Verjüngung aus dem Blut: Sieben Proteine könnten Falten stoppen – Forscher staunen
Forscher identifizieren sieben Schlüsselproteine und zeigen, wie junges Blut in Kombination mit Knochenmarkszellen Hautzellen verjüngt.

Unsere Haut ist nicht nur Schutzschicht, sondern auch Spiegel unseres Lebensstils und Alters. Mit den Jahren verliert sie durch Sonne, Stress, Ernährung und Genen an Elastizität, die Kollagenproduktion sinkt, und feine Linien werden zu sichtbaren Falten. © Pexels
Falten, dünner werdende Haut, langsamere Wundheilung – Alterung zeigt sich zuerst auf der Haut. Doch ein Forschungsteam hat nun etwas geschafft, das bislang nur in Tierversuchen gelang: Im Labor ließ sich die biologische Alterung menschlicher Hautzellen bremsen. Möglich machten das Bestandteile aus dem Blut junger Spender – allerdings nur in Kombination mit Knochenmarkzellen.
Damit eröffnet sich eine neue Grundlage für Anti-Aging-Therapien. Denn die Ergebnisse zeigen: Für eine echte Hautverjüngung reicht junges Blut allein nicht. Erst das Zusammenspiel mit Knochenmark löst messbare Effekte aus.
Warum junges Blut nur zusammen mit Knochenmarkzellen zu Hautverjüngung führt
Im Zentrum der Studie stand ein sogenanntes Organ-on-a-Chip-System. Dabei werden menschliche Haut- und Knochenmarkzellen gemeinsam kultiviert, während Nährlösungen wie Blutplasma durch feine Kanäle fließen. Mit dem Serum von Spendern unter 30 Jahren reagierten die Hautzellen deutlich anders als mit dem von über 60-Jährigen.
„Es konnten erstmalig Verjüngungseffekte auf die menschliche Haut durch junge Serumfaktoren im Reagenzglas nachgewiesen werden – allerdings ausschließlich, wenn Knochenmarkzellen mit im System waren“, erklärten die Autoren.
Die Hautzellen teilten sich häufiger, die Struktur verbesserte sich, und der epigenetische Alterungswert – eine Art molekulare Uhr – sank messbar. Gleichzeitig zeigte das Knochenmark mehr Vorläuferzellen und eine stabilere Mitochondrienfunktion.
Sieben Proteine wirken wie Anti-Aging-Faktoren
Eine groß angelegte Proteinanalyse brachte schließlich die entscheidenden Kandidaten ans Licht. Aus rund 6.000 erfassten Eiweißen filterten die Forscher 55 altersabhängige heraus – und testeten sieben davon genauer.
Die Ergebnisse sind bemerkenswert:
- CHI3L1 wirkte am stärksten: Es ließ Hautzellen sich häufiger teilen und förderte die Bildung von Kollagen.
- MMP-9 und CD55 steigerten die Kollagenproduktion und dämpften gleichzeitig Entzündungen.
- CST7 und SPINT1 machten die Haut elastischer.
- IL1RN und FCAR schützten die Zellen vor schädlichen, dauerhaften Entzündungsprozessen.
„Unter den sieben Proteinen mit verjüngender Wirkung auf Fibroblasten im Reagenzglas verbesserte CHI3L1 alle sechs unserer getesteten Altersmarker […] damit in größerem Umfang als GDF-11, das wir als Vergleichsstandard genutzt haben“, heißt es in der Veröffentlichung.
Mehr Kollagen, mehr Hyaluronsäure, bessere Heilung
Für Patienten und Verbraucher ist entscheidend, was diese Proteine im Körper bewirken könnten. Die Experimente zeigen, dass alte Hautzellen nach der Behandlung wieder mehr Kollagen und Hyaluronsäure produzieren – zentrale Stoffe für Spannkraft und Feuchtigkeit. Auch die Fähigkeit zur Regeneration nahm zu.
Die Forscher beobachteten außerdem, dass alte Hautzellen wieder Eigenschaften von jüngeren annahmen. Sie konnten sich erneut in Fettzellen entwickeln, ein Zeichen für größere Flexibilität und Vitalität.
Bedeutung über die Kosmetik hinaus
Die Entdeckung reicht weit über den Schönheitsaspekt hinaus. Unsere Haut gilt als Spiegel der allgemeinen Gesundheit. Verstehen Wissenschaftler die Mechanismen hinter dieser Hautverjüngung, könnten ähnliche Effekte auch in anderen Organen nutzbar werden.
Das wäre ein möglicher Durchbruch in der Behandlung von Alterskrankheiten – etwa bei schlechter Wundheilung oder chronischen Entzündungen. Ziel wäre es, die gesunden Lebensjahre zu verlängern, nicht nur Falten zu glätten.
Was das für künftige Therapien bedeutet
Noch sind die Ergebnisse ein Labormodell. Doch sie eröffnen eine konkrete Perspektive: Aus den identifizierten Proteinen könnten neue Wirkstoffe entstehen. Denkbar sind Cremes, Injektionen oder Medikamente, die nicht nur oberflächlich wirken, sondern tief in den biologischen Alterungsprozess eingreifen.
Das wäre ein entscheidender Unterschied zu heutigen Anti-Aging-Produkten, die meist nur optische Effekte erzielen. Hier geht es um eine messbare Veränderung der Hautalterung – nachweisbar auf molekularer Ebene.
Angesichts steigender Lebenserwartung gewinnt das Thema zusätzlich an Bedeutung. Wenn es gelingt, Alterungsprozesse gezielt zu verlangsamen, könnten ältere Menschen länger gesund bleiben. Das entlastet nicht nur das Gesundheitssystem, sondern steigert auch die Lebensqualität im Alter.
Kurz zusammengefasst:
- Bestandteile aus dem Blut junger Menschen verlangsamen die Hautalterung nur dann, wenn Knochenmarkzellen beteiligt sind.
- Sieben identifizierte Proteine steigern Zellteilung, Kollagen- und Hyaluronsäureproduktion und wirken entzündungshemmend.
- Die Erkenntnisse könnten Grundlage für neue Anti-Aging-Therapien werden und langfristig auch andere Alterskrankheiten beeinflussen.
Übrigens: Das Spannungsgefühl auf der Haut nach einem Bad im Meer ist kein Strand-Mythos, sondern messbarer Trocknungsstress durch Salz. Warum selbst gesund wirkende Haut danach spürbar Feuchtigkeit verliert – mehr dazu in unserem Artikel.
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