Neue Technik könnte Frauen im Auto retten, doch es fehlen Crashtest-Dummys
Frauen erleiden bei Unfällen mit dem Auto häufiger schwere Verletzungen als Männer. Schuld sind Fahrzeuge, die nicht auf sie angepasst sind.
Frauen sind im Auto einem größeren Risiko ausgesetzt, sich bei einem Unfall schwer zu verletzen. Das zeigt eine neue Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV). Eine Expertin gibt Tipps, wie man sich schützen kann.
Im Jahr 2023 verletzten sich laut Statistischem Bundesamt über 20.000 Menschen in Deutschland bei Autounfällen schwer, mehr als 1.000 starben. Die UDV analysierte, welche Faktoren bei Unfällen zu schweren Verletzungen führen können. Dabei stellten sie drei Faktoren fest:
- Alter der Person
- Fahrzeuggröße
- Sitzposition
Besonders Frauen sind oft gefährdet. Kirstin Zeidler, Leiterin der UDV, erklärt gegenüber der Tagesschau, warum.
Warum Frauen häufiger gefährdet sind
Frauen sitzen häufiger in Kleinwagen, die ein höheres Risiko für schwere Schäden bei Unfällen aufweisen. Außerdem sitzen sie öfter auf dem Beifahrersitz, der laut der Studie 1,5-mal gefährdeter ist als der Fahrersitz. Sitzt dort eine Frau, ist das Risiko sogar noch höher:
Das Verletzungsrisiko für Beifahrerinnen ist fast doppelt so hoch wie für Beifahrer.
Kirstin Zeidler
Auch kleinere Körpergrößen spielen eine Rolle: Sie zwingen viele Frauen dazu, näher an das Armaturenbrett zu rücken, was bei Frontalzusammenstößen Beinverletzungen begünstigt. Zeidler empfiehlt daher, beim Autokauf auf Sicherheitsfeatures wie höhenverstellbare Gurte und gute Bewertungen bei Verbraucherschutztests wie dem Euro NCAP zu achten. Kleine Menschen sollten zudem für genügend Beinfreiheit sorgen.
Alter als wichtiger Risikofaktor
Nicht nur Frauen, sondern auch ältere Menschen sind im Auto einem höheren Risiko ausgesetzt. Bei ihnen ist das Verletzungsrisiko bei Autounfällen bis zu 3,5-mal höher als bei jüngeren Personen. Gründe dafür können eine geringere Knochendichte, weniger Muskelkraft und Vorerkrankungen sein. Das Alter der Insassen hat dabei unabhängig von der Unfallschwere Einfluss auf die Verletzungsfolgen.
Zeidler bemängelt die fehlende Anpassung bestehender Sicherheitssysteme an die Bedürfnisse älterer Autofahrer. Gurte und Airbags seien in den letzten 20 Jahren kaum weiterentwickelt worden und würden nicht auf altersbedingte Unterschiede reagieren.
Intelligente Rückhaltesysteme als Lösung
Neue Technologien könnten helfen, das Verletzungsrisiko für ältere und kleinere Menschen zu verringern. Intelligente Gurtsysteme, die sich an die Schwere eines Unfalls anpassen, könnten zum Beispiel Brustverletzungen reduzieren. Diese treten besonders bei Personen über 50 häufig auf und können zu Langzeitfolgen führen.
Laut der Tagesschau würden solche Systeme bei leichten Unfällen weniger stark greifen, bei schweren jedoch maximalen Schutz bieten. Dafür sind aber Crashtests mit moderner Technik notwendig.
Crashtest-Dummys hinken hinterher
Aktuell mangelt es laut Zeidler an geeigneten Crashtest-Dummys, um diese Systeme zu testen. Viele der genutzten Dummys stammen aus den 1990er-Jahren und berücksichtigen weder die alternde Gesellschaft noch Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Moderne Modelle könnten mit präziseren Sensoren Verletzungsrisiken besser simulieren.
Zeidler fordert, die Entwicklung und den Einsatz dieser Dummys voranzutreiben. Nur so lassen sich Sicherheitsstandards langfristig verbessern. Außerdem sei es dringend notwendig, Grenzwerte für ältere Menschen festzulegen und Messinstrumente weiter zu verfeinern. Mit diesen Daten könnten Fahrzeughersteller ihre Systeme besser anpassen.
Was du dir merken solltest:
- Frauen und ältere Menschen sind im Auto einem höheren Verletzungsrisiko ausgesetzt, da Sicherheitssysteme oft nicht auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind.
- Faktoren wie Fahrzeuggröße, Sitzposition und Körpergröße tragen besonders bei Frauen zu einem erhöhten Risiko bei.
- Moderne Sicherheitslösungen, wie intelligente Gurtsysteme und neue Crashtest-Dummys, könnten diese Risiken in Zukunft verringern.
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