Cambridge-Studie enthüllt: Was Trump-Wähler am meisten fürchten

Eine Umfrage der University of Cambridge zeigt: Die Mehrheit der Trump-Wähler sieht amerikanische Werte und die Wirtschaft in Gefahr.

Trump-Wähler sehen amerikanische Werte und Jobs bedroht. Diese Ängste wirken sich auf ihr Wahlverhalten aus: Sie sehnen sich häufiger nach autoritärer Führung. © Wikimedia

Trump-Wähler sehen amerikanische Werte und Jobs bedroht. Diese Ängste wirken sich auf ihr Wahlverhalten aus: Sie sehnen sich häufiger nach autoritärer Führung. © Wikimedia

Der Großteil der Wähler, die bei der US-Präsidentschaftswahl 2024 dem republikanischen Kandidaten Donald Trump ihre Stimme gegeben haben, sind überzeugt, dass amerikanische Werte und die Zukunft des Landes bedroht sind. Das ergab eine Umfrage der University of Cambridge.

Diese Umfrage wurde im Oktober 2024 kurz vor der Wahl vom Political Psychology Lab der University of Cambridge durchgeführt. Sie umfasst die Antworten von 1.089 US-Bürgern und bietet ein repräsentatives Bild der politischen Einstellungen der amerikanischen Wähler. Die Analyse der Daten erfolgte ausschließlich durch die Forscher der University of Cambridge, während die Datenerhebung durch YouGov unterstützt wurde.

Verlust amerikanischer Werte und Arbeitsplatzsicherheit 

In der Umfrage stimmten 89 Prozent der Trump-Wähler der Aussage zu, dass „amerikanische Werte und Überzeugungen untergraben werden und geschätzte Traditionen bedroht sind.“ Unter den Harris-Wählern teilen nur 45 Prozent diese Einschätzung. Diese starke Differenz zeigt, dass sich Trump-Unterstützer intensiver mit Fragen von Tradition und Werten identifizieren.

Neben der Sorge um kulturelle Werte und Traditionen deutet die Studie auch darauf hin, dass Trump-Anhänger über die wirtschaftliche Zukunft des Landes besorgt sind. 87 Prozent der Befragten in dieser Gruppe empfinden, dass Arbeitsplätze in den USA „unsicher“ seien und der wirtschaftliche Wohlstand bedroht sei. Im Vergleich dazu stimmen nur 39 Prozent der Harris-Wähler dieser Aussage zu. 

Psychologische Unterschiede zwischen Wählergruppen

Die Cambridge-Forscher führten auch psychologische Tests zu den Themen Autoritarismus und soziale Dominanzorientierung durch. Letztere beschreibt eine Präferenz für klare Hierarchien innerhalb sozialer Gruppen. Bei diesen Tests erzielten die Trump-Wähler signifikant höhere Werte als die Harris-Wähler.

„Die Aufmerksamkeit der Medien konzentriert sich oft darauf, was Trump konkret sagt und ob seine Aussagen wahrheitsgemäß sind“, erklärte Dr. Lee de-Wit, Leiter des Political Psychology Lab der University of Cambridge. Doch Trumps Erfolg sei teilweise auf seine Fähigkeit zurückzuführen, auf die Bedrohungswahrnehmungen vieler Wähler einzugehen.

Einfluss des Bedrohungsgefühls auf autoritäre Einstellungen

Dr. de-Wit zufolge führt das Bedrohungsgefühl, welches Trump-Wähler empfinden, oft zu einem erhöhten Bedürfnis nach autoritärer Führung. „Wenn die Normen einer Gruppe gefährdet sind, suchen deren Mitglieder Sicherheit durch stärkere Konformität, Strafen für Normbrecher und durch die Führung eines starken Anführers“, sagt er. 

Diese Theorie entspricht auch den Erkenntnissen der politischen Psychologin Dr. Karen Stenner. Sie hat den Zusammenhang zwischen Bedrohungsgefühlen und autoritären Einstellungen untersucht. Laut Stenner können wahrgenommene Bedrohungen ein „autoritäres dynamisches Verhalten“ auslösen, das sich in einem erhöhten Bedürfnis nach Sicherheit und Konformität äußert.

„Make America Great Again“ als Identifikationsmerkmal

Die Untersuchung zeigt außerdem, dass der bekannte Slogan „Make America Great Again“ (MAGA) bei Trump-Wählern stark resoniert. Dieser Slogan habe eine besondere Bedeutung für Menschen, die hohe Werte sozialer Dominanzorientierung aufwiesen, so de-Wit. Für 97 Prozent der Trump-Anhänger sei es wichtig, „Amerika wieder groß zu machen“, während nur 42 Prozent der Harris-Wähler dieser Aussage zustimmen.

Die Worte selbst beschwören ein Gefühl von verlorenem Status herauf, was besonders für Personen von Bedeutung ist, die sehr sensibel auf soziale und wirtschaftliche Hierarchien reagieren.

Dr. Lee de-Wit

Der Aufruf zur Wiederherstellung einer verloren geglaubten Größe der Nation spiele daher besonders für die Wähler eine Rolle, die ihre Identität und ihren sozialen Status als bedroht ansehen. Der Slogan erzeugt darüber hinaus eine gemeinsame Bewegung, die Trump-Wähler auf emotionaler Ebene anspricht.

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Amerikaner über Parteigrenzen hinweg einig in Loyalität zur Nation

Während der Slogan „Make America Great Again“ im Wahlkampf als stark polarisierend wahrgenommen wurde, fand die Aussage von Kamala Harris, die Amerikaner hätten „mehr gemeinsam als das, was sie trennt“, bei einem großen Teil der Wählerschaft positive Resonanz. Auch Trump-Wähler sahen den Aufruf zur Einheit als positive Botschaft an, obwohl sie die tatsächliche Einheit innerhalb des Landes als bedroht wahrnehmen.

Aussagen zur Loyalität zur Nation stießen auf große Zustimmung: 89 Prozent der Befragten, unabhängig von ihrer politischen Zugehörigkeit, stimmten der Aussage zu, dass Amerikaner „das Land über die Partei stellen sollten“. Diese Ansicht, mit dem republikanische Vertreter wie der ehemalige Gouverneur Arnold Schwarzenegger ihre Unterstützung für die demokratische Kandidatin Kamala Harris begründeten, fand auch bei Trump-Anhängern Zustimmung.

Die Slogans, die sowohl bei Republikanern als auch Demokraten Zuspruch fanden, hatten gemeinsam, dass sie auch mit einem moderaten Maß an autoritärem Denken kompatibel sind, so de-Wit. „Mehr gemeinsam“ spreche Leute an, denen die Spaltung im Land missfällt und „Land über Partei“ ist im Kern ein Aufruf zur Loyalität.

Wählerbedürfnisse verstehen und politische Etiketten meiden

Die Ergebnisse der Untersuchung sind laut Dr. de-Wit für das Verständnis moderner politischer Dynamiken von großer Bedeutung. Es reicht nicht mehr aus, politische Einstellungen entlang des traditionellen Links-Rechts-Spektrums einzuordnen. Viele Wähler fühlen sich bedroht und das beeinflusst ihr Wahlverhalten.

Wir müssen verstehen, warum sich einige Wähler so bedroht fühlen, und es liegt auf der Hand, dass die Politiker gründlich darüber nachdenken müssen, wie sie auf diese Bedrohungen reagieren können.

Dr. Lee de-Wit

Was du dir merken solltest:

  • Fast neun von zehn Trump-Wählern befürchten den Verlust amerikanischer Werte und Traditionen sowie eine unsichere wirtschaftliche Zukunft.
  • Im Vergleich zu Harris-Wählern neigen Trump-Unterstützer stärker zu autoritären und hierarchischen Ansichten – eine mögliche Folge ihres erhöhten Bedrohungsgefühls.
  • Aussagen, die den Wunsch nach Loyalität zum Land und Zusammenhalt über Parteigrenzen hinweg bekräftigen, kommen bei beiden Wählerschaften sehr positiv an.

Bild: © James McNellis via Wikimedia unter CC BY-SA 2.0

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