Hellster Fast Radio Burst aller Zeiten entdeckt – Signal aus Nachbargalaxie überrascht Forscher

Ein extrem heller Fast Radio Burst aus der Galaxie NGC4141, 130 Millionen Lichtjahre entfernt, liefert neue Erkenntnisse über Magnetare.

Signal aus Nachbargalaxie: Hellster Fast Radio Burst aller Zeiten

Ein internationales Team mit Physikern des MIT registrierte einen extrem hellen Fast Radio Burst – 130 Millionen Lichtjahre entfernt im Großen Bären. © Danielle Futselaar

Ein kurzer Blitz aus dem All, heller als alles zuvor Gemessene: Astronomen haben den bislang intensivsten Fast Radio Burst registriert. Das Signal stammt aus einer Galaxie im Sternbild Großer Bär – und liegt mit einer Entfernung von 130 Millionen Lichtjahren in kosmisch greifbarer Nähe. Für die Forschung ist das ein Glücksfall, denn nie zuvor konnten Wissenschaftler einen solchen Radioblitz so exakt verorten und untersuchen.

„Kosmisch gesehen ist dieser Fast Radio Burst nur in unserer Nachbarschaft“, sagt Kiyoshi Masui, Physiker am Massachusetts Institute of Technology (MIT).

Was genau ist ein Fast Radio Burst?

Fast Radio Bursts (FRBs) sind extrem kurze, aber ungeheuer helle Ausbrüche von Radiostrahlung. Sie dauern nur wenige Millisekunden – und können in dieser Zeit sämtliche Radioquellen einer ganzen Galaxie überstrahlen.

Seit ihrer Entdeckung im Jahr 2007 geben diese kosmischen Phänomene Rätsel auf. Niemand weiß bisher eindeutig, wodurch sie ausgelöst werden. Eine führende Theorie geht davon aus, dass Magnetare dahinterstecken – junge Neutronensterne mit besonders starken Magnetfeldern, die enorme Energiemengen freisetzen können.

Entdeckung durch CHIME – ein Netz aus Radioteleskopen

Am 16. März 2025 registrierte das kanadische Teleskop CHIME (Canadian Hydrogen Intensity Mapping Experiment) in British Columbia den außergewöhnlich hellen Burst. CHIME wurde ursprünglich gebaut, um Wasserstoff im Universum zu kartieren, erfasst aber auch Radioblitze.

  • Seit 2018 hat CHIME rund 4.000 Fast Radio Bursts aufgezeichnet.
  • Das neue Signal trägt den inoffiziellen Namen RBFLOAT – „Radio Brightest Flash of All Time“.
  • Entscheidend war diesmal die Kombination mit drei zusätzlichen CHIME Outriggers. Diese kleineren Teleskope in Nordamerika ergänzen die Hauptanlage und erlauben eine extrem präzise Ortung.

Shion Andrew, Doktorandin am MIT, beschreibt die Leistung so: „Es ist, als ob wir in New York ein Glühwürmchen in Florida aufleuchten sehen und genau bestimmen, auf welchem Ast es sitzt.“

Präzise Lokalisierung verändert das Verständnis

Das Signal ließ sich eindeutig der Spiralgalaxie NGC4141 zuordnen. Dort entstand es am Rand einer Region, in der gerade Sterne geboren werden. Diese Position wirft neue Fragen auf:

  • Liegt die Quelle tatsächlich in einem Magnetar?
  • Ist es womöglich ein älterer Überrest, der schon länger existiert?

Masui erklärt: „Wäre der Ursprung mitten in der sternbildenden Region, wäre er nur wenige Tausend Jahre alt – sehr jung für einen Stern. Dieser hier, am Rand, hatte vielleicht etwas mehr Zeit zu ‚reifen‘.“

Kein wiederholtes Signal in sechs Jahren

Die Forscher durchforsteten sechs Jahre Archivdaten von CHIME. Ergebnis: An dieser Stelle tauchte in dieser Zeit kein weiterer Burst auf. Damit handelt es sich höchstwahrscheinlich um ein einmaliges Ereignis.

Viele andere FRBs treten ebenfalls nur einmal auf. Doch ein kleiner Teil wiederholt sich – manche sogar rhythmisch, fast wie ein kosmischer Herzschlag. Ob diese Unterschiede auf verschiedene Ursprünge hinweisen, ist eine der spannendsten Fragen in der aktuellen Forschung.

„Im Moment sind wir mitten in dieser Geschichte. Unsere Beobachtungen fügen Stück für Stück Puzzleteile zusammen“, sagt Masui.

Fast Radio Burst macht kosmische Strukturen messbar

Für die Erde stellt ein solcher Radioblitz keine Gefahr dar. Auch wenn die ausgesandte Energie enorm ist, erreicht uns nach Millionen Lichtjahren nur ein winziger Bruchteil.

Für die Wissenschaft dagegen sind FRBs ein einzigartiges Werkzeug. Aus den Signalen lassen sich viele Informationen herauslesen:

  • Dichte des intergalaktischen Mediums: Der Weg des Radiolichts verrät, wie viel Materie zwischen den Galaxien liegt.
  • Magnetfelder im All: FRBs helfen, die Stärke und Ausrichtung kosmischer Magnetfelder zu bestimmen.
  • Alter der Quelle: Die Position am Rand der Sternentstehungsregion deutet auf ein reiferes Objekt hin, das länger existiert als junge Magnetare.

Ein Labor im Weltall

Adam Lanman, Postdoc am MIT, bringt es auf den Punkt: „Diese Beobachtungen machen die Vielfalt der Entstehungsumgebungen viel klarer sichtbar.“

Je mehr solcher Bursts genau lokalisiert werden, desto besser verstehen Forscher, welche kosmischen Bedingungen sie hervorbringen. Andrew sagt: „Wir sind auf Kurs, Hunderte von FRBs jedes Jahr zu lokalisieren. Die Hoffnung ist, dass eine größere Stichprobe uns helfen kann, die volle Vielfalt dieser Phänomene zu verstehen.“

Für Astrophysiker ist jeder einzelne Burst wie ein Experiment, das die Natur selbst im Universum durchführt – mit Energien, die in keinem Labor auf der Erde erzeugt werden könnten.

Fast Radio Burst liefert neue Einblicke in extreme Sternenreste

Der aktuelle Fast Radio Burst zeigt, wie weit die Technik der Himmelsbeobachtung inzwischen ist. Mit immer feineren Instrumenten gelingt es, selbst millisekundenkurze Signale im All zu erfassen und präzise zurückzuverfolgen.

Die Entdeckung erweitert das Verständnis von extremen Sternenresten, stärkt die Theorie der Magnetare – und öffnet gleichzeitig neue Fragen über Alter, Herkunft und Vielfalt solcher Radioblitze.

Für die Astronomie ist das Signal aus NGC4141 deshalb ein Glücksfall: Es macht sichtbar, wie dynamisch und vielseitig unser Universum ist.

Kurz zusammengefasst:

  • Ein Fast Radio Burst ist ein extrem kurzer, aber sehr heller Ausbruch von Radiowellen, der in wenigen Millisekunden ganze Galaxien überstrahlen kann.
  • Am 16. März 2025 wurde der bislang hellste FRB entdeckt: Er stammt aus der Galaxie NGC4141, rund 130 Millionen Lichtjahre entfernt.
  • Dank präziser Ortung mit CHIME und CHIME Outriggers lässt sich die Quelle am Rand einer Sternentstehungsregion verorten – ein Hinweis auf ältere Magnetare als mögliche Auslöser.

Übrigens: Während Forscher den hellsten Fast Radio Burst aller Zeiten aufspürten, tobte zugleich ein anderes Schauspiel im All – ein Quasar, der eine Galaxie mit Strahlung verwüstet. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Danielle Futselaar

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