Rückkehr nach 100 Jahren – Der Große Puppenräuber ist wieder in Südbayern aktiv

Er frisst Raupen mit Heißhunger – und könnte im Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner eine entscheidende Rolle spielen: Der Große Puppenräuber ist zurück in Südbayern.

Der Große Puppenkäfer ist nach über 100 Jahren nach Südbayern zurückgekehrt – als natürlicher Helfer gegen gefährliche Raupen wie den Eichenprozessionsspinner.

Der Große Puppenräuber misst 17 bis 28 Millimeter und zeigt sich erstmals seit über einem Jahrhundert wieder in Südbayern – vor allem in städtischen Wäldern. © B. Flicker

Der Große Puppenräuber ist zurück: Nach über 100 Jahren feiert er seine Rückkehr in Südbayern. Die glänzende, goldene Hülle und das metallisch schimmernde blau-grüne Halsschild machen ihn leicht erkennbar. Der Käfer misst zwischen 17 und 28 Millimeter und ist ein wahrer „Raupenfresser“ – ein echter Alltagsheld in unseren Wäldern und sogar in städtischen Grünflächen.

Puppenräuber: Die Rückkehr des natürlichen Feindes des Eichenprozessionsspinners

Für die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in Freising ist die Wiederentdeckung des Großen Puppenräubers (Calosoma sycophanta) eine gute Nachricht. Dr. Stefan Müller-Kroehling, Laufkäfer-Experte und Fachmann für Waldnaturschutz an der LWF beschreibt den Käfer als Liebhaber von Schmetterlingsraupen, die er mit großem Heißhunger frisst – vor allem die, die den Eichenprozessionsspinner ausmachen. Diese Raupen können für Menschen und Tiere gefährlich werden.

Der Große Puppenräuber ist somit ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner, eine Schmetterlingsart, deren Brennhaare schwere Hautreaktionen und Atemprobleme verursachen können. Der Käfer könnte in Zukunft helfen, die Verbreitung dieser Schädlinge zu stoppen.

Vom Bürgerforschungsprojekt bis zum Käfer-Rückkehrer

Die Entdeckung des Käfers wurde möglich durch die Mithilfe der Bürger. 2018 startete die LWF ein Citizen-Science-Projekt, bei dem Menschen ihre Beobachtungen von Tieren und Pflanzen melden konnten. Seither ist die Zahl der Funde des Großen Puppenräubers gestiegen.

Von Bogenhausen in München über Freising bis hin nach Landshut – in vielen bayerischen Städten wurde der Käfer wieder gesichtet. Ohne die Hinweise der Bevölkerung hätte die LWF wahrscheinlich nicht mitbekommen, dass dieser nützliche Käfer wieder unterwegs ist. „Die Meldungen der Bürgerinnen und Bürger sind für uns unglaublich wertvoll“, sagt Dr. Peter Pröbstle, Präsident des LWF. Nur so können die Fachleute feststellen, wo der Große Puppenräuber heute noch vorkommt und wie sie ihn künftig schützen können.

Wie der Große Puppenräuber vom Klimawandel profitiert

Der Kleine Puppenräuber (Calosoma inquisitor) ist ebenfalls ein Raupenjäger, doch er ist seltener zu finden. Der Kleine Puppenräuber lebt eher in abgelegenen Wäldern und hat nicht die gleiche Reichweite wie sein größerer Verwandter. Beide Käferarten sind äußerst nützlich, vor allem im Frühjahr, wenn die Raupen der Schmetterlinge besonders aktiv sind.

Kleiner Puppenräuber (13–22 mm) auf Waldboden – seltener Laufkäfer, der Schmetterlingsraupen frisst und in abgelegenen Wäldern lebt.
Der Kleine Puppenräuber erreicht eine Größe von 13 bis 22 Millimetern und lebt meist verborgen in abgelegenen Wäldern – oft unbemerkt, aber äußerst nützlich. © L. Becq

Der Klimawandel begünstigt die Vermehrung von Schmetterlingen wie dem Eichenprozessionsspinner, was wiederum die Ausbreitung des Großen Puppenräubers fördert. Der Käfer ist ein „Wanderer“ – er überfliegt regelmäßig die Alpen und sogar den Ärmelkanal, um sich in anderen Regionen mit Raupen zu versorgen. Diese Fähigkeit hat ihn zu einem „natürlichen Katastrophentouristen“ gemacht, wie Müller-Kroehling es nennt. Der Große Puppenräuber wandert dorthin, wo die Nahrungsquelle – die Raupen – reichlich vorhanden ist.

Auffallen leicht gemacht: So erkennt man den Puppenräuber

Mit seinem metallischen Glanz ist der Große Puppenräuber kaum zu übersehen. Der goldene Panzer und das blau-metallische Halsschild machen ihn zu einem auffälligen Käfer, der fast wie ein Schmuckstück wirkt. Der Kleine Puppenräuber ist etwas kleiner und weniger glänzend, aber auch er lässt sich gut an seinem ovalen Halsschild und der stumpferen Farbe erkennen.

Waren die beiden Arten früher in Bayern weit verbreitet, sind sie heute nur noch in bestimmten Gebieten heimisch. Durch die zunehmende Urbanisierung und die Veränderung von Lebensräumen sind viele natürliche Lebensräume der Käfer verloren gegangen.

Rückkehr dokumentieren: Sichtungen der Puppenräuber melden

Die LWF bittet alle, die den Großen Puppenräuber oder den Kleinen Puppenräuber sehen, ihre Entdeckungen zu melden. Gute Fotos und genaue Angaben zum Fundort sind dabei von entscheidender Bedeutung. So kann die Verbreitung des Käfers weiter dokumentiert werden. Besonders wichtig sind Meldungen aus städtischen Grünflächen oder Wäldern, da diese als mögliche Lebensräume für den Käfer dienen. Sichtungen der Käfer können an puppenraeuber@lwf.bayern.de geschickt werden.

Kurz zusammengefasst:

  • Der Große Puppenräuber feiert seine Rückkehr nach über 100 Jahren in Südbayern und hilft dabei, gefährliche Schädlinge natürlich zu bekämpfen.
  • Der Käfer frisst Raupen, insbesondere die des Eichenprozessionsspinners, und trägt so zur Bekämpfung von Schädlingen bei, die für Bäume und Menschen gefährlich sind.
  • Dank eines Bürgerforschungsprojekts der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) können die Rückkehr und die Verbreitung des Puppenkäfers dokumentiert und und die Käfer so besser geschützt werden.

Übrigens: Im Tierreich ist Vielfalt keine Ausnahme – gleichgeschlechtliches Verhalten findet sich bei Pinguinen, Giraffen und sogar Schafen. Warum Tiere queerer leben, als viele denken – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © B. Flicker via LWF

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