Kürbis speichert Schadstoffe – Risiko für die Gesundheit, Chance für den Boden
Kürbisse nehmen Schadstoffe wie Dioxine oder Pestizide aus dem Boden auf. Der gleiche Mechanismus kann helfen, belastete Böden zu reinigen.
Kürbisgewächse (zu denen auch Zucchini, Gurken und Melonen gehören) können Schadstoffe aus dem Boden aufnehmen und in ihren Früchten anreichern. © Unsplash
Im Herbst hat Kürbis Saison und kommt oft und gerne auf den Teller. Doch das beliebte Herbstgemüse kann Schadstoffe aus dem Boden aufnehmen und in seinen Früchten speichern. Das zeigen Forscher der Universität Kobe in ihrer neuen Studie.
In bestimmten Böden reichern sich langlebige Umweltgifte wie Dioxine oder das Insektizid Dieldrin in Kürbisgewächsen an – auch in Zucchini und Gurken. Studienleiter Hideyuki Inui warnt: „Diese Stoffe sind schwer abbaubar und stellen ein Gesundheitsrisiko dar.“
Wie bestimmte Eiweiße dafür sorgen, dass Kürbis Schadstoffe speichert
Die Ursache liegt in speziellen Eiweißen, sogenannten Major Latex-like Proteinen (MLPs). Sie binden schlecht lösliche Substanzen und transportieren sie mit Wasser und Nährstoffen durch die Leitbahnen der Pflanze. So gelangen Dioxine und andere Schadstoffe aus der Wurzel bis in Blätter und Früchte.
In Sorten mit hoher Schadstoffaufnahme fanden die Forscher diese Proteine im Pflanzensaft, in weniger belasteten Sorten blieben sie innerhalb der Zellen. „Nur wenn die Eiweiße aus den Zellen ausgeschieden werden, können sie sich in der Pflanze bewegen – und Schadstoffe bis in die essbaren Teile tragen“, so Inui.
Eine minimale Veränderung in der Struktur dieser Eiweiße kann den Unterschied ausmachen. Schon eine abweichende Aminosäure entscheidet, ob das Protein in der Zelle verbleibt oder in den Pflanzensaft gelangt. Diese Entdeckung könnte erklären, warum manche Zucchini- oder Kürbissorten stärker belastet sind als andere.
Standort und Sorte bestimmen die Schadstoffbelastung im Kürbis
Neben der Eiweißstruktur spielt auch der Standort eine große Rolle. In Böden, die früher industriell genutzt wurden oder an stark befahrenen Straßen liegen, finden sich oft noch Rückstände langlebiger Gifte. Pflanzen, die dort wachsen, nehmen sie über die Wurzeln auf. Für den Eigenanbau empfehlen Experten daher frische, geprüfte Erde und zertifiziertes Saatgut. Auch Hobbygärtner sollten ihre Beete regelmäßig prüfen lassen, wenn sie sich in der Nähe alter Gewerbeflächen befinden.
Die Ergebnisse zeigen, dass nicht alle Kürbisgewächse gleich stark betroffen sind. Entscheidend ist die Kombination aus Bodenzustand, Anbauort und genetischer Ausstattung der Pflanze.
Wie Kürbisgewächse Böden reinigen könnten
Die Forscher sehen in ihrem Befund auch eine Chance. Der gleiche Mechanismus, der Lebensmittel belasten kann, lässt sich gezielt zur Reinigung belasteter Böden nutzen. Pflanzen mit besonders aktiven MLPs könnten Schadstoffe aus dem Erdreich ziehen und sie in ihren Geweben binden. Das Verfahren, bekannt als Phytosanierung, gilt als umweltfreundliche Alternative zu technischen Reinigungsmethoden.
„Wir stellen uns vor, Pflanzen zu züchten, die Bodenverunreinigungen effektiver absorbieren“, sagt Inui. Solche Sorten könnten helfen, belastete Flächen zu regenerieren – während gleichzeitig andere Züchtungen entwickelt werden, die Schadstoffe gar nicht erst einlagern. Damit könnte ein biologischer Prozess, der heute noch als Risiko gilt, künftig Teil einer nachhaltigen Lösung werden.
Kurz zusammengefasst:
- Kürbis, Zucchini und Gurken können Schadstoffe wie Dioxine oder Dieldrin aus belasteten Böden aufnehmen und in ihren Früchten speichern.
- Verantwortlich sind spezielle Eiweiße in den Wurzeln, die diese Stoffe binden und durch die Pflanze transportieren.
- Der gleiche Mechanismus könnte künftig genutzt werden, um mit bestimmten Pflanzensorten verschmutzte Böden auf natürliche Weise zu reinigen.
Übrigens: Während Kürbisgewächse Schadstoffe aufnehmen, geht durch Lebensmittelverschwendung fruchtbares Land in gigantischem Ausmaß verloren. Warum das langfristig Ernährung und Umwelt gefährdet – mehr dazu in unserem Artikel.
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