Koalas verbringen nur 1 Prozent ihres Lebens am Boden – doch genau das wird ihnen zum Verhängnis

Obwohl Koalas nur rund 1 Prozent ihres Tages am Boden verbringen, ereignen sich dort fast zwei Drittel aller bekannten Todesfälle der Tiere.

Die meisten Koalas sterben in den wenigen Minuten am Boden.

Schon einfache Maßnahmen wie das Pflanzen geeigneter Bäume können helfen. Koalas brauchen sichere, miteinander verbundene Lebensräume, um den Boden zu meiden. © Pexels

Der Koalabär ist eine zunehmend bedrohte Art, die Bestände schrumpfen stetig. Doktorandin Gabriella Sparkes der University of Queensland hat das Verhalten der Tiere jetzt erstmals ganz genau dokumentiert und ihre Arbeit kürzlich auf der Jahrestagung der Society for Experimental Biology in Antwerpen vorgestellt. Koalas brauchen im Schnitt nur zehn Minuten täglich, um einen Baum zu verlassen und über den Boden zum nächsten zu gelangen. Doch genau diese wenigen Minuten kosten viele das Leben.

Zwei Drittel aller bekannten Todesfälle treten genau dann ein – durch Autos, Hunde oder schlicht fehlende Fluchtmöglichkeiten. Die Forscherin wollte herausfinden, wie gefährlich das Leben außerhalb der Baumkronen wirklich ist und was sich ändern müsste, damit Koalas nicht weiter in ihrem eigenen Lebensraum sterben.

Der Wechsel von Baum zu Baum ist lebensgefährlich

Die meisten Menschen kennen Koalas schlafend im Baum – friedlich, geschützt, scheinbar sicher. Doch was kaum jemand weiß: Sobald Koalas gezwungen sind, sich auf den Boden zu begeben, steigt das Risiko für ihr Leben dramatisch.

Koalas sind überwiegend auf Bäumen unterwegs, aber durch starke Abholzung müssen sie immer häufiger am Boden laufen. Das macht sie extrem verletzlich.

Gabriella Sparkes

Neben Verkehr und Hunden sind es auch unübersichtliche Flächen, die für die Tiere gefährlich werden – schon wenige Meter ohne Deckung können tödlich sein. Das Problem: Viele Wälder sind heute nur noch kleine Inseln, getrennt durch Straßen, Siedlungen oder Farmland.

GPS-Halsbänder zeigen, wie riskant der Boden ist

Sparkes und ihr Team statteten wildlebende Koalas mit GPS-Halsbändern und Bewegungssensoren aus. So konnten sie exakt aufzeichnen, wann, wie oft und wie lange die Tiere den Boden betreten. Alle fünf Minuten sendete das System ein Signal, bei Bodenkontakt sogar im Fünf-Sekunden-Takt.

Die Daten offenbarten ein alarmierendes Muster: Koalas vermeiden den Boden, wann immer sie können. Im Schnitt klettern sie nur zwei- bis dreimal pro Nacht herunter, für insgesamt etwa zehn Minuten – weniger als ein Prozent ihres Tages.

Langsame Bewegung macht die Tiere zu leichter Beute

Noch beunruhigender: Selbst wenn sie unten sind, rennen Koalas nicht. „Sie verbrachten fast genauso viel Zeit mit Sitzen und Pausieren wie mit Gehen“, erklärt Sparkes. Nur sieben Prozent ihrer Zeit am Boden nutzten sie für schnelle Bewegungen. Oft zögerten sie, hielten inne, beobachteten ihre Umgebung. Vermutlich, um den nächsten Baum abzuschätzen oder schlicht, um Energie zu sparen. Diese langsame Fortbewegung macht sie leicht zu Opfern, besonders in Wohngebieten oder an Straßen.

Lebensräume sicher planen und gestalten

Für Sparkes steht fest: Wenn man Koalas wirklich schützen will, muss man ihre Wege verstehen. „Wir untersuchen gerade, welche Baumarten oder Landschaftsmerkmale Koalas dazu bringen, länger in den Bäumen zu bleiben“, erklärt die Forscherin. Ziel sei es, genau solche Bedingungen gezielt zu schaffen, damit die Tiere gar nicht erst nach unten müssen. Diese Erkenntnis könnte überall dort hilfreich sein, wo neue Wohnsiedlungen geplant oder bestehende Flächen renaturiert werden sollen. Denn schon kleine Änderungen können einen großen Unterschied machen.

Dichte Baumkronen, kurze Wege zwischen den Bäumen, gezielte Bepflanzung – all das könnte Koalas künftig das Leben retten. Sparkes und ihr Team hoffen, mit den neuen Daten bessere Grundlagen für Schutzkonzepte zu schaffen. „Unsere Forschung zeigt, wie sich Koalas in einer vom Menschen veränderten Umwelt verhalten und was sie verletzlich macht“, so die Biologin.

Kurz zusammengefasst:

  • Koalas verbringen weniger als 1 Prozent ihres Tages auf dem Boden, doch genau in dieser Zeit ereignen sich rund zwei Drittel aller Todesfälle.
  • Die Tiere bewegen sich am Boden langsam und zögerlich, was sie besonders anfällig für Unfälle mit Autos oder Angriffe durch Hunde macht.
  • Neue GPS-Daten der University of Queensland helfen dabei, gefährliche Bodenbewegungen besser zu verstehen und gezielte Schutzmaßnahmen zu entwickeln.

Übrigens: Haie haben fünf Massenaussterben überstanden – doch jetzt bringt der Klimawandel sie an ihre Grenzen. Steigendes CO2 im Meer bedroht ihre Sinne, Fortpflanzung und Entwicklung. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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