Pando, der älteste Baum der Welt? – Eine Zitterpappel in den USA fasziniert Forscher
Der Methusalem-Baum Pando in Utah, ein Klonwald aus 47.000 Zitterpappeln, ist bis zu 80.000 Jahre alt. DNA-Analysen enthüllen neue Details.
Rekordverdächtige 16.000 bis 80.000 Jahre könnte die Amerikanische Zitterpappel Pando im US-Bundesstaat Utah alt sein. Dieser beeindruckende Klonwald, bestehend aus etwa 47.000 genetisch identischen Stämmen, breitet sich über 42,6 Hektar im Fishlake National Forest aus und bringt es auf ein Gewicht von rund 6.000 Tonnen. Pando ist einzigartig, da alle Stämme durch ein gemeinsames Wurzelsystem verbunden sind und somit als ein einziges Lebewesen betrachtet werden. Neue DNA-Analysen liefern nun entscheidende Hinweise auf das Alter und die genetische Anpassung dieses Superorganismus, wie Nature berichtet.
Pando – Ein Wald als Superorganismus
Pando zeichnet sich durch eine besondere genetische Eigenschaft aus: Seine Zellen sind triploid, das bedeutet, sie enthalten drei Kopien jedes Chromosoms. Diese Besonderheit verhindert die sexuelle Fortpflanzung, weshalb sich Pando ausschließlich durch Klonen fortpflanzt. Im Laufe der Jahrtausende haben sich so genetische Mutationen in den Nachkommen angesammelt, die interessante Einblicke in die Evolution und Anpassungsfähigkeit des Waldes geben.
Wissenschaftler der University of Chicago und des Georgia Institute of Technology führten hunderte Probenentnahmen durch, um diese genetische Vielfalt zu analysieren. William Ratcliff, einer der beteiligten Forscher, betonte laut Nature die Bedeutung dieser Arbeit: „Es ist erstaunlich, dass bisher so wenig genetische Forschung zu Pando betrieben wurde.“
Überraschende genetische Vielfalt
Die genetischen Analysen deckten fast 4.000 Variationen auf, die über Jahrtausende durch das Klonen entstanden sind. Besonders überraschend war das Muster der Verteilung: Erwartet wurde eine stärkere genetische Ähnlichkeit zwischen räumlich nahen Bäumen, doch das Ergebnis zeigte ein anderes Bild. „Man würde denken, dass nahe beieinander stehende Bäume genetisch ähnlicher sind. Doch das fanden wir nicht in dem Ausmaß, wie angenommen“, erklärte Rozenn Pineau von der University of Chicago.
Auf einer kleinen Skala von ein bis 15 Metern war die Ähnlichkeit deutlicher erkennbar, doch über die gesamte Fläche des Waldes zeigte sich ein unerwartet gleichmäßiges Verteilungsmuster. Ratcliff beschrieb dieses Phänomen laut Nature als eine Art „gut durchmischten genetischen Topf“.
Potenzielle Schutzmechanismen
Ein weiteres Ergebnis der Studie war die Berechnung des Alters von Pando mithilfe eines theoretischen Modells, das die evolutionäre Linie des Organismus darstellt. Die Schätzungen reichten von beeindruckenden 16.000 bis zu 80.000 Jahren, was Pando zu einem der ältesten lebenden Organismen weltweit macht. Philippe Reymond von der Universität Lausanne wies in Nature darauf hin, dass diese Ergebnisse auf einen möglichen Schutzmechanismus hindeuten, mit dem Pflanzen schädliche Mutationen abwehren könnten. Dies wäre besonders interessant für die Forschung zur genetischen Stabilität von Pflanzen.
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Diese Hypothese ist für Wissenschaftler von großem Interesse, da sie den Blick auf die Widerstandsfähigkeit und Langlebigkeit von Klonorganismen lenkt. Pando, dessen Triploidie möglicherweise zu größeren Zellen und einer höheren Fitness führt, könnte dank dieser Merkmale über Jahrtausende hinweg widerstandsfähiger sein als neu entstandene Mischpopulationen. Die Erkenntnisse könnten künftige Studien inspirieren, die genauer untersuchen, wie Pflanzen ihre Schutzmechanismen auf Zellebene entwickeln.
Was du dir merken solltest:
- Der Pando-Klonwald, den 47.000 genetisch identische Zitterpappeln in Utah bilden, ist bis zu 80.000 Jahre alt und wiegt etwa 6.000 Tonnen.
- Neue DNA-Analysen zeigen fast 4.000 genetische Varianten und helfen zu verstehen, wie sich Pando über Jahrtausende genetisch anpasst.
- Die besondere Triploidie von Pando könnte ein Schlüssel zu seiner außergewöhnlichen Langlebigkeit und Resistenz gegen schädliche Mutationen sein.
Bild: © J Zapell via Wikimedia unter Public Domain