Framing: Ist das Glas für dich halb voll oder halb leer?
Wie Framing die Medienberichterstattung prägt und unsere Wahrnehmung und Entscheidungen beeinflussen kann.
Die Art, wie wir die Welt wahrnehmen und über Themen denken, wird stark durch Framing beeinflusst: Medien können dies nutzen, um durch Auswahl und Hervorhebung bestimmter Aspekte eines Themas unsere Entscheidungen und Meinungen zu formen.
Framing, aus dem Englischen für „Einrahmen“, beschreibt das Phänomen, dass wir Informationen immer in bestimmten Kontexten verarbeiten. Sharon Maja Kazaz erklärt im Medienkompass, wie bereits einzelne Wörter einen Unterschied machen können. Das berühmteste Beispiel ist: „Das Glas ist halb voll“ oder „Das Glas ist halb leer“ – zwei Sätze, die denselben Zustand beschreiben, jedoch mit einem anderen Ergebnis. Während ein halb volles Glas nach Optimismus klingt und dementsprechend weniger besorgniserregend ist, fängt man bei einem halb leeren Glas vielleicht schon eher an, sich Gedanken zu machen.
Ein Beispiel, das in der Politik oft vorkommt, ist „Steuererhöhungen“ positiv als „Investitionen in die Zukunft“ zu umschreiben oder aber man nennt sie „Belastungen“, je nach Kontext, ob man für oder gegen Steuererhöhungen ist. Wenn Angst oder Abneigung ausgelöst werden soll, wie in letzterem Beispiel, spricht man auch von Verlust-Framing. Das Gegenteil davon wäre Gewinn-Framing.
Auch in der Abtreibungsdebatte findet man Framing. Mit der Verwendung bestimmter Worte sollen gewisse Bilder in den Köpfen der Menschen auslöst werden. Befürworter sprechen in diesem Kontext von dem eher abstraktem Begriff „Fötus“, während Abtreibungsgegner mit dem Wort „Baby“ gezielt konkrete und auch emotionale Assoziationen wecken wollen.
Generell gesprochen hilft Framing uns dabei, die täglich auf uns einprasselnde Flut von Informationen einzuordnen und relevante von weniger wichtigen Details zu trennen. Es ist ein natürlicher Prozess, der sich nicht abstellen lässt. Ein gewisses Maß an Framing lässt sich also nicht vermeiden. Wobei allein schon diese Aussage wieder impliziert, dass Framing an und für sich etwas Schlechtes sei – was es nicht ist.
Wir können nicht nicht-framen.
Sharon Maja Kazaz, ehem. Redakteurin Medien und Bildung
Wie Medien Framing nutzen
In der Berichterstattung findet Framing an vielen unterschiedlichen Stellen statt – manchmal bewusst, oft aber auch unbewusst. Angefangen bei der Selektion von Nachrichten: Welche Themen werden als wichtig erachtet, welche eher weniger? Wie viel Zeit wird jedem Thema gewidmet? Welche Aspekte werden besonders betont, welche – ob aus Gründen der Komplexität oder der bewussten Manipulation – ausgelassen?
Die Art und Weise, wie Journalisten und Medienhäuser über bestimmte Themen berichten, hat laut der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) einen großen Einfluss auf die Wahrnehmung derer, die ihre Inhalte konsumieren. Oft würden Menschen gar nicht erkennen, ob ihre Berichterstattung aus einer spezifisch gewählten Perspektive erfolgt, oder versucht, möglichst neutral mehrere Perspektiven zu beleuchten. Dies hat einen signifikanten Einfluss auf die persönliche Meinungsbildung, da subjektive Meinungen als objektive Tatsachen wahrgenommen und vorgegebene Frames angenommen werden können, ohne hinterfragt zu werden.
Kazaz beleuchtet mediales Framing am Beispiel Greta Thunbergs: Für die einen ist die Initiatorin der Klimaschutz-Bewegung „Fridays for Future“ eine Heldin, für die anderen eine bedauernswerte Jugendliche, von ihren Eltern manipuliert und für politische Zwecke instrumentalisiert. Dies ist jeweils ein mögliches Beispiel für positive und negative Frames, die um denselben Fakt herum gebildet werden können.
Was man gegen Framing tun kann
Framing lässt sich nicht nur nicht komplett vermeiden – es ist zu einem gewissen Maß sogar erforderlich.
Die Tatsache, dass journalistische Darstellungen aktuelle Ereignisse in einen bestimmten Rahmen stellen, sie einordnen und mit bisherigen Informationen in Beziehung setzen, ist unausweichlich und gehört zu den Aufgaben des professionellen Journalismus.
Bundeszentrale für politische Bildung
Aus diesem Grund ist auf Seiten der Medien Transparenz gefragt. Es ist wichtig, dass Journalisten eine Vielfalt von Perspektiven fördern und offen mit dem Thema Framing umgehen. Framing-Bemühungen der Medien kritisch zu hinterfragen und informierte Entscheidungen zu treffen, liegt wiederum in der Verantwortung jedes Einzelnen. Ein bewussterer Umgang mit Medieninhalten kann dazu beitragen, dass wir die Intention hinter den Nachrichten besser verstehen und bewerten können. Denn: Sprache formt Realität.
Was du dir merken solltest:
- Framing beeinflusst, wie wir Informationen wahrnehmen und bewerten. Das passiert, indem bestimmte Aspekte eines Themas hervorgehoben oder ausgelassen werden, was unsere Meinung dazu und unsere Entscheidungen prägen kann.
- Medien nutzen Framing – oft unbewusst, teilweise aber auch bewusst – durch die Auswahl von Nachrichten und ihre Darstellung.
- Ein bewusster Umgang mit Medieninhalten hilft, die dahinterliegenden Absichten zu erkennen und fördert informierte Entscheidungen durch das Verstehen und Hinterfragen von Framing-Strategien.
Bild: © Pexels
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