinas jedoch eine große Chance, ambitionierte Klimaziele zu formulieren.
Was du dir merken solltest:
- Weltweit steigen immer mehr Länder auf erneuerbare Energien um, doch Verkehr und Gebäude bleiben oft ein Hindernis für den Klimaschutz, auch in Deutschland.
- Der Klimaschutz-Index bewertet 63 Länder und zeigt: Während einige Staaten wie Dänemark und China Fortschritte machen, blockieren fossile Brennstoffe vor allem in den USA und anderen großen Öl- und Gasproduzenten den Wandel.
- Deutschland liegt nur auf Platz 16, da der Ausbau erneuerbarer Energien im Stromsektor zwar gelingt, aber Verkehr und Gebäudebereich den Fortschritt bremsen.
Übrigens: Klimaschutz wird wirtschaftlich rentabel: Ingenieure des Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben eine innovative Methode entwickelt, um CO2 in nützliche Produkte wie Ethylen umzuwandeln. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.
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