Tsunami-Gefahr in Europa: Forscher tüfteln am Schutz vor der nächsten Welle

Jeder zehnte Tsunami weltweit entsteht im Mittelmeer. In Europa sollen Frühwarnsysteme helfen, die wenigen Minuten Vorwarnzeit zu nutzen.

Forscher in Europa arbeiten am Schutz vor der nächsten großen Welle. © Pexels

Forscher in Europa arbeiten am Schutz vor der nächsten großen Welle. © Pexels

Vor 20 Jahren erschütterte der Tsunami im Indischen Ozean die Welt. Hunderttausende starben, Millionen waren betroffen. Doch was viele nicht wissen: Solche gigantischen Tsunami-Wellen sind auch in Europa möglich. Besonders das Mittelmeer gilt als Risikogebiet. Etwa zehn Prozent aller Tsunamis weltweit entstehen dort. Die Wissenschaft spricht davon, dass etwa alle 100 Jahre eine katastrophale Welle auftritt. Das letzte große Ereignis im Jahr 1908 zerstörte Teile Süditaliens und kostete Tausende Menschen das Leben.

Aber wie entstehen diese tödlichen Flutwellen? Die Hauptursachen sind starke Erdbeben oder Vulkanausbrüche, die den Meeresboden in Bewegung setzen. Genau diese Prozesse untersuchen Wissenschaftler intensiv, um Frühwarnsysteme zu entwickeln, die Leben retten könnten.

Tsunami-Wellen aus den Tiefen des Mittelmeers

„Wenn ganze Gebirgsketten von einem Kontinent verschluckt werden, dann geht das nicht ohne richtig Rambazamba“, erklärt Heidrun Kopp vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung laut der Tagesschau. Diese „Rambazamba“-Momente, also gewaltige Erdbeben, entstehen dort, wo sich ozeanische und kontinentale Platten verschieben. Dabei wird der Meeresboden angehoben und riesige Wassermassen geraten in Bewegung. Die Wellen rasen mit Geschwindigkeiten von bis zu 700 Kilometern pro Stunde auf die Küsten zu und türmen sich im flachen Wasser auf – oft mit zerstörerischer Kraft.

Doch nicht nur Erdbeben sind eine Gefahr. Auch der Ätna, der größte aktive Vulkan Europas, sorgt für Sorgenfalten bei Forschern. Sein Unterwasserhang könnte abrutschen und eine gigantische Welle auslösen. Morelia Urlaub, Geologin am GEOMAR, untersucht diese Risiken. Mithilfe von Messgeräten und Glasfaserkabeln wollen die Wissenschaftler solche Bewegungen frühzeitig erkennen.

Frühwarnsysteme: Sekunden können Leben retten

Die Zeit ist bei einem Tsunami der entscheidende Faktor. Anders als bei Erdbeben bleibt nach der Entstehung der Welle oft nur ein kleines Zeitfenster, um zu reagieren. Im Mittelmeer sprechen Experten von wenigen Minuten bis maximal einer Viertelstunde. Deshalb wird an Küstenregionen wie Cannes an Frühwarnsystemen gearbeitet, die Sirenen und Lautsprecherdurchsagen einsetzen, um die Menschen schnell zu evakuieren. Ein zentrales Problem: Viele unterschätzen die Gefahr oder bleiben stehen, um die Wellen zu filmen – ein Verhalten, das tödlich enden kann. Die Stadt Cannes setzt daher auf einfache Maßnahmen wie Fluchtwegweiser und ein SMS-System für Bewohner und Geschäftsleute.

Tsunamis in Deutschland? Kleine Wellen, große Gefahren

Auch an der deutschen Nord- und Ostseeküste können Tsunamis auftreten. Zwar sind diese nicht so gewaltig wie im Mittelmeer, doch selbst kleinere Meteo-Tsunamis haben gefährliches Potenzial. 2013 überraschte eine anderthalb Meter hohe Welle an der Nordsee Badende. Ursache solcher Wellen ist nicht etwa ein Erdbeben, sondern ein plötzlicher Luftdruckabfall. Diese Druckunterschiede heben das Wasser an und erzeugen Wellen, die sich durch bestimmte Wetterbedingungen verstärken.

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Versuche in Wellenkanälen zeigen, dass auch diese kleineren Tsunamis stark genug sind, Menschen mit ins Meer zu ziehen. Besonders gefährlich wird es, wenn die Betroffenen die Wucht der Welle unterschätzen oder zu spät reagieren.

Wie Glasfaserkabel helfen, Leben zu retten

Europa setzt verstärkt auf Technologien wie Glasfaserkabel, die Erschütterungen registrieren, oder Schallmessgeräte, die Bewegungen unter Wasser analysieren. Solche Frühwarnsysteme sind ein Schlüssel, um die wenigen Minuten, die ein Tsunami-Vorwarnfenster bietet, bestmöglich zu nutzen. Wissenschaftler wie Charlotte Krawczyk sind überzeugt, dass diese Innovationen in Zukunft Leben retten werden: „Der Nutzen für die Menschheit kann am Ende wirklich groß sein.“

Die Bedrohung durch Tsunamis in Europa ist real, doch die Wissenschaft arbeitet unter Hochdruck daran, Schutzmaßnahmen zu verbessern. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass Technik, Forschung und Sensibilisierung zusammenwirken, um im Ernstfall Schlimmeres zu verhindern.

Was du dir merken solltest:

  • Tsunamis können auch Europa treffen, besonders das Mittelmeer ist gefährdet: Etwa 10 Prozent aller weltweiten Tsunamis entstehen dort, meist durch Erdbeben oder Vulkanausbrüche.
  • Die Vorwarnzeit im Mittelmeerraum ist extrem kurz, oft nur wenige Minuten. Deshalb arbeiten Forscher an Frühwarnsystemen, die Gefahren rechtzeitig erkennen.
  • Auch Deutschland ist betroffen: Meteo-Tsunamis können an Nord- und Ostseeküsten auftreten. Sie entstehen durch Wetterphänomene und bergen ebenfalls Gefahren.

Bild: © Pexels

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