Forscher entdecken verblüffende Klimamethode: Holz vergraben könnte Milliarden Tonnen CO2 speichern
Ein uraltes Stück Holz beweist: Wird Holz luftdicht vergraben, bleibt CO2 über Jahrtausende gebunden – eine einfache und günstige Klimaschutzlösung.
Holzvergraben gilt als einfache, aber wirkungsvolle Methode zur CO2-Speicherung – theoretisch könnten so jährlich bis zu zehn Milliarden Tonnen Kohlendioxid gebunden werden. © Mast Reforestation
Was, wenn eine der wirksamsten Waffen gegen den Klimawandel kein Hightech-Filter, sondern ein Loch im Boden wäre – gefüllt mit Holz, das nie wieder verrottet? Ein uraltes Stück Zeder aus Kanada liefert den Beweis für eine einfache, aber erstaunlich effektive Idee: Wenn man Holz tief genug im Boden vergräbt, bleibt es über Jahrtausende erhalten – und bindet dauerhaft CO2.
Das zeigt eine Studie im Fachjournal Science. Demnach könnte das gezielte Vergraben von Holz bis zu zehn Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr aus der Atmosphäre holen.

Tonboden schützt Holz über Jahrtausende
In der Nähe von Montreal stießen Forscher zufällig auf einen alten Zedernstamm, der seit rund 3775 Jahren zwei Meter tief im Boden lag. Das Holz war fast perfekt erhalten. Die äußere Schicht war leicht beschädigt, doch das Innere blieb fest, dicht und chemisch stabil. Der entscheidende Faktor: der luftundurchlässige Tonboden.
Laut der Studie verlor das Holz in dieser Zeit höchstens fünf Prozent seines Kohlenstoffgehalts – ein erstaunlich niedriger Wert. Die Forscher erklären das mit den Bedingungen unter der Erde: wenig Sauerstoff, kühle Temperaturen und dauerhaft feuchte Erde. Ohne Sauerstoff können Mikroorganismen das Holz kaum zersetzen.
Wie Holz vergraben CO2 dauerhaft binden kann
Das Prinzip beruht auf einem einfachen Gedanken: Bäume nehmen beim Wachsen CO2 auf und speichern es in ihren Zellen. Normalerweise gelangt dieses CO2 beim Verrotten oder Verbrennen wieder in die Luft. Wird das Holz jedoch luftdicht vergraben, bleibt der Kohlenstoff im Boden eingeschlossen – über viele Jahrhunderte oder gar Jahrtausende.
Ning Zeng von der University of Maryland, der seit Jahren an dem Konzept arbeitet, nennt diese Methode „Wood Vaulting“. „Wenn wir Kohlenstoff aus der Atmosphäre entfernen wollen, müssen wir neue Speicher schaffen – im Boden, im Ozean oder in geologischen Strukturen“, erklärt er.

Gigantisches Potenzial bei geringen Kosten
Nach Berechnungen der Forscher könnte die gezielte Holzlagerung bis zu zehn Gigatonnen CO2 pro Jahr einlagern. Das entspricht rund 27 Prozent der weltweiten Emissionen. Damit wäre die Methode eine der effektivsten und günstigsten Formen des sogenannten „Carbon Dioxide Removal“.
Die Umsetzung ist vergleichsweise einfach. Das Holz wird in Gruben oder Gräben gelegt und mit einer Schicht aus Ton oder Lehm abgedeckt. Die Kosten liegen laut Studie zwischen 30 und 100 US-Dollar pro Tonne CO2 – deutlich weniger als bei aufwendigen Verfahren wie der direkten Luftabscheidung oder der CO2-Speicherung im Meer, die laut Berechnungen rund 1400 US-Dollar pro Tonne kostet.
Start-up macht Geld mit Wood Vaulting
Einen Schritt weiter geht das US-Unternehmen Mast Reforestation, das die Methode bereits praktisch erprobt. Das Start-up aus Montana hat auf einer privaten Fläche verbrannte Baumstämme vergraben, die ursprünglich zur Feuerprävention hätten verbrannt werden sollen. Nach eigenen Angaben konnte Mast in der ersten Projektphase rund 5000 Tonnen CO2 im Boden binden – langfristig sollen es bis zu 30.000 Tonnen werden.

Das Geschäftsmodell verbindet Klimaschutz mit Wiederaufforstung: Mast verkauft CO2-Zertifikate aus diesen Holzlagerungen an Unternehmen, die ihre Emissionen ausgleichen wollen. Mit den Erlösen finanziert das Start-up die Wiederbewaldung abgebrannter Flächen und betreibt eigene Samenbanken sowie Baumschulen.
Unternehmenschef Grant Canary beschreibt den Ansatz im Scientific American so: „Wir verhindern, dass das Holz beim Verbrennen CO2 freisetzt – und schaffen gleichzeitig Mittel, um neue Bäume zu pflanzen.“ Damit könnte das Verfahren nicht nur den Klimaschutz voranbringen, sondern auch zerstörte Wälder wiederbeleben.
Nach Angaben der University of Maryland ließe sich das Konzept weltweit umsetzen, vor allem in Regionen mit tonhaltigen Böden und hoher Holzproduktion.
Holz vergraben – eine natürliche Lösung, um CO2 zu sparen
Im Gegensatz zu technischen Klimamethoden nutzt das Verfahren natürliche Prozesse. „Jede Pflanze nimmt ein Vielfaches der CO2-Menge auf, die wir durch fossile Brennstoffe freisetzen“, sagt Zeng. Das Problem: Fast alles davon gelangt wieder in die Atmosphäre, sobald die Pflanzen sterben. Das Vergraben von Holz unterbindet diesen Rückfluss.
Die Forscher sehen darin eine Möglichkeit, den Kohlenstoffkreislauf gezielt zu unterbrechen – und so die Erwärmung zu bremsen, ohne auf riskante Technologien setzen zu müssen. Selbst wenn nur ein kleiner Teil des jährlich anfallenden Pflanzenmaterials unter Tonböden gebracht würde, könnte das die Klimabilanz messbar verbessern.
Kurz zusammengefasst:
- Wird Holz luftdicht im Boden vergraben, bleibt der enthaltene Kohlenstoff über Jahrtausende stabil – ein natürlicher Weg, CO2 langfristig zu speichern.
- Laut University of Maryland ließen sich so bis zu zehn Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr binden – bei deutlich geringeren Kosten als technische Verfahren.
- Start-ups wie Mast Reforestation zeigen, dass das Prinzip bereits funktioniert: Sie vergraben Holzreste, verkaufen CO2-Zertifikate und finanzieren damit neue Wälder.
Übrigens: Während Forscher Wege suchen, CO2 dauerhaft im Boden zu speichern, entgleitet der Atmosphäre im Norden zunehmend die Kontrolle. Neue Analysen zeigen, dass die Erde „unruhiger atmet“ – ihre natürlichen CO2-Schwankungen nehmen drastisch zu. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Mast Reforestation
