Mondoberfläche bewegt sich noch – Das könnte für Mondmissionen gefährlich werden
Forscher entdeckten auf der Mondoberfläche junge geologische Strukturen. Der Mond könnte noch immer tektonisch aktiv sein.
Seit Jahrzehnten gehen Forscher davon aus, dass die Mondoberfläche geologisch längst erstarrt ist. Doch eine neue Studie, veröffentlicht im Planetary Science Journal, zeigt: Unter der Kruste könnte noch Bewegung sein. Ein Forscherteam, darunter ein Geologe der University of Maryland, entdeckte auf der erdabgewandten Seite des Mondes kleine Grate, die erstaunlich jung sind – und möglicherweise noch aktiv.
Risse und Falten in der Mondoberfläche: Spuren tektonischer Aktivität
Die Oberfläche des Mondes ist von riesigen dunklen Ebenen durchzogen, die als Mond–Mare bekannt sind. Diese ausgedehnten Lavagebiete entstanden vor Milliarden von Jahren, als Magma aus dem Inneren des Mondes an die Oberfläche trat und dort erstarrte. Lange Zeit galt die Annahme, dass diese Regionen seither unverändert geblieben sind.
Doch neue Analysen stellen diese Sichtweise infrage. Mit modernen Kartierungs- und Modellierungstechniken entdeckte ein Team von Wissenschaftlern zuvor unbekannte, kleine Grate auf der erdabgewandten Seite des Mondes. Diese tektonischen Strukturen befinden sich in alten Vulkanregionen, die zwischen 3,2 und 3,6 Milliarden Jahre alt sind.
Junges Gelände: Warum die neuen Funde so erstaunlich sind
Das Alter der Grate bestimmten die Wissenschaftler mithilfe des Kraterzählverfahrens. Die Methode basiert auf der Annahme, dass ältere Oberflächen mehr Einschlagskrater aufweisen als jüngere. Besonders aufschlussreich: Einige dieser kleinen Grate schneiden direkt durch vorhandene Krater. Das bedeutet, dass sie jünger sind als das umliegende Gelände – und sich in den letzten 160 Millionen Jahren gebildet haben.
Jaclyn Clark, Geologin an der University of Maryland, erklärt: „Viele Wissenschaftler glauben, dass die meisten geologischen Bewegungen auf dem Mond vor zwei bis drei Milliarden Jahren stattfanden. Doch wir sehen, dass einige dieser Strukturen deutlich jünger sind – möglicherweise sind sie sogar heute noch aktiv.“
Was steckt hinter der Bewegung in der Mondkruste?
Die erdabgewandten Grate ähneln Strukturen, die bereits auf der Vorderseite des Mondes beobachtet wurden. Die Forscher vermuten, dass sie durch zwei zentrale Prozesse entstanden sind:
- Das Schrumpfen des Mondes – Der Mond verliert langsam Wärme aus seinem Inneren. Dadurch zieht sich seine Kruste zusammen und es entstehen tektonische Spannungen.
- Änderungen in der Mondumlaufbahn – Die Gezeitenkräfte der Erde üben Einfluss auf den Mond aus und könnten zusätzliche Spannungen erzeugen.
Bereits während der Apollo-Missionen in den 1970er-Jahren registrierten Seismometer leichte Mondbeben. Die neuen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass einige dieser Beben mit den jetzt entdeckten Graten zusammenhängen könnten.
Warum diese Entdeckung für Mondmissionen wichtig ist
Dass der Mond noch geologisch aktiv sein könnte, hat weitreichende Folgen. Besonders für zukünftige Mondbasen und bemannte Missionen spielt das eine entscheidende Rolle. Wenn sich die Oberfläche noch bewegt, muss die Platzierung von Astronauten, Ausrüstung und Infrastruktur mit besonderer Vorsicht geplant werden.
Clark betont: „Wir hoffen, dass künftige Mondmissionen Werkzeuge wie Bodenradar mitführen, um die Strukturen unter der Mondoberfläche besser zu verstehen.“ Dieses Wissen könnte nicht nur für den Bau stabiler Mondstationen entscheidend sein, sondern auch dabei helfen, mögliche Gefahrenzonen zu identifizieren.
Der Mond lebt – nur langsamer als die Erde
Die Vorstellung eines „toten“ Mondes ist überholt. Auch wenn seine Prozesse weit langsamer ablaufen als auf der Erde, zeigen die neuen Funde, dass er sich stetig verändert. Für Wissenschaftler ist das eine spannende Erkenntnis – und für kommende Raumfahrtprojekte ein entscheidender Faktor.
Kurz zusammengefasst:
- Wissenschaftler fanden auf der erdabgewandten Seite des Mondes kleine Grate, die deutlich jünger sind als bisher bekannte Strukturen – einige entstanden vor weniger als 160 Millionen Jahren.
- Die Mondoberfläche verändert sich noch, vermutlich durch das langsame Schrumpfen des Mondes und die Gezeitenkräfte der Erde, was auf anhaltende tektonische Aktivität hindeutet.
- Diese Erkenntnisse sind wichtig für zukünftige Mondmissionen, da Bewegungen in der Kruste Auswirkungen auf die Sicherheit von Astronauten und Mondbasen haben könnten.
Bild: © NASA/GSFC/Arizona State University via Wikimedia unter Public Domain