Leben wir in einem Schwarzen Loch? Neue Forschung wirft eine faszinierende Theorie auf

Das James-Webb-Teleskop zeigt eine unerwartete Rotations-Asymmetrie von Galaxien. Deutet das auf ein Universum in einem Schwarzen Loch hin?

Galaxien, die das JWST beobachtet hat: Rot umkreist sind jene, die sich in eine Richtung drehen, blau umkreist diejenigen mit entgegengesetzter Rotation. © Monthly Notices of the Royal Astronomical Society (2025)

Galaxien, die das JWST beobachtet hat: Rot umkreist sind jene, die sich in eine Richtung drehen, blau umkreist diejenigen mit entgegengesetzter Rotation. © Monthly Notices of the Royal Astronomical Society (2025)

Das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) hat eine überraschende Entdeckung gemacht: Eine große Mehrheit der beobachteten Galaxien im frühen Universum dreht sich in dieselbe Richtung. Das ist unerwartet, denn eigentlich sollten die Rotationen zufällig verteilt sein – ungefähr die Hälfte im Uhrzeigersinn, die andere Hälfte gegen den Uhrzeigersinn. Doch genau das ist nicht der Fall.

Laut einer in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society veröffentlichten Untersuchung des JWST Advanced Deep Extragalactic Survey (JADES) wurden 263 Galaxien analysiert. 158 davon rotierten im Uhrzeigersinn, während nur 105 gegen den Uhrzeigersinn drehten. Statistisch betrachtet wäre eine solche Abweichung mit einer Wahrscheinlichkeit von nur 0,07 Prozent ein bloßer Zufall. Das deutet darauf hin, dass eine tiefere kosmische Struktur dahintersteckt. Aber welche?

Universum im Schwarzen Loch? Eine radikale Theorie gewinnt an Gewicht

Warum zeigen die Galaxien dieses merkwürdige Rotationsmuster? Eine der spannendsten Erklärungen könnte sein, dass das gesamte Universum innerhalb eines Schwarzen Lochs entstanden ist – und zwar in einem rotierenden. Diese Hypothese stammt laut Space aus der sogenannten Schwarzen-Loch-Kosmologie, die von Wissenschaftlern wie Raj Kumar Pathria und I. J. Good entwickelt wurde.

Laut dieser Theorie ist das Universum nicht einfach nur ein sich ausdehnender Raum, sondern das Innere eines gigantischen Schwarzen Lochs in einem übergeordneten Universum. Unser „Ereignishorizont“, also die Grenze dessen, was wir beobachten können, könnte in Wahrheit der Rand dieses Schwarzen Lochs sein. Jedes Schwarze Loch in unserem Universum könnte demnach wiederum der Ursprung eines neuen Universums sein – ein faszinierender Gedanke.

Wissenschaftler: „Das Universum wurde in einem Schwarzen Loch geboren“

Nikodem Poplawski, theoretischer Physiker an der University of New Haven, sieht in den neuesten JWST-Daten eine Bestätigung für diese Theorie. Seiner Ansicht nach könnten die beobachteten Rotationsmuster der Galaxien durch die Rotation des Schwarzen Lochs erklärt werden, in dem unser Universum entstanden ist. „Ich denke, die einfachste Erklärung für das rotierende Universum ist, dass es in einem rotierenden Schwarzen Loch geboren wurde“, sagte Poplawski laut Space.

Die Theorie basiert auf dem Konzept der Torsion – einem physikalischen Phänomen, das verhindert, dass Materie in einem Schwarzen Loch zu einem unendlich dichten Punkt kollabiert. Stattdessen könnte sie sich nach einer extremen Verdichtung wieder ausdehnen, was zu einem neuen Universum führen würde. Dieser „kosmische Rückprall“ könnte unser eigenes Universum hervorgebracht haben und würde damit den Urknall erklären.

Welche Auswirkungen hätte das auf unser Verständnis des Universums?

Sollte sich die Theorie bestätigen, müsste die gesamte heutige Kosmologie überdacht werden. Unser Universum wäre dann nur eines von unzähligen anderen Universen, die in Schwarzen Löchern entstehen. Zudem würde sich möglicherweise auch die Vorstellung von Zeit verändern, denn laut Poplawski könnte die Zeitrichtung in unserem Universum von der Rotation des Schwarzen Lochs bestimmt werden.

Doch es gibt auch alternative Erklärungen für die beobachtete Asymmetrie der Galaxienrotation. Eine Möglichkeit ist, dass die eigene Rotation unserer Milchstraße die Messungen beeinflusst hat. Allerdings ging man bisher davon aus, dass ihre Rotationsgeschwindigkeit zu gering ist, um einen nennenswerten Effekt auf die JWST-Daten zu haben.

Neue Entdeckungen könnten Kosmologie auf den Kopf stellen

Falls die Milchstraßen-Rotation tatsächlich Einfluss hatte, müssten Astronomen möglicherweise unsere gesamten bisherigen Entfernungsberechnungen für das tiefe Universum überarbeiten. Das könnte eine Erklärung für andere ungelöste Fragen in der Kosmologie liefern, etwa für die Hubble-Spannung, also die Diskrepanz zwischen verschiedenen Messmethoden zur Expansionsrate des Universums.

Die neuen Erkenntnisse des James-Webb-Teleskops könnten also weitreichende Folgen haben – nicht nur für unser Verständnis der Galaxienentstehung, sondern für unser gesamtes Bild des Universums. Ob wir wirklich innerhalb eines Schwarzen Lochs existieren, bleibt offen. Sicher ist jedoch: Die Astronomie steht womöglich vor einem Paradigmenwechsel.

Kurz zusammengefasst:

  • Das James-Webb-Teleskop hat eine auffällige Rotations-Asymmetrie bei Galaxien im frühen Universum entdeckt, die nicht durch Zufall erklärbar ist.
  • Eine Theorie besagt, dass unser Universum in einem rotierenden Schwarzen Loch entstanden sein könnte. Das stellt unser Verständnis von Raum und Zeit infrage.
  • Falls sich diese Hypothese bestätigt, könnte das unser Bild vom Urknall und der kosmischen Evolution grundlegend verändern.

Übrigens: Ein anderes Schwarzes Loch sorgt ebenfalls für Aufsehen. Es schleudert Sterne mit solcher Wucht aus der Großen Magellanschen Wolke, dass sie in den intergalaktischen Raum entkommen. Neue Daten deuten darauf hin, dass dieses Schwarze Loch über 600.000 Sonnenmassen besitzt und ganze Sternsysteme ins All katapultiert. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Monthly Notices of the Royal Astronomical Society (2025)

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