Diese Pflanze ist doppelt nachhaltig – Silphie liefert Strom und Papier
Eine Pflanze, doppelter Gewinn: Silphie liefert erneuerbare Energie und ersetzt Holz in Verpackungen.

Aus Silphie-Fasern entsteht Papier, das bei geeigneten Produktionsbedingungen eine deutlich bessere Klimabilanz erreicht. © OutNature GmbH
Viele Verpackungen landen nach dem Einkauf sofort im Müll – dabei verbrauchen sie jede Menge Holz, Energie und Ressourcen. Gerade in Zeiten steigender Rohstoffpreise und wachsendem Umweltbewusstsein stellt sich die Frage: Geht das auch nachhaltiger?
Laut einer neuen Analyse des Fraunhofer-Instituts bietet die mehrjährige Pflanze Silphie eine echte Alternative zu Papier. Ihre Fasern eignen sich für Verpackungen im Supermarkt – und liefern schon vor der Weiterverarbeitung klimafreundlichen Strom.
Neue Rohstoffquelle mit Potenzial
Bislang lieferten vor allem Bäume die Rohstoffe für Papier. Inzwischen wächst die Alternative bereits auf deutschen Feldern – ihr Name: Silphie. Die Pflanze gedeiht mehrere Jahre am selben Standort, ist pflegeleicht und bietet dadurch Vorteile für Umwelt, Landwirtschaft und Industrie.
Das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT hat gemeinsam mit dem Unternehmen OutNature untersucht, wie klimafreundlich Silphie-Papier im Vergleich abschneidet. Die Ökobilanz umfasst den gesamten Lebensweg – vom Anbau bis zum fertigen Produkt.
257 Kilogramm CO2 pro Tonne Faser gespart
Wer Papier aus Silphie herstellt, spart im Schnitt 257 Kilogramm CO2 pro Tonne Faser. Möglich wird das durch ein doppeltes Nutzungskonzept: Zunächst wird die Pflanze in einer Biogasanlage zur Energiegewinnung eingesetzt. Aus den verbleibenden Gärresten entstehen anschließend die Papierfasern.
Durch diese Kombination werden mehr Emissionen vermieden, als bei der Herstellung selbst entstehen. Ein Pluspunkt, der angesichts globaler Klimaziele ins Gewicht fällt.
Energie erzeugen und Papier gewinnen – aus einer Pflanze
Das entstehende Biogas wird in einem Blockheizkraftwerk verstromt. Die dabei erzeugte Energie kann regional genutzt werden und ersetzt fossile Quellen. Für Papierfabriken, die bereits auf erneuerbare Energien setzen, ist das ein zusätzlicher Vorteil.
Zugleich sinkt die Abhängigkeit von Holzimporten. In Zeiten wachsender globaler Nachfrage nach Papier ist das ein bedeutender Beitrag zur Versorgungssicherheit.
Verpackung ohne Plastik – auch für Lebensmittel
Laut Studie eignen sich Silphie-Fasern besonders für Verpackungen mit Lebensmittelkontakt. Beispiele sind:
- Obst- und Gemüseschalen
- Faltschachteln
- Versandkartons und Wellpappe
Das Material ist mit allen gängigen Druckverfahren kompatibel. Damit ist es nicht nur nachhaltig, sondern auch praktisch einsetzbar – etwa im Biohandel, in Supermärkten oder im Versandgeschäft.
Auch für Landwirte interessant
Für die Landwirtschaft bringt die Pflanze zusätzliche Perspektiven. Sie ist robust, benötigt wenig Pflege und eignet sich für Flächen, die nicht dauerhaft genutzt werden. Das macht sie zu einer sinnvollen Ergänzung zum Maisanbau oder als Alternative in Regionen mit schwierigen Böden.

Markteintritt hängt von Nachfrage und Förderung ab
Aktuell wird Silphie-Papier nur in kleinen Mengen hergestellt – außerhalb klassischer Papierfabriken. Das macht die Produktion aufwendig und teuer. Doch laut Branchenkennern könnte sich das bald ändern: Steigt die Nachfrage, dürften Investitionen in neue Anlagen folgen. Damit könnten die Kosten sinken und Silphie-Papier auf dem Markt konkurrenzfähig werden.
„Die Silphie-Faser ist ein interessanter heimischer Rohstoff für die Papierindustrie. Unter geeigneten Rahmenbedingungen kann ihr Einsatz Klimavorteile generieren“, sagt Dr. Daniel Maga vom Fraunhofer UMSICHT.
Ob und wie sich das Material durchsetzt, hängt nun von politischer Förderung, Investitionsbereitschaft und Marktentwicklung ab.
Kurz zusammengefasst:
- Silphie-Papier spart pro Tonne rund 257 Kilogramm CO2, weil die Pflanze zuerst in einer Biogasanlage Energie liefert und danach als Papierrohstoff genutzt wird.
- Die Faser eignet sich für Verpackungen mit Lebensmittelkontakt, lässt sich gut bedrucken und ersetzt Holz als bisher wichtigsten Rohstoff.
- Die mehrjährige, gelb blühende Ackerpflanze Silphie wächst in Deutschland. Sie eröffnet neue Märkte für Landwirte und macht Verpackungen umweltfreundlicher und unabhängiger von Importen.
Übrigens: Pflanzen können viel schneller auf Klimastress reagieren, als bisher gedacht. Forscher der Universität Freiburg haben einen inneren Schalter entdeckt, der das Wachstum präzise steuert – selbst bei Hitze, Trockenheit oder Starkregen. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © OutNature GmbH
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