40 Prozent weniger Wasserverbrauch – Projekt in Mannheim zeigt, wie Städte klimarobust werden können
Ein Neubau in Mannheim macht es vor: Wasser wiederverwenden und sich besser gegen Hitze, Dürre und Starkregen wappnen.

Das Quartier in Mannheim-Feudenheim nutzt aufbereitetes Grauwasser für Toiletten und Waschmaschinen und senkt so den Wasserverbrauch um rund 40 Prozent. © Annette Rudolph-Cleff/TU Darmstadt
Trinkwasser wird knapper, Starkregen häuft sich, doch viele Städte sind auf solche Extreme kaum vorbereitet. Dabei gibt es längst Konzepte, die zeigen, wie urbane Räume besser mit Wasser umgehen können. In Mannheim-Feudenheim entsteht gerade ein Neubauviertel, das genau das vormacht. Im Projekt ReSource Mannheim wird erprobt, wie Städte Wasser wiederverwenden und dabei den Wasserverbrauch deutlich senken können. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Vorhaben, ein Team der Technischen Universität Darmstadt begleitet es wissenschaftlich.
Grauwasser wird direkt im Haus aufbereitet
DBU-Generalsekretär Alexander Bonde spricht von einem notwendigen Kurswechsel:
Temperaturanstieg und dadurch Dürre, Hitze, Grundwasserstress, aber auch Starkregen und Überschwemmungen zwingen bei städtischen Planungen zum radikalen Umdenken. Mehr Brauchwasser- statt Frischwassernutzung muss die Devise sein.
Im Mannheimer Quartier Aubuckel landet das Wasser aus Waschbecken, Duschen und Waschmaschinen nicht wie üblich im Abfluss. Stattdessen wird es gesammelt, in einer Ultrafiltrationsanlage gereinigt und zurück in den Kreislauf gebracht. Es versorgt anschließend Toilettenspülungen und sogar erneut die Waschmaschinen.
Nach Angaben der Projektverantwortlichen sinkt dadurch der Frischwasserbedarf um mehr als 40 Prozent. Gerade in Regionen mit sinkendem Grundwasserspiegel ist das ein spürbarer Fortschritt.
Wasser wiederverwenden: Reinigungssystem spart täglich viele Liter
Drei Mehrfamilienhäuser mit knapp 120 Wohnungen gehören zum Quartier. 40 Prozent der Einheiten sind sozial gefördert. Damit beweist das Projekt: Umwelttechnik lässt sich auch in bezahlbaren Wohnraum integrieren.
Ein zweites zentrales Element ist das Teichsystem im Innenbereich. Es erfüllt gleich mehrere Aufgaben:
- Speichert Regenwasser für Grünflächen
- Kühlt die Umgebung bei Hitze
- Schützt bei Starkregen vor Überflutung
- Kann selbst extreme Niederschlagsmengen aufnehmen
Die Kapazität reicht aus, um ein hundertjähriges Regenereignis abzufangen. Auch in heißen Sommern bewahrt die Anlage umliegende Flächen vor dem Austrocknen.
Regen zurückhalten – wie ein städtischer Schwamm
Das Prinzip dahinter basiert auf dem Konzept der Schwammstadt. Der Boden saugt Regen auf, statt ihn direkt in Kanäle abzuleiten. Das gespeicherte Wasser steht bei Bedarf wieder zur Verfügung – ob zur Bewässerung oder zur Abkühlung versiegelter Flächen.
Im Notfall wird auf bestimmten Flächen zu viel Regen aufgesaugt wie ein Schwamm.
Alexander Bonde
Das mindert das Risiko für Überflutungen und hilft Kommunen, besser auf Extremwetter zu reagieren.
Grundwasserverbrauch steigt – Nachschub bleibt aus
Laut einer Untersuchung des Instituts für sozial-ökologische Forschung (ISOE) nutzen mehr als die Hälfte aller deutschen Landkreise mehr Grundwasser, als sich natürlich erneuern kann. Doch rund 90 Prozent des Trinkwassers stammen aus genau diesen Quellen.
Bonde warnt daher vor den Folgen: „Die sichere Verfügbarkeit von Trinkwasser muss zentrales Element entsprechender militärisch-politischer Strategien werden.“ Die Wasserfrage ist längst kein rein ökologisches Thema mehr.
Wissenschaft begleitet das Projekt
Ein Team der Technischen Universität Darmstadt beobachtet die Umsetzung wissenschaftlich. Die Fachleute prüfen, wie übertragbar das System auf andere Städte ist – etwa mit Blick auf Bodenbeschaffenheit, Infrastruktur oder Einwohnerzahl.
Die Stadt Mannheim will zeigen, dass sich Stadtgrün, Technik und Klimavorsorge verbinden lassen. Der Bau des Quartiers beweist, dass Anpassung an die Klimakrise nicht erst in ferner Zukunft beginnt, sondern im Hier und Jetzt möglich ist.
Kurz zusammengefasst:
- In Mannheim-Feudenheim zeigt das Projekt ReSource, wie Städte durch clevere Technik Wasser wiederverwenden und den Frischwasserverbrauch um über 40 Prozent senken können.
- Ein Regenwasserspeicher-System mit Teichen schützt das Quartier vor Überflutung, sorgt für Kühlung im Sommer und folgt dem Prinzip der Schwammstadt.
- Das Modell vereint Klimaanpassung, Wassertechnik und sozialen Wohnraum – begleitet von der TU Darmstadt und gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt.
Übrigens: In vielen Flüssen dringt inzwischen Salzwasser weit ins Landesinnere vor – unsichtbar, aber mit Folgen für Trinkwasser, Böden und Technik. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Annette Rudolph-Cleff/TU Darmstadt