Merkurs funkelndes Geheimnis: Forscher vermuten kilometerdicke Diamantenschicht

Glitzernde Entdeckung auf dem Merkur: Forscher vermuten eine bis zu 18 km dicke Diamantenschicht unter der Oberfläche des Planeten.

Merkur Diamanten

Forscher vermuten eine bis zu 18 Kilometer dicke Diamantenschicht unter der Oberfläche des Merkur. © Wikimedia

Eine bemerkenswerte Entdeckung könnte unser Verständnis des kleinsten Planeten unseres Sonnensystems, des Merkur, revolutionieren. Forscher aus China und Belgien vermuten, dass sich unter der Oberfläche des Merkur eine bis zu 18 Kilometer dicke Schicht aus Diamanten befinden könnte. Diese Vermutung stützt sich auf Daten der Merkur-Sonde „Messenger“ sowie auf intensive Modellberechnungen und experimentelle Drucktests. Die Ergebnisse der Studie wurden im renommierten Fachjournal Nature veröffentlicht.

Experimente bestätigen Theorie

Das internationale Forscherteam hat durch hochpräzise Experimente unter extremen Druckbedingungen von bis zu sieben Giga-Pascal, die einem Gewicht von über 70 Tonnen pro Quadratzentimeter entsprechen, seine Theorie gestärkt. „Um diese Bedingungen zu simulieren, müssen die Versuchsaufbauten hochpräzise sein“, zitiert phys.org Yanhao Lin, einen der beteiligten Wissenschaftler vom Zentrum für Hochdruck-Wissenschaft in Peking. Diese experimentellen Ergebnisse untermauern die These, dass der Merkur Diamanten in außergewöhnlicher Tiefe und Menge birgt.

Schwefel als Katalysator für Diamanten

Die Forscher betonen, dass das Element Schwefel eine zentrale Rolle bei der Diamantenbildung spielt. In den von der Sonde „Messenger“ übermittelten Daten wurde ein signifikanter Schwefelgehalt auf dem Merkur nachgewiesen. Schon ein Anteil von elf Prozent Schwefel könnte laut den Wissenschaftlern ausreichend sein, um die Kristallbildung zu beschleunigen und somit die Entstehung von Diamanten zu begünstigen. Dieses Element sei essentiell für den Prozess, bei dem sich aus Kohlenstoff zunächst Graphit und dann unter weiterem Druck und hoher Temperatur Diamanten bilden.

Von Magma zu Diamanten

Die Forscher gehen davon aus, dass der Merkur einst von einem Ozean aus flüssigem Magma bedeckt war. In dieser heißen, flüssigen Masse habe sich aus Kohlenstoff zunächst Graphit gebildet, der an die Oberfläche stieg und dort erkaltete, um die dunkle Kruste des Planeten zu formen. Unter dem enormen Druck und den hohen Temperaturen am Grund des Magma-Ozeans, verstärkt durch das Vorhandensein von Schwefel, habe sich dann eine Schicht aus Diamanten gebildet. Im Laufe der Zeit sei diese Schicht durch das kontinuierliche Aufsteigen weiterer Diamanten aus dem tieferen Kern des Planeten auf eine Dicke von 15 bis 18 Kilometern angewachsen, erklären die Forscher.


Modell für die Entstehung der Diamanten-Schicht auf dem Merkur: (a) Kristallisation des kohlenstoffgesättigten Silikatmagmaozeans und die mögliche, aber unwahrscheinliche frühe Produktion von Diamanten an seiner Basis. Graphit bildete sich im Magmaozean und sammelte sich an der Oberfläche; es bildete sich eine ursprüngliche Graphitkruste. (b) Während der Kristallisation des inneren Kerns lösten sich Diamanten und schwammen an die Kern-Mantel-Grenze. Eine so späte Diamantschicht wäre während der gesamten Kernkristallisation weiter gewachsen. © Dr. Yanhao Lin und Dr. Bernard Charlier / phys.org
Modell für die Entstehung der Diamanten-Schicht auf dem Merkur: (a) Kristallisation des kohlenstoffgesättigten Silikatmagmaozeans und die mögliche, aber unwahrscheinliche frühe Produktion von Diamanten an seiner Basis. Graphit bildete sich im Magmaozean und sammelte sich an der Oberfläche; es bildete sich eine ursprüngliche Graphitkruste. (b) Während der Kristallisation des inneren Kerns lösten sich Diamanten und schwammen an die Kern-Mantel-Grenze. Eine so späte Diamantschicht wäre während der gesamten Kernkristallisation weiter gewachsen. © Dr. Yanhao Lin und Dr. Bernard Charlier / phys.org

Ein Schatz, der wohl für immer verborgen bleibt

Trotz der faszinierenden Vorstellung einer derart wertvollen Ressource auf einem anderen Planeten, halten Experten die Gewinnung der Diamanten für technisch nicht umsetzbar. Philip Reiß, ein Planetenforscher von der Technischen Universität München, erklärt gegenüber der Tagesschau, dass die extreme Tiefe von 485 Kilometern, die Nähe zu der extrem heißen Sonne und die intensive Strahlung eine Förderung dieser Ressourcen ausschließen. Die tiefste jemals erreichte Bohrung auf der Erde beträgt gerade einmal etwas mehr als zwölf Kilometer.

Zukünftige Missionen könnten Antworten liefern

Die europäisch-japanische Raumsonde BepiColombo, die seit 2018 auf dem Weg zum Merkur ist und 2025 ihr Ziel erreichen soll, könnte neue Daten liefern, die weitere Aufschlüsse über die vermutete Diamantenschicht geben. Ihre Ergebnisse könnten die bisherigen Annahmen bestätigen oder neue Fragen aufwerfen.

Was du dir merken solltest:

  • Forscher vermuten eine bis zu 18 Kilometer dicke Diamantenschicht unter der Oberfläche des Merkur, basierend auf Daten der Sonde „Messenger“ und eigenen Experimenten.
  • Schwefel spielt eine entscheidende Rolle bei der Diamantenbildung auf dem Merkur, indem er die Kristallisation von Kohlenstoff unter extremen Bedingungen fördert.
  • Obwohl diese Entdeckung faszinierend ist, ist die Gewinnung der Diamanten aufgrund der extremen Tiefe, Hitze und Strahlung technisch nicht möglich.

Übrigens: Eine weitere spektakuläre Entdeckung im Weltraum sorgte kürzlich für Aufsehen: „Es sollte nicht da sein“. Auf dem Mars entdeckte der Curiosity Rover der NASA Schwefelkristalle – per Zufall. Mehr dazu kannst du in unserem Artikel nachlesen.

Bild: © NASA via Wikimedia unter Public Domain

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