Kernkraftwerke in der Schweiz: Warum Experten ein Comeback für realistisch halten

Kernkraftwerke in der Schweiz könnten durch neue Technologien wie kleine modulare Reaktoren ein Comeback erleben.

Die Atomkraft in der Schweiz könnte vor einem Comeback stehen.

Die Atomkraft in der Schweiz könnte vor einem Comeback stehen. © Wikimedia

Kernkraftwerke in der Schweiz könnten vor einem Comeback stehen. Ein aktueller Bericht von Forschern der ETH Zürich und des Paul-Scherrer-Instituts, erstellt im Auftrag des Bundesamts für Energie, untersucht die Chancen und Risiken der Kernenergie. Die Ergebnisse zeigen, dass die Kernkraft weltweit im Aufschwung ist. Während Deutschland aussteigt, bleiben in der Schweiz weiterhin viele Optionen offen, insbesondere durch neue Technologien wie kleine modulare Reaktoren (SMR).

Laut der NZZ hat die internationale Kernenergie in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Die Internationale Atomenergieagentur (IAEA) prognostiziert, dass sich die weltweite Kapazität der Kernkraft bis 2050 verdoppeln könnte. China und Indien führen den Ausbau an, während in Europa einige Länder neue Projekte planen. Auch in der Schweiz könnte sich die Kernkraft wieder zu einer wichtigen Energiequelle entwickeln, da sie eine verlässliche Ergänzung zu erneuerbaren Energien darstellen könnte.

Ukraine-Krieg belebt Kernkraft

Laut der NZZ hat der Ukraine-Krieg die Energiekrise in Europa verschärft und das Interesse an alternativen Energiequellen gesteigert. Kernkraftwerke, die konstant und unabhängig von Wetterbedingungen Energie liefern können, gewinnen dabei wieder an Attraktivität. In den USA und Europa wurden Initiativen gestartet, um die Nutzung der Kernenergie zu fördern. Während Länder wie Frankreich und Polen verstärkt auf Kernkraft setzen, bleibt die Debatte in der Schweiz gespalten. Der Bericht der ETH zeigt jedoch, dass die Einführung moderner Reaktortypen, insbesondere SMR, eine vielversprechende Möglichkeit für die Schweiz sein könnte.

Kleine modulare Reaktoren zeichnen sich durch ihre Flexibilität und kompakte Größe aus. Sie könnten schneller gebaut werden und sich einfacher in bestehende Energiesysteme integrieren lassen. Dies wäre besonders nützlich für die Schweiz, die auf eine stabile und langfristig sichere Energieversorgung angewiesen ist.

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Moderne Kernkraftwerke lassen sich deutlich schneller bauen

Ein bedeutender Vorteil moderner Kernkraftwerke liegt in den kürzeren Bauzeiten. Wie die Forscher betonen, könnten neue Anlagen in weniger als acht Jahren errichtet werden, sofern die Lieferketten stabil sind. Damit widerlegen sie die gängige Annahme, dass der Bau von Kernkraftwerken grundsätzlich sehr lange dauert. Laut der NZZ benötigen Reaktoren der neuesten Generation im Schnitt sechs bis acht Jahre.

Allerdings gibt es auch Gegenbeispiele: Der Bau des finnischen Reaktors Olkiluoto dauerte aufgrund technischer und regulatorischer Herausforderungen deutlich länger. Solche Verzögerungen treten oft bei komplexen Erstprojekten auf, wenn neue Technologien und Vorschriften eine Rolle spielen. Doch die Wissenschaftler sind zuversichtlich, dass sich diese Bauzeiten in Zukunft weiter verkürzen lassen, da Fertigungskapazitäten und Lieferketten optimiert werden.

Kernkraft bleibt trotz hoher Investitionskosten wirtschaftlich attraktiv

Die Kosten für Kernkraft sind ein zentrales Thema in der Debatte um ihre Zukunft. Nach Berechnungen der ETH-Forscher liegen die Stromgestehungskosten neuer Kernkraftwerke zwischen 6 und 10 Eurocent pro Kilowattstunde. Diese Zahlen sind vergleichbar mit den Kosten für erneuerbare Energien. Insbesondere wenn man die zusätzlichen Systemkosten berücksichtigt, die bei erneuerbaren Energien durch den Ausbau von Speichern und Netzen anfallen, wird Kernkraft sogar oft wirtschaftlich attraktiver.

Der Bau großer Kernkraftwerke ist jedoch mit hohen Investitionskosten verbunden. So kostete der Reaktor in Olkiluoto mehr als 11 Milliarden Euro. Trotzdem argumentieren die Forscher, dass diese Kosten im Verhältnis zur erzeugten Energiemenge betrachtet werden sollten. Ein Reaktor dieser Größe kann jährlich mehr als 12 Terawattstunden Strom produzieren, was der Leistung Hunderter Solaranlagen entspricht. Diese hohe Kapazität könnte vor allem für die Schweiz von großem Nutzen sein, die auf eine kontinuierliche und stabile Stromversorgung setzt.

Höhere Sicherheitsstandards bei neuen Reaktoren

Moderne Kernkraftwerke setzen auf höhere Sicherheitsstandards als ihre Vorgänger. Laut der NZZ verfügen die heute gebauten Reaktoren über passive Sicherheitssysteme, die unabhängig von externer Energiezufuhr arbeiten. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit eines schweren Unfalls erheblich. Die Forscher der ETH betonen, dass bei den neuesten Reaktortypen das Risiko einer Kernschmelze praktisch ausgeschlossen sei.

Besonders die kleinen modularen Reaktoren bieten durch ihre kompakte Bauweise zusätzliche Sicherheitsvorteile. Sie sind leichter zu überwachen und könnten in Zukunft als risikoärmere Energiequellen in Betracht gezogen werden. Die ETH-Forscher gehen davon aus, dass SMR in westlichen Ländern ab 2030 kommerziell betrieben werden könnten. Auch in der Schweiz wären diese Reaktoren eine interessante Option, da sie eventuell nicht unter das bestehende Verbot für den Bau neuer Kernkraftwerke fallen könnten.

Was du dir merken solltest:

  • Kernkraftwerke in der Schweiz könnten durch neue Technologien wie kleine modulare Reaktoren (SMR) ein Comeback erleben.
  • SMR bieten Vorteile wie schnellere Bauzeiten, geringere Kosten und höhere Sicherheit im Vergleich zu älteren Reaktoren.
  • Trotz hoher Investitionskosten sind SMR in der Schweiz eine attraktive Option für eine stabile und langfristige Energieversorgung.

Bild: © Wladyslaw Sojka / www.sojka.photo via Wikimedia unter Free Art License

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