Diese Gedächtnis-Tricks nutzen Kinder unbewusst – und profitieren ihr Leben lang davon

Kinder blicken blitzschnell zwischen Bildern hin und her. Dabei üben sie automatisch, Erinnerungen korrekt einzuschätzen und später bessere Entscheidungen zu treffen.

Kinder stärken früh Erinnerungen und profitieren ein Leben lang

Kinder können bereits ihre Erinnerungen bewerten, noch bevor sie überhaupt die sprachlichen Mittel entwickelt haben, dies auszudrücken. © Unsplash

Bereits im Alter von zwei Jahren entwickeln Kinder erste Fähigkeiten, ihre eigenen Erinnerungen einzuschätzen. Forscherinnen der University of California, Davis (UC Davis) und der University of Colorado in Colorado Springs (UCCS) haben in einer Untersuchung gezeigt, wie die Bewegung der Augen erste Hinweise auf das spätere Urteilsvermögen geben kann.

Wie verlässlich ist das Gedächtnis von Kleinkindern?

Im Rahmen ihrer Studie beobachteten die drei Forscherinnen Sarah LeckeyDiana Selmeczy und Simona Ghetti 176 Kleinkinder im Alter von zwei Jahren, die über einen Zeitraum von einem Jahr mehrfach getestet wurden. Zum Start der Studie wurden den Kindern Bildpaare gezeigt, von denen sie jeweils ein Bild bereits gesehen hatten – sie sollten nun entscheiden, welches es war. Währenddessen erfasste ein spezielles Eye-Tracking-System, wie oft die Kinder zwischen den beiden Bildern hin und her blickten.

Ein Jahr später wiederholten die Forscherinnen den Test mit den inzwischen dreijährigen Kindern. Diesmal fragten sie aber zusätzlich ab, wie sicher sich die Kinder bei ihrer jeweiligen Entscheidung fühlten. Auf diesem Weg wollten sie herausfinden, wie zuverlässig die Kinder ihre eigenen Erinnerungen bereits einschätzen konnten. 

Häufiges Vergleichen trainiert das Erinnerungsvermögen

Die Ergebnisse zeigen: Je öfter die Kleinkinder beim ersten Test zwischen den Bildern hin- und herschauten, desto besser konnten sie ein Jahr später einschätzen, ob ihre Entscheidung die Richtige war. Kinder, die bereits mit zwei Jahren sehr aktiv verglichen, zeigten später ein feineres Gespür dafür, wann ihre Erinnerungen korrekt oder fehlerhaft waren.

Laut der Studie üben Kinder beim Blickwechsel unbewusst, ihre Gedanken abzuwägen und Informationen zu sammeln. Diese Fähigkeit bildet offenbar die Grundlage für die spätere Entwicklung eines „Metagedächtnis“.

Metagedächtnis: Die eigenen Erinnerungen richtig bewerten

Das Metagedächtnis beschreibt die Fähigkeit, die eigene Erinnerung auf ihre Genauigkeit hin einzuschätzen. Wer sich sicher fühlt, erinnert sich meist korrekt – Unsicherheit hingegen deutet oft auf fehlerhafte Erinnerungen hin. Diese Selbsteinschätzung hilft Menschen dabei, Fehler zu vermeiden und bessere Entscheidungen zu treffen.

Obwohl kleine Kinder nicht bewusst wissen, was sie tun, wenn sie Dinge betrachten, könnte das Sammeln und Bewerten von Informationen bei Entscheidungen langfristig die Entwicklung von Fähigkeiten zur Erinnerungskontrolle fördern.

Simona Ghetti, Studienleiterin

Weder das Wissen über eigene und fremde Gedanken noch die Fähigkeit, darüber zu sprechen, hatten Einfluss darauf, Erinnerungen richtig zu bewerten.

„Es scheint, dass das Verstehen mentaler Zustände und die Sprache zunächst nicht entscheidend sind für das erste Formen des Metagedächtnisses“, sagte Erstautorin Sarah Leckey, eine an der Studie beteiligte Doktorandin der UC Davis. „Diese Fähigkeiten könnten aber später im Kindesalter wichtiger werden, wenn das Erinnerungsbewusstsein komplexer wird.“

Wer früh übt, trifft später womöglich bessere Entscheidungen

Die Forscherinnen erklären, dass bereits sehr junge Kinder durch einfaches Vergleichen lernen, ihre Erinnerungen besser einzuschätzen. Diese frühen Erfahrungen können langfristig entscheidend sein für Lernprozesse und Entscheidungen im späteren Leben.

Damit liefern die Studienergebnisse wertvolle Hinweise für Eltern und Pädagogen: Schon einfache Vergleichsspiele können wichtige Gedächtnisprozesse in Gang setzen. Je früher Kinder lernen, ihre Erinnerungen bewusst einzuordnen, desto sicherer treffen sie später Entscheidungen – eine Fähigkeit, die für Schule, Beruf und Alltag entscheidend sein kann.

Kurz zusammengefasst:

  • Schon Zweijährige können beim Vergleichen von Bildern ihr Erinnerungsvermögen trainieren.
  • Häufige Blickwechsel zwischen Bildern fördern die Fähigkeit, eigene Erinnerungen richtig einzuschätzen.
  • Sprachliche Fähigkeiten und das Wissen über Gedanken anderer spielen dabei zunächst keine Rolle.

Übrigens: Die Phrase „Kinder sehen die Welt mit anderen Augen“ kann man durchaus wörtlich nehmen – warum, das erklärt unser Artikel.

Bild: © Unsplash

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