Supervulkan-Ausbruch: Die Menschheit ist auf die unausweichliche Bedrohung nicht vorbereitet

Ein Supervulkan-Ausbruch würde das Klima weltweit verändern, Millionen bedrohen und die Versorgungskette stören. Die Welt ist unvorbereitet.

Der Ausbruch des Tambora 1815 zeigte die zerstörerische Macht von Supervulkanen: Sie können das Klima jahrelang abkühlen, Ernten vernichten und Millionen bedrohen.

Der Ausbruch des Tambora 1815 zeigte die zerstörerische Macht von Supervulkanen: Sie können das Klima jahrelang abkühlen, Ernten vernichten und Millionen bedrohen. © Wikimedia

Supervulkane sind eine Klasse für sich. Anders als normale Vulkane besitzen sie gewaltige Magmakammern, die bis zu 100 Kilometer breit und mehrere Kilometer tief sein können. Ihr Ausbruch erfolgt nicht allmählich, sondern in einer einzigen gigantischen Explosion. Dabei wird Lava mit Überschallgeschwindigkeit bis zu 50 Kilometer hoch in die Atmosphäre geschleudert, während Glutströme Gebiete im Umkreis von 100 Kilometern verwüsten. Doch obwohl das Risiko bekannt ist, ist die Menschheit nicht vorbereitet.

1815 erlebte die Welt den Ausbruch des indonesischen Supervulkans Tambora, die stärkste Eruption in der Geschichte. Die Explosion schleuderte winzige Partikel in die Atmosphäre, die das Sonnenlicht reflektierten und eine weltweite Abkühlung auslösten. Das Jahr 1816 ging als „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichtsbücher ein. Temperaturen sanken, Ernten fielen aus, Hungersnöte und eine Cholera-Pandemie brachen aus, Zehntausende Menschen starben.

Supervulkan-Ausbruch – Nur eine Frage der Zeit: Wissenschaftler warnen vor der nächsten Katastrophe

Mehr als 200 Jahre nach Tambora warnen Forscher vor einem erneuten Ausbruch dieser Größenordnung. „Die Frage ist nicht, ob, sondern wann,“ sagte Markus Stoffel, Klimaprofessor an der Universität Genf, gegenüber CNN. Geologische Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ereignisses in diesem Jahrhundert bei etwa 1 zu 6 liegt.

Ein massiver Ausbruch hätte weitreichende Folgen. Vulkanische Gase wie Schwefeldioxid könnten in die Stratosphäre gelangen, wo sie winzige Partikel bilden. Diese würden das Sonnenlicht zurück ins All reflektieren und die Erde für mehrere Jahre abkühlen. Laut Alan Robock, Klimaexperte an der Rutgers University, könnten die Partikel durch die globale Luftzirkulation verteilt werden und somit weltweite Klimaveränderungen auslösen.

Größenvergleich Tambora und Vesuv | Quelle: Google Maps, SRTM3 Webserver. © geoethno via Wikimedia unter GNU Free Documentation License
Größenvergleich Tambora und Vesuv | Quelle: Google Maps, SRTM3 Webserver. © geoethno via Wikimedia unter GNU Free Documentation License

Folgen für das globale Klima

Ein Beispiel für die Wirkung eines solchen Ausbruchs ist der Pinatubo in den Philippinen. Seine Eruption 1991 setzte rund 15 Millionen Tonnen Schwefeldioxid frei und senkte die globale Temperatur um etwa 0,5 Grad Celsius. Historische Daten, gewonnen aus Eiskernen und Baumringen, zeigen, dass frühere massive Eruptionen sogar Temperaturrückgänge von bis zu 1,5 Grad bewirkten. Tambora führte zu einem Rückgang von mindestens 1 Grad Celsius.

Doch die Abkühlung ist nur ein Aspekt. Forschungen legen nahe, dass ein massiver Ausbruch auch die Monsunsysteme stören könnte. „Die Monsune entstehen, weil sich das Land schneller erwärmt als der Ozean,“ erklärt Robock. Wird dieses Temperaturgefälle durch vulkanische Aerosole verändert, könnten lebenswichtige Regenzeiten in Asien und Afrika ausbleiben.

Eine instabile Welt

Die nächste Eruption wird in einer durch den Klimawandel ohnehin destabilisierten Welt stattfinden. „Die Auswirkungen könnten noch gravierender sein als 1815,“ betonte Michael Rampino von der New York University. Steigende Temperaturen könnten paradoxerweise die Abkühlung durch vulkanische Aerosole verstärken, da kleinere Partikel das Sonnenlicht effizienter streuen.

Auch der Klimawandel selbst kann Vulkanausbrüche begünstigen. Schmelzende Gletscher verringern den Druck auf Magmakammern, wodurch Magma schneller aufsteigen könnte. Extreme Regenfälle wirken zusätzlich als potenzieller Auslöser, wenn Wasser in Vulkanschächten mit Magma reagiert.

Unvorhersehbare Folgen

Die Folgen eines Supervulkan-Ausbruchs wären sowohl unmittelbar als auch langfristig verheerend. „Ein Temperaturabfall von nur 1 Grad mag auf den ersten Blick unbedeutend wirken, doch regional könnten die Auswirkungen erheblich drastischer sein“, erklärt May Chim, Geowissenschaftlerin an der Universität Cambridge. Sie weist zudem darauf hin, dass Vulkanausbrüche in bisherigen Klimaprojektionen oft stark unterschätzt wurden. Tatsächlich könnte ein einziger Ausbruch die Temperaturen in Teilen Europas oder Afrikas um bis zu 7 Grad senken und damit gravierende Konsequenzen nach sich ziehen.

Der wirtschaftliche Schaden wäre enorm. Eine Analyse der Versicherungsbranche schätzt, dass ein Ereignis wie Tambora Verluste von mehr als 3,6 Billionen Euro im ersten Jahr verursachen könnte. Zudem wäre der Kühlungseffekt nur von kurzer Dauer: Sobald die vulkanischen Partikel aus der Atmosphäre verschwunden sind, kehrt die Erderwärmung zurück.

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Ein Plan für den Ernstfall fehlt

Die Welt ist schlecht vorbereitet. Markus Stoffel fordert umfangreiche Vorsorgemaßnahmen: „Es braucht Szenarien, Stresstests und Pläne für Evakuierungen, Hilfsprogramme und die Sicherung der Nahrungsmittelversorgung.“ Denn auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs gering erscheint, könnte der Schaden katastrophal sein. Stoffel schließt mit den Worten: „Wir stehen erst am Anfang, die möglichen Folgen zu verstehen.“

Was du dir merken solltest:

  • Supervulkane können durch ihre massiven Ausbrüche das globale Klima für Jahre abkühlen, Ernten zerstören und Millionen Menschen bedrohen.
  • Wissenschaftler schätzen die Wahrscheinlichkeit eines massiven Ausbruchs in diesem Jahrhundert auf 1 zu 6 und warnen vor katastrophalen Folgen.
  • Ohne Vorsorgemaßnahmen könnten Schäden in Billionenhöhe und massive Störungen von Nahrungsmittelversorgung und globaler Stabilität entstehen.

Bild: © Paul Hessels via Wikimedia unter CC BY 2.0

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