Tierärzte warnen: Schon bei 20 Grad droht Hunden im Auto der Hitzetod
Bereits bei 20 Grad kann sich ein Auto binnen Minuten auf gefährliche Temperaturen aufheizen. Hunde riskieren Hitzschlag und Organversagen.

Bei Hitze heizt sich der Innenraum eines Autos extrem schnell auf. Für Hunde wird das schon nach wenigen Minuten lebensgefährlich. © Pexels
Mit den steigenden Temperaturen im Sommer wächst auch die Gefahr für Hunde, die im Auto zurückgelassen werden. Die Versuchung ist groß: Nur kurz den Einkauf erledigen, der Hund bleibt ja nur ein paar Minuten allein im Wagen. Doch genau das kann zur tödlichen Falle werden. Denn bereits nach kurzer Zeit kann sich ein Fahrzeug dramatisch aufheizen. Die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) warnt deshalb eindringlich: Hunde dürfen bei Hitze niemals im Auto bleiben.
Schon bei 20 Grad Außentemperatur steigt die Temperatur im Auto innerhalb einer Stunde auf 46 Grad. An richtig heißen Tagen mit 30 Grad Außentemperatur geschieht das sogar schon nach 30 Minuten. Bereits nach fünf Minuten können sich bei 32 Grad Außentemperatur im Auto mehr als 36 Grad bilden.
Hunde reagieren auf Hitze im Auto viel empfindlicher als Menschen
Der Grund, warum Hunde so extrem gefährdet sind, liegt in ihrer begrenzten Fähigkeit zur Temperaturregulation. Menschen können durch Schwitzen am ganzen Körper überschüssige Wärme abgeben. Bei Hunden funktioniert das ganz anders.
Hunde sind im Auto besonders schnell von Überhitzung bedroht. Sie können ihre Körpertemperatur nur sehr begrenzt regulieren.
Prof. Dr. Sabine Kästner, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Hunde besitzen nur an den Pfoten Schweißdrüsen. Ihre Hauptstrategie gegen Hitze ist das Hecheln.
Hecheln allein reicht nicht mehr aus
Doch das Hecheln hilft nur so lange, wie die Umgebungstemperatur noch kühler ist als der Hund selbst. Steigt diese auf 28 Grad, gerät der natürliche Kühlmechanismus schnell an seine Grenze. Die Luft im Fahrzeug wird innerhalb weniger Minuten so heiß, dass der Hund keine Chance mehr hat, seine Körpertemperatur ausreichend zu senken.
Im schlimmsten Fall steigt die Körperkerntemperatur des Hundes auf über 41 Grad an. Das ist der Bereich, in dem der Körper regelrecht zu kollabieren beginnt. Steigt die Temperatur weiter auf 43 Grad, führt das fast immer zum Tod.
Hitzschlag: Der Körper bricht zusammen
Ein beginnender Hitzschlag macht sich zunächst durch starkes, stoßartiges Hecheln bemerkbar. Auch ein angespannter Gesichtsausdruck, viel Speichelfluss, Unruhe oder Apathie gehören zu den ersten Warnsignalen. Wenn der Hund beginnt zu taumeln, schwankt, einen glasigen Blick bekommt oder die Schleimhäute stark gerötet erscheinen, wird es dramatisch.
Dazu kommen oft Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall. Im weiteren Verlauf kann es zu Krämpfen, Bewusstlosigkeit und schließlich zum völligen Kreislaufkollaps kommen. Ohne sofortiges Eingreifen endet dieser Zustand tödlich.
Einige Hunde sind im Auto durch Hitze besonders gefährdet
Nicht jeder Hund ist gleich gefährdet. Besonders schlecht kommen brachyzephale Rassen (also Tiere, die eine flache oder kurze Schnauze und einen breiten Kopf haben) wie Möpse, Bulldoggen oder Pekinesen mit der Hitze zurecht. Ihre kurzen Schnauzen machen die Kühlung noch schwieriger. Auch alte Hunde, Tiere mit dichtem Fell, Übergewicht oder Vorerkrankungen haben ein deutlich höheres Risiko.
Dabei spielt es keine Rolle, ob das Auto im Schatten steht oder ob die Fenster einen Spalt geöffnet bleiben. Die Hitzeentwicklung im Fahrzeug läuft so schnell ab, dass diese Maßnahmen kaum helfen.

Jede Minute zählt: So lässt sich der Hund retten
- Sofort den Hund aus dem Auto befreien und an einen schattigen, kühlen Ort bringen.
- Mit kühlem (nicht eiskaltem!) Wasser sanft den Körper benetzen.
- Für Luftzug sorgen, zum Beispiel mit einem Ventilator oder durch Wedeln.
- Trinkwasser bereitstellen, aber den Hund nicht zum Trinken zwingen.
- Keine plötzlichen Temperaturschocks durch eiskaltes Wasser verursachen.
- Bei Bewusstlosigkeit den Hund in Seitenlage bringen, Kopf und Hals strecken, damit die Atmung erleichtert wird.
- Bei Kreislaufstillstand: sofort mit Mund-zu-Nase-Beatmung und Herzdruckmassage beginnen.
- Nach der Erstversorgung immer schnellstmöglich zum Tierarzt fahren, auch wenn der Hund wieder stabil wirkt.
Unverzüglich zum Tierarzt
Auch wenn der Hund nach der ersten Abkühlung wieder stabil wirkt, bleibt ein Tierarztbesuch unverzichtbar. Nur eine fachliche Untersuchung kann innere Schäden erkennen, die sich später verschlimmern könnten. Bereits bei einer Körpertemperatur von 41 Grad kann es zu Organversagen kommen. Die Sterblichkeit liegt selbst bei schneller intensivmedizinischer Versorgung noch immer bei 40 bis 60 Prozent.
Um Hundehalter für diese oft unterschätzte Gefahr zu sensibilisieren, empfehlen einige Tierschutzstellen sogenannte Thermokarten. Diese zeigen anschaulich, wie rasant sich die Temperatur im Fahrzeuginneren entwickelt. Solche Hilfsmittel sollen helfen, die Gefahr besser einschätzen zu können.
Kurz zusammengefasst:
- Bereits nach wenigen Minuten wird die Hitze im Auto für Hunde lebensgefährlich, da sich der Innenraum extrem schnell aufheizt.
- Hunde können ihre Körpertemperatur nur schlecht regulieren und erleiden bei Temperaturen über 28 Grad rasch einen Hitzschlag, der schwere Organschäden oder den Tod verursachen kann.
- Hunde dürfen im Sommer niemals alleine im Auto bleiben, selbst kurze Abwesenheiten oder leicht geöffnete Fenster bieten keinen ausreichenden Schutz.
Übrigens: Hunde geben nach einer Flohmittel-Behandlung noch wochenlang Pestizide ins Wasser ab – und gefährden damit ganze Ökosysteme. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Pexels