Im Schleudergang: Warum sich Hunde trocken schütteln – Wissenschaftler haben eine faszinierende Antwort

Forscher haben entdeckt, warum Hunde sich trocken schütteln: Ein spezieller Reflex mit faszinierendem Nervensystemmechanismus steckt dahinter.

Hunde schütteln sich etwa vier Mal pro Sekunde und werden so in ein bis vier Sekunden zu 70 Prozent trocken.

Hunde schütteln sich etwa vier Mal pro Sekunde und werden so in ein bis vier Sekunden zu 70 Prozent trocken. © Pexels

Nach einem Gassigang im Regen sind Hunde oft bis auf die Haut durchnässt. Um die Feuchtigkeit loszuwerden, schütteln sie sich mit einer beeindruckenden Geschwindigkeit. Diese Bewegung beginnt am Kopf und zieht sich wellenartig bis zum Schwanz. Das Phänomen ist nicht nur bei Hunden, sondern auch bei vielen anderen Säugetieren zu beobachten, etwa bei Katzen, Mäusen oder sogar Bären.

Warum schütteln sich Hunde und andere Tiere?

Die Fähigkeit, sich durch Schütteln zu trocknen, ist nicht nur ein witziger Anblick, sondern auch ein überlebenswichtiger Reflex. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass das Schütteln nicht einfach nur zufällig passiert. Eine kürzlich in der renommierten Zeitschrift Nature veröffentlichte Studie zeigt, dass ein hochkomplexer neurologischer Mechanismus hinter diesem Verhalten steckt. Die Forscher konzentrierten sich auf die Rolle bestimmter Berührungsrezeptoren, die für die Auslösung des Schüttelns verantwortlich sind.

Besondere Berührungsrezeptoren entdeckt

Die haarige Haut von Säugetieren ist mit verschiedenen Arten von sensorischen Neuronen ausgestattet. Eine spezielle Gruppe, die sogenannten C-Faser-niederschwelligen Mechanorezeptoren (C-LTMRs), spielt hier eine entscheidende Rolle. Diese Rezeptoren umgeben die Haarfollikel und reagieren auf Berührungen. Während sie beim Menschen für angenehme Empfindungen wie bei einer sanften Umarmung sorgen, erfüllen sie bei Tieren eine schützende Funktion. Sie registrieren Reize wie Wasser, Dreck oder Parasiten und veranlassen die Tiere, sich durch Schütteln davon zu befreien.

Forscher testen die Reaktion bei Mäusen

Um herauszufinden, wie genau das Schütteln funktioniert, führten die Wissenschaftler Experimente mit Mäusen durch. Dabei trugen sie Tropfen von Sonnenblumenöl auf den Nacken der Tiere auf. Fast alle Mäuse reagierten innerhalb von zehn Sekunden mit einem Schütteln. In einem weiteren Schritt modifizierten die Forscher die Mäuse genetisch und entfernten die meisten ihrer C-LTMRs. Das Ergebnis: Diese Mäuse zeigten eine um 50 Prozent reduzierte Schüttelreaktion im Vergleich zu den Kontrolltieren.

Der neuronale Weg des Schüttelreflexes

Die Nature-Studie ging noch einen Schritt weiter und verfolgte den Weg der Signale durch das Nervensystem. Die Forscher identifizierten eine Gruppe von Neuronen im Rückenmark, die Signale an das sogenannte Parabrachial-Nukleus im Gehirn weiterleiten. Diese Region ist für die Verarbeitung von Berührungs-, Temperatur- und Schmerzreizen zuständig. Mithilfe der Optogenetik – einer Methode, bei der Neuronen durch Licht aktiviert oder deaktiviert werden – blockierten die Wissenschaftler diese Signalübertragung. Das führte zu einer weiteren Reduzierung des Schüttelns um 58 Prozent.

Komplexe Steuerung im Gehirn

Thomas Knöpfel, ein Neurowissenschaftler an der Hong Kong Baptist University, erklärte laut Nature, dass diese Entdeckung den Weg für künftige Forschungen ebnen könnte. „Die Schüttelbewegung ist eine sehr koordinierte motorische Reaktion“, erklärte er. Diese Einsicht könnte helfen zu verstehen, wie das Gehirn Bewegungsabläufe steuert. Auch die Verbindung zu Serotonin-Rezeptoren, die bei angenehmen Berührungen eine Rolle spielen, wirft interessante Fragen auf.

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Je kleiner, desto schneller

Schon 2012 haben Wissenschaftler der Georgia Tech in einer Studie das Schütteln von Hunden und anderen Tieren mit einer Hochgeschwindigkeitskamera untersucht. Die faszinierenden Aufnahmen, die sogar auf dem YouTube-Kanal von Nature veröffentlicht wurden, zeigen: Je kleiner das Tier, desto schneller schüttelt es sich. Mäuse schaffen beeindruckende 27 Schüttelbewegungen pro Sekunde, während sich Schweine etwa acht Mal pro Sekunde schütteln. Hunde schütteln sich rund vier Mal pro Sekunde und erreichten dabei eine Trockenheit von 70 Prozent in nur ein bis vier Sekunden.

Säugetiere in Zeitlupe: Der beeindruckende Reflex des Trockenschüttelns. © Nature via YouTube

Eine besondere Rolle spielt dabei die lockere Haut, die sich um bis zu 90 Grad nach rechts und links bewegen kann und so das Wasser effizient wegschleudert. Dr. David Hu erklärte laut CBS News: „Das ist nur möglich, weil die Haut locker genug ist, um diese peitschende Bewegung um den Körper auszuführen.“ Sogar Aufnahmen von Löwen und anderen Tieren im Zoo belegen, wie verbreitet dieser raffinierte Mechanismus in der Tierwelt ist, der Tiere vor Unterkühlung schützt.

Was du dir merken solltest:

  • Hunde schütteln sich, um Wasser, Dreck und Parasiten loszuwerden – ein Reflex, gesteuert von speziellen Berührungsrezeptoren in der Haut.
  • C-LTMRs, sensible Rezeptoren um die Haarfollikel, erkennen Reize und aktivieren das Nervensystem, um das charakteristische Schütteln auszulösen.
  • Diese Signale laufen vom Rückenmark zum Parabrachial-Nukleus im Gehirn, der Berührungs- und Schmerzreize koordiniert – ein komplexer Schutzmechanismus.

Bild: © Pexels

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