Verschrumpelte Finger folgen einem Plan – Studie offenbart verblüffend präzises Muster

Wer nicht genau hinsieht, könnte meinen, dass verschrumpelte Finger immer wieder anders aussehen. Eine neue Studie offenbart jedoch Muster.

Studie: Verschrumpelte Finger folgen einem präzisem Muster

Hält man die Hände lange lange genug unter Wasser, bemerkt man mit der Zeit tiefe Falten. Diese bilden sich nicht zufällig, wie Forscher nun herausgefunden haben. © Unsplash

Nach einem langen Bad wellt sich die Haut an den Händen und man hat verschrumpelte Finger. Dieses Phänomen kennt jeder oder hat es bereits am eigenen Leib zu spüren bekommen. Eine neue Studie zeigt jetzt, dass sich diese Falten nicht zufällig bilden – die Finger verschrumpeln je nach Person stets auf die gleiche Weise.

In einer Studie hielten drei Testpersonen ihre rechte Hand jeweils 30 Minuten lang in 40 °C warmes Wasser. Im Anschluss fotografierten die Forscher jeden Finger aus 16 Zentimetern Abstand und bei 4,4-facher Vergrößerung. Nach 24 Stunden wiederholten sie das Experiment mit denselben Personen.

Fingerfalten folgen exakt demselben Muster

Die Vergleichsbilder zeigen: Die Falten auf den Fingerkuppen entstehen immer an den gleichen Stellen – auch wenn die Haut zwischendurch wieder glatt war.

Um die Faltenmuster zu vergleichen, legten die Wissenschaftler die Bilder beider Zeitpunkte übereinander. Besonders auffällige Rillen zeigten sich bei allen drei Probanden erneut. Die Ähnlichkeit war nicht nur sichtbar, sondern auch mathematisch messbar. So kamen die Forscher zu dem Ergebnis: Die Orientierung der Falten wiederholt sich so deutlich, dass Zufall ausgeschlossen werden kann. 

Diese Arbeit zeigt zum ersten Mal eindeutig, dass topographische Faltenmuster, die durch längeres Eintauchen der menschlichen Hand in Wasser entstehen, wiederholbar und zu unterschiedlichen Zeitpunkten konsistent sind.

Rachel Laytin und Guy K. German, Studienautoren

Warum schrumpelt die Haut überhaupt?

Der Mechanismus dahinter ist bekannt: Die Blutgefäße unter der Haut ziehen sich zusammen – ein Vorgang, den man Vasokonstriktion nennt. Dadurch verringert sich das Volumen unter der Hautoberfläche. Weil die Hautfläche gleich bleibt, bildet sie Falten. Doch diese Erklärung setzte sich erst relativ spät durch, nachdem frühere Annahmen widerlegt worden waren.

So glaubten Forscher früher, die Haut würde sich durch Wasseraufnahme aufblähen:

  • Laut einer Studie aus dem Jahr 2017 müsste sie dazu um mindestens 20 Prozent anschwellen
  • Tatsächlich schwillt sie nur um circa 10 Prozent an – also nicht genug, um das Phänomen zu erklären

In einer früheren Studie aus dem Jahr 2006 stellten Tindall – damals noch beim Guy’s & St Thomas‘ Hospital in London – und Kollegen fest, dass Menschen mit beschädigtem Medianusnerv keine faltigen Finger bekommen. Diese Nerven steuern den Vorgang also aktiv.

Aber hat dieses Phänomen auch einen evolutionären Nutzen? Oder handelt sich dabei bloß um eine Reaktion des Körpers ohne tieferen Sinn? Hierbei könnte eine Studie aus dem Jahr 2021 aufschlussreich sein. In ihrem Rahmen fand Nick J. Davis von der Manchester Metropolitan University heraus, dass verschrumpelte Finger beim Greifen nasser Objekte helfen.

Normalerweise erfordert das Greifen nasser Objekte mehr Griffkraft – logisch, da sie dazu neigen, sonst zu verrutschen. Verschrumpelt die Haut an den Fingerspitzen jedoch, sinkt die benötigte Griffkraft wieder auf das Niveau, das auch für trockene Gegenstände benötigt wird.

Wie verschrumpelte Finger der Medizin helfen

Die Entdeckung, dass der Medianusnerv am Verschrumpeln der Finger beteiligt ist, führte 2010 zur Entwicklung des sogenannten Finger-Wrinkle-Tests (FWT). Ärzte nutzen ihn, um die autonome Nervenfunktion zu überprüfen. Je stärker die Faltenbildung, desto aktiver das Nervensystem. 

Nicht nur das „Ob“, sondern auch das „Wie“ der Faltenbildung bleibt laut der Studie über verschrumpelte Finger stabil. Die Erkenntnis stammt zwar nur aus drei Fällen, ist aber die erste systematische Analyse dieser Art.

Kurz zusammengefasst:

  • Wenn Finger längere Zeit im Wasser sind, bilden sich Falten – und zwar immer nach dem gleichen Muster.
  • Der Grund für verschrumpelte Finger ist eine aktive Reaktion des Körpers: Blutgefäße unter der Haut ziehen sich zusammen.
  • Forscher konnten erstmals zeigen, dass sich diese Falten bei Menschen wiederholt gleich anordnen.

Übrigens: So wie sich Fingerfalten bei Wasser stets gleich formen, hinterlässt auch Meditation ein klares Muster im Körper – sichtbar in Genen und Haaren. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

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