Wirkstoff-Kombi sorgt für Aufsehen – Zwei Medikamente verlängern das Leben von Mäusen um ein Drittel

Eine Kombination aus Rapamycin und Trametinib verlängert das Leben von Mäusen um bis zu 35 Prozent – und bremst altersbedingte Krankheiten.

Rapamycin und Trametinib verlängern das Leben um ein Drittel

Die Behandlung mit den Medikamenten Rapamycin und Trametinib zusammen kann das Leben von Mäusen verlängern. © K. Link / Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns

Was wäre, wenn es Medikamente gäbe, die das Altern verlangsamen – und damit auch die typischen Krankheiten im Alter fernhalten könnten? Eine neue Studie des Max-Planck-Instituts für Biologie des Alterns liefert genau dafür Hinweise: Die Kombination zweier Wirkstoffe verlängerte die Lebensdauer von Mäusen um bis zu ein Drittel. Und nicht nur das – sie blieben auch länger gesund. Die Ergebnisse dürften für viele Menschen hochinteressant sein. Denn beide Medikamente – Rapamycin und Trametinib – sind bereits für andere Anwendungen beim Menschen zugelassen. Jetzt zeigen sie im Tierversuch eine verblüffende Wirkung gegen Alterungsprozesse.

Weniger Krebs, weniger Entzündung – ein gesünderes Altern

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Krebs, Entzündungen und geistigen Abbau. Genau hier setzt die Kombination beider Medikamente an. Die Zahl der Leber- und Milztumoren nahm bei behandelten Mäusen ab, Entzündungswerte im Körper sanken – auch im Gehirn.

Rapamycin und Trametinib greifen in Signalwege ein, die Zellen altern lassen. Die Forscher testeten die Medikamente einzeln und gemeinsam. Rapamycin verlängerte die Lebensdauer von Mäusen um bis zu 20 Prozent, Trametinib immerhin um bis zu 10 Prozent. Doch gemeinsam zeigten sie eine erstaunliche Wirkung: Mäuse lebten damit bis zu 35 Prozent länger – und waren im hohen Alter deutlich fitter als unbehandelte Tiere.

Gehirn bleibt länger leistungsfähig

Die Forscher analysierten, wie viel Zucker das Gehirn der Tiere verbrauchte. Denn dieser Wert steigt normalerweise mit dem Alter – und wird mit kognitivem Abbau in Verbindung gebracht. Bei unbehandelten Tieren stieg der Wert wie erwartet. Bei Tieren mit der Medikamentenkombination blieb er stabil. Wirkstoffen blockierten im Gehirn die altersbedingte Zunahme des Zuckerstoffwechsels. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass die typischen Altersveränderungen im Gehirn verlangsamt wurden – was ein möglicher Schutz vor Demenz sein könnte.

Gleichzeitig zeigte sich: Die Entzündung im Gehirn, besonders bei älteren Mäusen, nahm deutlich ab. Das betraf Regionen wie Striatum, Hippocampus und Kortex – also genau jene Bereiche, die für Gedächtnis, Bewegung und emotionale Steuerung zuständig sind.

Positive Effekte ohne spürbare Nebenwirkungen

Altersmedizin bringt oft die Sorge mit sich, mehr Nebenwirkungen als Nutzen zu haben. Doch die gute Nachricht: Bei wirksamer Dosierung zeigte keines der Mittel ernste Begleiterscheinungen. Wasser- und Futteraufnahme blieben unverändert. Die Tiere hielten ihr Gewicht. Nur extrem hohe Dosen führten zu unerwünschten Effekten – diese sind in der Studie aber klar abgegrenzt. Dort heißt es: Während Rapamycin in hohen Dosen den Zuckerstoffwechsel stört, blieb dieser Effekt bei Trametinib aus. Auch die Leberwerte der Tiere blieben unauffällig.

Könnten auch Menschen profitieren?

Rapamycin und Trametinib wirken im Zellstoffwechsel an unterschiedlichen Punkten. Gemeinsam beeinflussen sie jedoch die Aktivität von Genen, die mit Entzündung, Zellalterung und Tumorbildung zusammenhängen. Die Forscher fanden Hinweise darauf, dass nur die Kombination bestimmte Genmuster verändert – und damit gezielt in das biologische Altern eingreift.

Die beiden Wirkstoffe sind bereits in der Krebstherapie und Transplantationsmedizin im Einsatz. Damit wären sie grundsätzlich verfügbar – wenn auch nicht zur Bekämpfung altersbedingter Krankheiten. Das könnte sich jedoch in Zukunft ändern: Die Forscher wollen Trametinib nun gezielt für die Altersmedizin weiterentwickeln. Studien am Menschen sind in Planung.

„Wir hoffen, dass unsere Ergebnisse von anderen aufgegriffen und am Menschen getestet werden“, sagt Studienleiter Sebastian Grönke. Und seine Kollegin Linda Partridge ergänzt: „Wir erwarten zwar nicht, dass sich die Lebensspanne beim Menschen ähnlich verlängert wie bei den Mäusen, aber wir hoffen, dass die Medikamente Menschen helfen, länger gesund zu bleiben.“

Kurz zusammengefasst:

  • Die Kombination aus Rapamycin und Trametinib verlängert die Lebensdauer von Mäusen um bis zu 35 Prozent – mehr als jeder Wirkstoff allein.
  • Gleichzeitig senkt die Therapie altersbedingte Entzündungen und Tumore und hält den Stoffwechsel im Gehirn stabil.
  • Die Medikamente verändern gemeinsam die Genaktivität – mit Effekten, die über eine reine Dosiserhöhung hinausgehen.

Übrigens: Auch ein bekanntes Diabetes-Medikament zeigt überraschende Anti-Aging-Wirkung – bei Affen. Metformin verjüngte in einer Studie das Gehirn von Javaneraffen um rund sechs Jahre. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © K. Link / Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns

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