Erstmals nachgewiesen: Faltenbildung beginnt früher als gedacht – was im Inneren der Haut passiert
Falten entstehen, weil sich die Haut bei Bewegung oder Dehnung stärker in die Breite zusammenzieht. Forscher konnten diesen Effekt erstmals genau messen.

Schon bevor Falten sichtbar werden, verändern sich Struktur und Spannkraft der Haut – dieser Prozess setzt laut Forschern früher ein als lange angenommen. © Pexels
Mit zunehmendem Alter verändert sich nicht nur der Blick in den Spiegel – auch die Haut selbst verhält sich anders. Sie wirkt dünner, trockener, verliert an Spannkraft. Doch was genau passiert in den tieferen Schichten, wenn sich Falten bilden? Eine aktuelle Untersuchung der Binghamton University bringt nun überraschend präzise Erkenntnisse zur Mechanik der Faltenbildung. Erstmals konnte ein Forschungsteam experimentell nachweisen, wie sich gealterte Haut unter Zugbelastung verhält – und warum sie sich dabei auf besondere Weise verformt.
Haut zieht sich quer zur Belastung zusammen
Falten entstehen nicht zufällig – sie folgen einem klaren physikalischen Prinzip. Mit zunehmendem Alter zieht sich menschliche Haut bei Belastung in der Querrichtung stärker zusammen. Diese Bewegung lässt sie sich wölben – Falten entstehen. „Das ist nicht mehr nur eine Theorie. Wir haben jetzt eindeutige experimentelle Beweise für den physikalischen Mechanismus, der hinter dem Altern steckt“, erklärt Studienautor Guy K. German.
Der Effekt lässt sich gut vergleichen: Wird ein alter Pullover gedehnt, leiern die Fasern an anderer Stelle aus – die Oberfläche verliert ihre Form. Ähnlich reagiert auch gealterte Haut. Wenn sie in eine Richtung gedehnt wird, schrumpft sie quer dazu besonders stark.
Analysiert wurden dafür menschliche Hautproben im Alter zwischen 16 und 91 Jahren. Spezielle Prüfmaschinen simulierten typische Belastungen – etwa Mimikbewegungen oder Druck beim Liegen. Die älteren Proben zeigten deutlich stärkere Kontraktionen quer zur Dehnrichtung. Die Folge: sichtbare Wölbungen und tiefer werdende Falten.
Die unsichtbare Faltenbildung beginnt früh
Die Haut verformt sich mit dem Alter nicht gleichmäßig. Sie zeigt eine sogenannte Anisotropie – also eine ungleiche Reaktion auf Zug in verschiedene Richtungen. Verantwortlich dafür ist vor allem der Aufbau des Gewebes mit seinen parallel verlaufenden Kollagenfasern.
Wird die Haut längs gedehnt, ziehen sich diese Fasern quer zusammen. So entstehen die bekannten parallelen Vertiefungen an Stirn, Augen und Mundwinkeln. Der Mechanismus folgt klaren physikalischen Mustern – und setzt früher ein, als viele erwarten.
Mit 25 beginnt der langsame Verlust der Elastizität
Schon ab Mitte 20 nimmt die Produktion von Kollagen und Elastin ab. Beide Proteine sorgen für Festigkeit und Spannkraft. Der Körper baut sie ab – gleichzeitig produziert er weniger nach. Die Haut wird dünner, trockener und verliert an Widerstand.
Im Ergebnis entstehen erste feine Linien. Das Bindegewebe erschlafft, die Regeneration verlangsamt sich. An viel bewegten Stellen wie Stirn oder Augen vertiefen sich diese Linien zu dauerhaften Falten. Ein natürlicher Prozess, der aber durch Pflege deutlich beeinflusst werden kann.
Kollagenstruktur bricht auf – die Haut verliert Halt
Kollagen macht rund 75 bis 80 Prozent der Trockenmasse der mittleren Hautschicht aus. Doch im Alter verschieben sich die Verhältnisse: Der Kollagenabbau überwiegt. Gleichzeitig sinkt die Aktivität der Fibroblasten – jener Zellen, die für den Aufbau zuständig sind. Das Resultat ist weniger Spannung im Gewebe, dafür aber stärkere Verformungen bei jeder alltäglichen Bewegung.
UV-Strahlung wirkt wie ein Zeitraffer für Falten
Neben dem natürlichen Alterungsprozess spielt Sonnenlicht eine zentrale Rolle. UV-Strahlung schädigt die Struktur der Kollagenfasern und fördert die sogenannte Lichtalterung. Pigmentflecken, grobe Falten und ungleichmäßige Hautbilder sind typische Folgen.
„Chronologisches Altern und Lichtalterung führen zu ähnlichen Ergebnissen“, so German. Sonnencreme sei daher kein Schönheitsprodukt, sondern ein echtes Schutzmittel. Der Verzicht darauf beschleunigt sichtbare Alterungsprozesse um Jahre. Konsequenter UV-Schutz gehört damit zu den wirkungsvollsten Maßnahmen. Auch an bedeckten Tagen wirkt die Sonneneinstrahlung auf die Haut.
Sonnenschutz, Feuchtigkeit und gesunder Lebensstil helfen
Wer der Hautalterung entgegenwirken möchte, kann mit einfachen Maßnahmen viel erreichen. Diese Tipps helfen dabei, die Haut elastisch und widerstandsfähig zu halten:
- Feuchtigkeitspflege regelmäßig anwenden – sie stärkt die Hautbarriere und hält die oberste Schicht geschmeidig
- Ausreichend schlafen – Regeneration findet vor allem nachts statt
- Viel Wasser trinken – für eine gute Durchfeuchtung von innen
- Zucker reduzieren – zu viel Zucker schwächt das Bindegewebe
- Auf Nikotin verzichten – Rauchen fördert den Abbau von Kollagen
Wer frühzeitig auf diese Faktoren achtet, kann die Faltenbildung deutlich verlangsamen.
Ein belastbares Organ – mit sichtbaren Spuren
Die Haut ist das größte Organ des Menschen. Etwa 16 Prozent des Körpergewichts entfallen auf sie. Täglich ist sie Reibung, Druck und Bewegung ausgesetzt. Diese Beanspruchung hinterlässt Spuren – sichtbarer als bei jedem anderen Organ.
Falten sind deshalb mehr als eine Frage des Aussehens. Sie spiegeln die Geschichte von Belastung, Schutz und Vernachlässigung wider. Wer versteht, wie und warum sie entstehen, kann gezielt gegensteuern.
Kurz zusammengefasst:
- Faltenbildung entsteht, weil sich alternde Haut bei Dehnung quer stärker zusammenzieht und sich dadurch wölbt.
- Der Abbau von Kollagen, verringerte Elastizität ab etwa dem 25. Lebensjahr und UV-Strahlung beschleunigen das Entstehen tiefer Falten.
- Sonnenschutz, Feuchtigkeitspflege und ein gesunder Lebensstil können helfen, die Hautstruktur zu erhalten und Faltenbildung zu verlangsamen.
Übrigens: Nicht nur Alter oder Zugbelastung verändern die Haut – auch Meerwasser lässt sie spürbar austrocknen. Warum die Haut nach dem Baden spannt und was Forscher der Binghamton University darüber herausgefunden haben – mehr dazu in unserem Artikel.
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