Größter Felsbrocken der Welt auf einer Klippe – Nur ein Tsunami konnte ihn dorthin wuchten

Der Maka Lahi ist 1180 Tonnen schwer und liegt 39 Meter über dem Meer – und ist damit der größte bekannte Felsblock der Welt, der von einer Welle auf eine Klippe befördert wurde.

Nur ein Tsunami konnte diesen Felsbrocken auf die Klippe wuchten

Der Maka-Lahi-Felsbrocken liegt über 200 Meter vom Klippenrand entfernt – vermutlich schleuderte ihn vor 7000 Jahren eine gewaltige Welle dorthin. © Martin Köhler

Ein Felsbrocken so groß wie ein Einfamilienhaus, rund 1180 Tonnen schwer und heute 200 Meter vom Meer entfernt auf einer 39 Meter hohen Klippe: Auf der Insel Tongatapu im Pazifik entdeckten Forscher einen Gesteinsbrocken, den vor etwa 7000 Jahren ein gewaltiger Tsunami weit ins Landesinnere geschleudert haben muss. Der Fund liefert wichtige Erkenntnisse für die Bewertung von Tsunamirisiken im gesamten Südpazifik.

Der sogenannte „Maka Lahi“ besteht aus Kalkstein und ist 14 Meter lang, 12 Meter breit und fast 7 Meter hoch. Der Brocken stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer nahegelegenen Klippe, rund 30 Meter über dem Meeresspiegel – und liegt heute mitten im Landesinneren, überwachsen von Vegetation.

Tsunami schleudert Felsbrocken auf Klippe – Modell berechnet nötige Wellenhöhe

„Wir hatten die Küstenklippen im Süden Tongatapus untersucht, als uns Bauern auf den Fels aufmerksam machten“, erzählt Geowissenschaftler Martin Köhler von der University of Queensland. „Er liegt weit außerhalb unseres Suchgebiets – das war ein großer Zufall. Ich war schockiert, ihn dort zu sehen.“

Eine 3D-Analyse bestätigte, dass der Brocken von einer Steilküste stammen muss. Um ein solches Gestein über 200 Meter weit zu bewegen und auf 39 Meter Höhe zu hieven, wären Wellen von rund 50 Metern nötig gewesen – so hoch wie ein 15-stöckiges Hochhaus. Solche Wellen entstehen nicht bei gewöhnlichen Stürmen.

Extremereignis im Holozän – und was das für heute bedeutet

Datierungen der Kalkablagerungen auf dem Fels zeigen: Der Tsunami ereignete sich mindestens vor 6890 Jahren – also im Holozän. Diese Erdzeitepoche begann vor rund 11.700 Jahren und dauert bis heute. Sie umfasst die gesamte Menschheitsgeschichte seit dem Ende der letzten Eiszeit – also auch alle bekannten Zivilisationen, Landwirtschaft und Städtebau.

Dass es schon in dieser vergleichsweise stabilen Epoche zu einem so heftigen Tsunami kam, zeigt: Auch in ruhigen geologischen Phasen können extreme Naturereignisse auftreten – mit unmittelbaren Folgen für heutige Risikoeinschätzungen.

Tsunami wahrscheinlich durch Vulkaneinsturz ausgelöst

Woher die Welle genau kam, ist nicht abschließend geklärt. Doch alle Szenarien wurden durchgerechnet: Weder Stürme noch Erdbeben-Tsunamis hätten genug Kraft gehabt. Wahrscheinlich war es ein gewaltiger Erdrutsch, ausgelöst durch den Einsturz eines Vulkans.

Nur bei einer Wellenhöhe von exakt 50 Metern und einer Wellenperiode von 90 Sekunden stimmten Fließgeschwindigkeit und Energie mit dem Transportweg des Felsens überein. Die Bewegung war so heftig, dass der Fels über die Klippe hinweg und auf ein Hochplateau geschoben wurde – direkt auf festem Kalkgestein, ohne Spuren von Sedimenten.

Nur eine rund 50 Meter hohe Welle konnte den Fels so weit ins Landesinnere reißen – vermutlich ausgelöst durch den Kollaps eines Vulkans. © Martin Köhler
Nur eine rund 50 Meter hohe Welle konnte den Fels so weit ins Landesinnere reißen – vermutlich ausgelöst durch den Kollaps eines Vulkans. © Martin Köhler

Größter Klippen-Fels der Welt – Warnsignal für Küstenbewohner

Maka Lahi ist damit der größte bekannte Felsblock der Welt, der von einer Welle auf eine Klippe befördert wurde. Vergleichbare Tsunami-Brocken gibt es in Japan und auf den Bahamas – doch keiner liegt so weit im Landesinneren und so hoch über dem Meer.

„Diese Studie liefert die erste wissenschaftliche Untersuchung des Maka-Lahi-Felsens“, schreiben die Autoren. Seine Existenz ist für die Einschätzung künftiger Gefahren von großer Bedeutung – besonders für Inseln wie Tonga, deren Küsten oft als weniger gefährdet gelten.

Frühwarnung für Katastrophenschutz und Evakuierungspläne

Die Autoren fordern, Tsunamigefahren auf Tongatapu neu zu bewerten. Die südliche Küste, von der man bislang dachte, sie sei durch ihre Höhe geschützt, könnte bei einem ähnlichen Ereignis erneut betroffen sein. Notfallpläne und Evakuierungsrouten sollten entsprechend angepasst werden.

Mitautorin Annie Lau betont: „Das Verständnis vergangener Extremereignisse ist entscheidend für die Gefahreneinschätzung – heute und in Zukunft.“ Der Maka Lahi ist dafür ein eindrucksvoller Beleg: Er zeigt, wie viel Kraft das Meer entfalten kann – selbst an Orten, die weit von der heutigen Küstenlinie entfernt liegen.

Kurz zusammengefasst:

  • Ein außergewöhnlich hoher Tsunami schleuderte vor etwa 7000 Jahren einen 1180 Tonnen schweren Felsbrocken auf eine 39 Meter hohe Klippe der Insel Tongatapu.
  • Um den Fels über 200 Meter landeinwärts zu bewegen, wären Wellen von etwa 50 Metern Höhe nötig gewesen – wahrscheinlich ausgelöst durch einen Vulkaneinsturz.
  • Die Entdeckung gilt als ältester Tsunami-Nachweis im Pazifik-Holozän und liefert wichtige Daten für die Bewertung künftiger Tsunamigefahren.

Übrigens: Während Forscher nach Wegen suchen, das Klima zu stabilisieren, stoßen sie auf einen überraschenden Kandidaten: Diamantstaub. Die Partikel könnten in der Stratosphäre eingesetzt werden – mit weniger Nebenwirkungen als bisherige Methoden. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Martin Köhler

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