Feste Plastikdeckel verärgern deutsche Verbraucher
Seit Juli 2024 müssen Plastikverschlüsse an Einweggetränkebehältern in der EU fest verbunden sein. Während Umweltschützer die Regelung loben, gibt es auch Kritik.
Seit dem 3. Juli 2024 gibt es in der EU feste Plastikdeckel bei Getränkeflaschen und -kartons. Die neue Verordnung schreibt vor, dass Verschlüsse an Einweggetränkebehältern fest mit dem Behälter verbunden bleiben. Alle Getränkeverpackungen aus Einwegplastik mit bis zu drei Litern Volumen sind betroffen.
Verbraucher äußern sich in den sozialen Medien zunehmend verärgert über die neuen Verschlüsse. Viele berichten laut FAZ, dass sich die Deckel nach dem Öffnen ständig vor Mund und Nase schieben, was den Trinkkomfort erheblich beeinträchtigt. Einige Nutzer reißen die Deckel sogar gewaltsam ab, um das Problem zu lösen. Andere nehmen die Umstellung mit Humor, während Umweltschützer die Neuerung als wichtigen Schritt begrüßen.
Neue Regelungen sollen Umweltverschmutzung reduzieren
Die EU hat die neuen Vorschriften eingeführt, um die Verschmutzung der Umwelt durch Plastikmüll zu verringern. Jährlich gelangen bis zu 12 Millionen Tonnen Plastik in die Ozeane, was verheerende Folgen für Meereslebewesen hat. Zehntausende Seevögel und Meerestiere sterben jedes Jahr, weil sie Plastikmüll verschlucken oder sich darin verfangen. Mit den neuen Verschlüssen will die EU diesen Trend umkehren und die Meeresverschmutzung reduzieren.
Große Getränkehersteller wie Coca-Cola haben bereits frühzeitig auf die neuen Verschlüsse umgestellt. Sie verwenden schon seit 2021 die neuen Deckel, um der Verordnung gerecht zu werden. Produkte, die vor dem Stichtag hergestellt wurden, dürfen weiterhin verkauft werden, bis die Lagerbestände aufgebraucht sind.
Kritik an der neuen Verordnung
Nicht alle sind von der neuen Regelung überzeugt. Wirtschaftsverbände zweifeln am Nutzen der neuen Verschlüsse, da das deutsche Pfandsystem bereits sehr gut funktioniere. 97 Prozent der PET-Flaschen werden recycelt, und 95 Prozent davon mit Deckel zurückgegeben. Der Sprecher des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft hält die Verordnung daher für überflüssig.
Auch der Deutsche Lebensmittelverband kritisiert die Neuregelung. Die wissenschaftliche Leiterin des Verbands, Sieglinde Stähle, bezeichnet die EU-Kunststoffpolitik als „einseitig“ und zweifelt an der Wirksamkeit der neuen Verschlüsse zur Vermeidung von Umweltverschmutzung. Ihrer Ansicht nach sollten stattdessen die Infrastrukturen zur Sammlung und Verwertung von Einwegkunststoffen in der EU verbessert werden.
Zukunft des Pfandsystems in der EU
Die EU plant bis 2029 ein Pfandsystem für Einweggetränkeverpackungen in allen Mitgliedsländern. Deutschland hat die Pfandpflicht zu Beginn des Jahres auf Milchprodukte in Einwegkunststoffflaschen ausgeweitet. Im Mehrwegbereich dürfen jedoch weiterhin lose Verschlüsse wie Schraubverschlüsse oder Kronkorken verwendet werden.
Die Deutsche Umwelthilfe hält diese Unterscheidung für sinnvoll, da Mehrwegflaschen vor allem für den Heimkonsum genutzt werden. Allerdings landen auch diese Verschlüsse in der Natur, wie ein Verein in München zeigt, der jährlich kiloweise Kronkorken an der Isar sammelt.
Was du dir merken solltest:
- Seit dem 3. Juli 2024 müssen in der EU Plastikverschlüsse an Einweggetränkebehältern fest mit dem Behälter verbunden bleiben, um die Umweltverschmutzung durch Plastikmüll zu reduzieren.
- Verbraucher äußern Bedenken über feste Plastikdeckel bezüglich des Trinkkomforts mit den neuen Verschlüssen, während Umweltschützer die Maßnahme als wichtigen Schritt begrüßen.
- Trotz der Einführung der neuen Verordnung gibt es Kritik von Wirtschaftsverbänden, die deren Notwendigkeit in Ländern wie Deutschland aufgrund des bereits erfolgreichen Pfandsystems anzweifeln.
Übrigens: Helfen die neuen EU-Regeln zu fest verbundenen Flaschendeckeln tatsächlich dem Umweltschutz oder handelt es sich um reinen Aktionismus? Ein Experte klärt in unserem Artikel auf.
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Wer hat von dieser unnützen Erfindung profitiert? Vermutlich jemand, der aus eigennützigen Motiven das entwickelt hat. Oder für jemand anders. Auf jeden Fall nützt es nicht der Umwelt.