Studie sorgt für Aufsehen – Vogelgrippe trifft das Gehirn der Robben – nicht die Atemwege
Eine neue Studie zeigt: Die Vogelgrippe H5N1 befällt das Gehirn von Robben im Pazifik. Die ersten Atemwegsproben waren negativ.
Der Ausbruch der Vogelgrippe an der US-Westküste vor Washington im Jahr 2023 hinterließ schwere Spuren bei den Raubseeschwalben auf Rat Island. Rund 56 Prozent der dort brütenden Vögel fielen dem H5N1-Virus zum Opfer, wie eine Untersuchung der Washington State University (WSU) enthüllte. Seitdem konnte kein Vogel mehr auf der Insel erfolgreich brüten – ein harter Schlag für eine Population, die ohnehin unter Druck steht. Besonders alarmierend: Die Vogelgrippe sprang erstmals auf Robben im nordöstlichen Pazifik über.
Forscher der WSU und des Washington Department of Fish and Wildlife (WDFW) dokumentierten diese beunruhigende Entwicklung. Bisher ist die Übertragung von H5N1 auf Meeressäuger selten, doch der Vorfall auf Rat Island zeigt, wie schnell sich das ändern kann.
Schätzungen der Experten gehen davon aus, dass in der gesamten Flugroute am Pazifik etwa 10 bis 14 Prozent der Raubseeschwalben an den Folgen der Infektion verendet sind. „Dieses Ereignis war der erste große Ausbruch der Vogelgrippe in einem marinen Lebensraum in Washington. Es hat zu einer dramatischen Sterberate bei den ohnehin schon bedrohten Raubseeschwalben geführt“, erklärte Katherine Haman, Tierärztin beim WDFW und Hauptautorin der im Fachjournal Frontiers in Veterinary Science veröffentlichten Studie.
Freiwillige Helfer schlagen schnell Alarm
Ein entscheidender Faktor für die frühe Entdeckung des Ausbruchs war das Engagement lokaler Freiwilliger. Mitglieder der „Friends of Fort Flagler“ und Kajakführer bemerkten die ersten toten Vögel und schlugen Alarm. Das ermöglichte es den Forschern, schnell zu reagieren, Kadaver zu sammeln und kranke Tiere zu euthanasieren, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Insgesamt wurden 1.101 erwachsene Vögel und 520 Küken Opfer der Grippe.
Auch im Meer zeigte sich das Ausmaß der Katastrophe: 15 tote Robben wurden entdeckt – ein dramatischer Anstieg im Vergleich zu den üblichen ein bis zwei Todesfällen pro Jahr. Forscher der WSU am Washington Animal Disease Diagnostic Laboratory (WADDL) untersuchten die Tiere eingehend.
Rätselhafte Vogelgrippe-Symptome bei Robben
Interessanterweise waren die ersten Atemwegsproben der Robben negativ für H5N1, was die Wissenschaftler zunächst ratlos machte. „Wir neigen dazu, Vogelgrippe als reine Atemwegserkrankung zu sehen, aber bei den Robben fanden wir etwas anderes“, erläuterte Kevin Snekvik, Pathologe und Direktor des WADDL. Erst Untersuchungen weiterer Organe brachten Klarheit: Die Vogelgrippe hatte bei den Robben zu Entzündungsreaktionen im Gehirn geführt.
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Die WSU-Forscher führten daraufhin eine vollständige Genomsequenzierung des Virus durch. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die Robben die Infektion wahrscheinlich von den Raubseeschwalben auf Rat Island übernommen hatten. Der Vorfall ist Teil eines globalen Phänomens: In Südamerika wurden bereits zahlreiche Todesfälle bei Robben und Seelöwen gemeldet, doch im Pazifikraum blieb eine großflächige Ausbreitung bislang aus.
Schwierige Lage ohne Impfstoff
Für Tiere, die von der Vogelgrippe betroffen sind, gibt es bisher weder Impfstoffe noch Behandlungsmöglichkeiten in den USA. Das macht eine Kontrolle der Ausbreitung besonders schwierig. Forscher wie die der Washington State University konzentrieren sich daher darauf, die Verbreitung der Krankheit besser zu verstehen und ihre Auswirkungen auf wildlebende Populationen zu beobachten.
Die Wissenschaftler raten der Bevölkerung, kranke oder tote Wildtiere nicht zu berühren, sondern diese Fälle den zuständigen Behörden zu melden.
Was du dir merken solltest:
- Die Vogelgrippe H5N1 befiel erstmals das Gehirn von Robben im Pazifik, statt wie erwartet die Atemwege.
- Eine Studie der Washington State University zeigte, dass diese neue Krankheitsform zu Entzündungsreaktionen im Gehirn der Robben führte.
- Die Übertragung des Virus von Raubseeschwalben auf Robben wurde durch Genomsequenzierung bestätigt, was Forscher alarmierte.
© Scott Pearson, WDFW via WSU Insider