Antibiotikaresistenz bei Haustieren: Hunde können Salmonellen unbemerkt übertragen
Hunde übertragen oft unbemerkt resistente Salmonellen. Enger Kontakt und fehlende Hygiene erhöhen das Infektionsrisiko erheblich.
Antibiotikaresistenzen fordern weltweit Millionen Menschenleben. Bis zu 9.700 Menschen sterben jährlich in Deutschland an den Folgen dieser Resistenzen, wie das Robert Koch-Institut berichtet. Im Fokus stehen oft Kliniken, Landwirtschaft und Lebensmittel. Doch in vielen Haushalten lauert ein unerwartetes Risiko: Hunde können resistente Salmonellen übertragen – oft unbemerkt.
„Unsere Hunde sind Familie, aber selbst der gesündeste Vierbeiner kann Salmonellen tragen“, erklärt Nkuchia M’ikanatha, Epidemiologe und Mitautor einer Studie der Penn State University Park.
Enge Mensch-Hund-Kontakte fördern Keimübertragung
Die Nähe zwischen Mensch und Hund macht den Vierbeiner zu einem idealen Träger für zoonotische Krankheiten, also Erreger, die zwischen Mensch und Tier übertragbar sind. Salmonellen gehören dazu. Sie können bei Menschen heftige Durchfälle, Fieber und Bauchschmerzen verursachen. Die Bakterien gelangen durch Kontakt mit Hundekot, Fell oder kontaminiertem Futter in die Umwelt. Untersuchungen zeigen, dass Hunde in Haushalten, die rohes Fleisch als Futter nutzen, häufiger resistente Keime aufweisen.
„Das Problem ist, dass wir unsere Hunde ins Bett lassen, sie streicheln und sogar von ihnen abschlecken lassen – das tun wir bei Kühen oder Schweinen nicht“, erklärt Sophia Kenney, Doktorandin der Penn State und Hauptautorin der Studie. Diese Nähe ist ein Risikofaktor, der in der Diskussion über Antibiotikaresistenzen oft vernachlässigt wird.
Resistente Keime verbreiten sich zwischen Hund und Mensch
Das Forscherteam der Penn State University Park untersuchte den Zusammenhang zwischen resistenten Salmonellen und Hunden. Sie analysierten Bakterienstämme aus sechs Jahren und fanden genetische Übereinstimmungen zwischen Proben von Menschen und ihren Hunden. Die Daten zeigen, dass sich resistente Erreger zwischen Mensch und Tier ausbreiten. Besonders alarmierend: Die getesteten Bakterienstämme wiesen Resistenzen gegen wichtige Antibiotika auf.
„Unsere Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, Haustiere in die Überwachung antimikrobieller Resistenzen einzubeziehen“, sagt Kenney. Die Forscher fordern einen umfassenden Ansatz wie das „One Health“-Modell – also das Verständnis, dass die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt eng miteinander zusammenhängt –, um die Verbindungen zwischen diesen Faktoren besser zu verstehen und die Verbreitung von Resistenzen einzudämmen.
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Futter zentraler Risikofaktor
Hundefutter spielt bei der Übertragung von Salmonellen eine zentrale Rolle. In den USA sorgten belastete Kauknochen 2019 für 154 Infektionen in 34 Bundesstaaten. Neben Kontaminationen durch minderwertige Produkte können auch Fehler bei der Lagerung oder Fütterung die Verbreitung fördern. „Das zeigt, wie wichtig es ist, Futter hygienisch zu handhaben und keine Risiken einzugehen“, so M’ikanatha. Hundefutter sollte stets sauber aufbewahrt werden, um Gefahren zu minimieren.
Hunde bereichern unser Leben, erfordern aber bewussten Umgang
Die enge Bindung zwischen Mensch und Hund ist unersetzlich. Hunde fördern das Wohlbefinden und bieten emotionale Unterstützung. „Unser Ziel ist es nicht, Menschen von Haustieren abzubringen, sondern sie zu befähigen, bewusster mit den möglichen Risiken umzugehen“, erklärt Erika Ganda, Professorin für Mikrobiome an der Penn State. Sicherheit beginnt bei Achtsamkeit: Tierarztbesuche, saubere Fütterung und Hygieneregeln schützen Mensch und Tier vor gesundheitlichen Gefahren.
Einfache Hygienemaßnahmen wie Händewaschen nach dem Streicheln oder Füttern von Hunden können das Risiko drastisch senken. Trotzdem ist vielen Menschen diese Gefahr nicht bewusst, was die Ausbreitung resistenter Keime zusätzlich begünstigt.
Was du dir merken solltest:
- Hunde können resistente Salmonellen tragen und sie über engen Kontakt oder kontaminiertes Futter auf Menschen übertragen.
- Hygienemaßnahmen wie Händewaschen und der sorgsame Umgang mit Hundefutter reduzieren das Infektionsrisiko erheblich.
- Enge Mensch-Tier-Kontakte erfordern Achtsamkeit, da resistente Keime auch ohne sichtbare Krankheitssymptome auf den Menschen übergehen können.
Übrigens: Bakterien verfügen über eine raffinierte Abwehr, doch Forscher haben herausgefunden, wie fremde DNA diese Barriere überwindet. Wie der „Iron Dome“ der Bakterien geknackt wurde und was das für den Kampf gegen Antibiotikaresistenzen bedeutet, liest du in unserem Artikel.
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