Wie der Klimawandel die Alpen schmelzen lässt

Unterschätze Gefahr: Der Klimawandel verstärkt die Risiken in den Alpen durch Extremwetter und tauenden Permafrost.

Viele Touristen unterschätzen die Gefahren in den Alpen. © Vecteezy

Der Klimawandel trifft die Alpen bereits mit voller Wucht. Extreme Wetterereignisse und tauender Permafrost erhöhen die Risiken für Bergsteiger drastisch. Experten raten dazu, dass Bergsteiger ihre Touren besser vorbereiten müssen als je zuvor. Alexander Baier, ein Bergführer, führt regelmäßig Gruppen durch die Zugspitzregion. Dort schmilzt der nördliche Schneeferner-Gletscher, und Wissenschaftler schätzen, dass er in den nächsten sieben Jahren vollständig verschwinden wird. Das steht symbolisch für die massiven Veränderungen in den Alpen.

In diesem Jahr starben bereits mindestens 35 Menschen in den bayerischen Alpen, wie der bayerische Innenminister Joachim Herrmann laut Tagesschau berichtet. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 21 Todesfälle. Die Zugspitzregion verzeichnet mit sechs Opfern die meisten Todesfälle. Die Bergwacht, Geologen und der Alpenverein warnen übereinstimmend vor den zunehmenden Gefahren durch Starkregen, heftige Gewitter und tauende Felswände.

Zunehmende Extremwetterereignisse

Der Tiroler Landesgeologe Thomas Figl erklärt, dass die wärmere Luft mehr Feuchtigkeit aufnimmt, was zu häufigeren und heftigeren Gewittern führt. Diese ziehen langsamer ab und bringen enorme Regenmengen mit sich. Im Juli 2024 starb ein Wanderer im Allgäu, als ein Felssturz während eines Gewitters ihn erfasste. Solche Unfälle häufen sich.

Im Hochgebirge kommt es zu weiteren Problemen. Der Permafrost, der über Jahrhunderte Felswände stabilisiert hat, taut auf. Alexander Baier berichtet, dass dies zur Instabilität der Berge führt. Die Eisschichten, die Felsbrocken zusammenhalten, schmelzen. Bereits im April 2024 brach am Piz Bernina ein Teil des Gipfels ab. Solche Gebiete sollten laut Baier für mindestens ein Jahrzehnt gemieden werden.

Das Risiko steigt, nicht die Gefahr

Klaus Schädler, ehemaliger Geschäftsführer der Bergwacht Bayern, betont den Unterschied zwischen Risiko und Gefahr. Er sagt, dass das Risiko in den Alpen durch den Klimawandel zwar steige, aber erfahrene Bergsteiger damit umgehen könnten. „Gefährlich wird es nur für diejenigen, die ohne Vorbereitung in die Berge gehen“, erklärt er. Unerfahrene Wanderer, die sich oft in unpassender Ausrüstung in gefährliche Situationen begeben, würden die Risiken unterschätzen.

Auf einer geführten Tour von Alexander Baier kamen die Teilnehmer sicher über eine Gletscherspalte, da sie mit speziellen Schneeketten für Wanderschuhe, den sogenannten „Grödel“, ausgestattet waren. Solche Ausrüstungsgegenstände erhöhen die Sicherheit erheblich. Der Deutsche Alpenverein empfiehlt daher geführte Touren, um das Risiko zu minimieren.

Unterschätzte Gefahren direkt neben touristischen Attraktionen

Trotz der Warnungen gehen viele Menschen unvorbereitet in die Berge. Baier erlebte, wie eine Familie versuchte, ihre Kinder ohne jegliche Sicherheitsvorkehrungen über eine Gletscherspalte zu heben. Alle trugen Straßenschuhe. Diese Szene zeigt, dass viele Touristen nicht erkennen, wie gefährlich die Bedingungen in den Bergen selbst in unmittelbarer Nähe zu Seilbahnen und touristischen Attraktionen sein können.

Der Klimawandel könnte also nicht nur für die Umwelt in den Alpen verheerende Folgen haben, sondern auch das Leben der Menschen gefährden, die sich dort aufhalten. Bergsteiger und Wanderer sollten sich dieser neuen Risiken bewusst werden und entsprechend vorbereitet in die Berge gehen.

Was du dir merken solltest:

  • Der Klimawandel führt in den Alpen zu häufigeren Extremwetterereignissen und tauendem Permafrost, was die Risiken für Bergsteiger und Wanderer deutlich erhöht.
  • Experten betonen, dass sorgfältige Vorbereitung und geeignete Ausrüstung unerlässlich sind, um die wachsenden Gefahren in den Bergen zu bewältigen.
  • Trotz zunehmender Warnungen unterschätzen viele Touristen die Gefahren in den Alpen, oft aufgrund von unzureichender Ausrüstung und fehlendem Bewusstsein für die Risiken.

Übrigens: Entgegen aller Vorstellungen ist das Wasser aus Alpenflüssen kein frisches Quellwasser, sondern meistens älter als gedacht. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Vecteezy

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