Nobelpreisträger Alain Aspect: „Wir brauchen immer eine bessere Wissenschaft“

Nobelpreisträger Alain Aspect über die Bedeutung von verschränkten Quantenzuständen und aktuelle Herausforderungen in der Quantenforschung.

Alain Aspect

Alain Aspect erhielt zusammen mit zwei Kollegen 2022 den Nobelpreis für Experimente zu verschränkten Quantenzuständen. © Wikimedia

Im Jahr 2022 erhielten Alain Aspect, Anton Zeilinger und John Clauser für ihre Experimente mit verschränkten Quantenzuständen den Nobelpreis für Physik. Die drei Wissenschaftler hatten bewiesen, dass die Quantenwelt grundlegende Unterschiede zu unserer Alltagswelt aufweist.

Im Interview mit dem Standard sprach Aspect über die tiefgreifenden Implikationen ihrer Forschung. So können etwa zwei quantenmechanische Objekte unabhängig davon, wie weit sie voneinander entfernt sind, durch Verschränkung als ein Objekt agieren: Eine Idee, die Einstein ablehnte, da sie nicht mit den von ihm beschriebenen Regeln der Relativitätstheorie kompatibel war. Die Experimente, die es Aspect und seinen beiden Kollegen ermöglicht haben, Einstein zu widerlegen, wurden erstmals von John Bell beschrieben – und das bereits in den 1960er-Jahren.

So kam die Nobelpreisentdeckung zustande

Aspects Faszination begann, als er im Jahr 1974 auf ebenjenen Artikel von John Bell gestoßen ist, in dem Bell sein Experiment erstmals vorgeschlagen hatte. Aspect sah dies als eine Möglichkeit, die damals zu diesem Thema entbrannte Debatte zwischen Einstein und Niels Bohr zu entscheiden und begann mit der Entwicklung des Experiments. Da in seinem damaligen Team aber niemand Erfahrung mit den benötigten Techniken hatte, musste er zuerst zahlreiche Labore besuchen, um diese zu lernen, und sich sogar einige Geräte ausleihen.

Quantencomputer – das Forschungsfeld der Zukunft

Als besonders spannend sieht Aspect die aktuellen Entwicklungen bei Quantencomputern: Antoine Browaeys, ein ehemaliger Student von ihm, hat einen solchen entwickelt und damit bereits Physik-Probleme gelöst, die mit herkömmlichen Computern nicht zu bewältigen waren. Momentan fehlen jedoch gute Quantenspeicher, die für Quantenkryptografie und Quantencomputer essenziell sind. Jungen Forschern rät er daher, sich in diese Richtung zu orientieren. Er ist überzeugt, dass solche Technologien früher oder später existieren werden, solange kein grundlegendes Naturgesetz sie verbietet.

Aspect sieht hierin nicht nur für die Physik großes Potential, sondern auch für eine nachhaltigere Technologie – Quantencomputer können auch die gleichen Probleme wie klassische Computer lösen, brauchen dafür jedoch viel weniger Energie. Zuletzt plädiert er für mehr Vertrauen in die Wissenschaft – im Widerstreit mit ihr werde man den Planeten auf jeden Fall nicht retten können, sagt er.

Wir brauchen immer eine bessere Wissenschaft, um die Probleme der Welt zu lösen.

Alain Aspect

Was du dir merken solltest:

  • Alain Aspect, Anton Zeilinger und John Clauser erhielten im Jahr 2022 den Nobelpreis für ihre Experimente zu verschränkten Quantenzuständen.
  • Aspect betont die Wichtigkeit der Quantentechnologie und fordert bessere Quantenspeicher für zukünftige Anwendungen.
  • Er sieht Quantencomputer als Schlüssel zur Lösung komplexer Probleme, die klassische Computer nicht bewältigen können.

Übrigens: Ein weiterer Durchbruch in der Quantenphysik gelang Forschern, die zum allerersten Mal einen Wigner-Kristall auf Foto festgehalten haben – 90 Jahre, nachdem die Theorie darüber aufgestellt wurde. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Ecole polytechnique / Institut Polytechnique de Paris / J.Barande via Wikimedia unter CC BY-SA 2.0

1 thought on “Nobelpreisträger Alain Aspect: „Wir brauchen immer eine bessere Wissenschaft“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert