Unbekannte Spezies auf Chinas Raumstation entdeckt – Sie überlebt mit Gelatine

Auf Chinas Raumstation entdeckten Forscher eine neue Bakterienart, die Gelatine nutzt und extremen Bedingungen im All standhält.

Chinas Raumstation: Neue Spezies überlebt mit Gelatine

Auf der Raumstation Tiangong stießen Forscher auf eine unbekannte Bakterienart, die selbst unter extremen Bedingungen im All überleben kann. © Wikimedia

Hunderte Kilometer über der Erde haben chinesische Forscher eine neue Spezies entdeckt – auf der Raumstation Tiangong, wo eigentlich alles steril sein sollte. Das Bakterium fand sich auf der Oberfläche technischer Geräte, mitten im Lebensbereich der Besatzung. Es trägt den Namen Niallia tiangongensis und besitzt Eigenschaften, die für künftige Raumfahrtmissionen wichtig sein könnten.

Denn dieses Bakterium überlebt nicht nur unter extremer Strahlung, bei knapper Nahrung und Sauerstoffmangel. Es scheint sogar aktiv Wege zu finden, mit diesen extremen Bedingungen umzugehen – genau dort, wo auch Menschen leben und arbeiten.

Unbekannte Spezies auf Chinas Raumstation trotzt extremer Umwelt

Das Bakterium gehört zur Gruppe der stäbchenförmigen, sporenbildenden Mikroben. Solche Sporen gelten als besonders widerstandsfähig – sie überdauern Trockenheit, Strahlung und Hitze. In der Raumstation könnte diese Eigenschaft dem Keim helfen, sich festzusetzen. Eine Besonderheit ist zudem seine Fähigkeit, Gelatine zu zersetzen – ein Hinweis auf eine clevere Strategie, in nährstoffarmen Umgebungen zu überleben.

Noch ist unklar, ob die Mikroben erst im All entstanden oder als blinde Passagiere mitgereist sind. Für die Raumfahrt ist beides brisant. Denn: Mikroorganismen lassen sich nur schwer ganz fernhalten – aber ihr Verhalten im All verändert sich.

Bakterium klebt sich fest – und wird schnell zur Gefahr für Raumstationen

Besonders problematisch ist die Bildung von Biofilmen – schützende Schleimhüllen, mit denen sich Bakterien an Oberflächen festsetzen. Zwei entdeckte Eiweißstoffe, BshB1 und SplA, könnten Niallia tiangongensis genau dabei helfen. Damit haftet es womöglich hartnäckig an Oberflächen – auch an Dichtungen, Lüftungssystemen oder Wasserleitungen. Für Astronauten bedeutet das ein potenzielles Risiko: Technische Defekte, Hygieneprobleme und im schlimmsten Fall sogar Gesundheitsgefahren.

Dem Bakterium hingegen könnten diese Eigenschaften helfen, sich langfristig im All anzupassen und zu überleben, schreiben die Wissenschaftler. Und das an einem Ort, an dem jede Fehlfunktion schnell lebensbedrohlich werden kann.

Erbgut zeigt klare Unterschiede – neue Spezies trotzt Strahlung im All

Die Analyse des Erbguts lieferte den eindeutigen Beleg: Niallia tiangongensis ist keine Variante einer bekannten Art, sondern eine bislang unbekannte Spezies. Die genetische Ähnlichkeit zur verwandten Niallia circulans liegt bei nur 83 Prozent – viel zu wenig, um sie derselben Art zuzuordnen. Damit gilt die neue Mikrobe offiziell als eigene Spezies.

Die Forscher fanden ihr Erbgut auf mehr als 5,1 Millionen Basenpaaren verteilt. Ein typischer Wert für diese Bakteriengruppe. Auffällig: Zwei mutierte Proteine könnten für eine bessere Strahlenresistenz sorgen – ein Überlebensvorteil in der Schwerelosigkeit. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift der Microbiology Society veröffentlicht.

Weltraumkeime – harmlos oder heimtückisch?

Ob das Bakterium direkt gefährlich ist, ist bislang nicht geklärt. Doch sein naher Verwandter, Niallia circulans, kann bei geschwächten Patienten eine Sepsis verursachen. In der Raumfahrt gilt daher: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Mikroben können sich verändern – und anpassen. Gerade deshalb mahnen die Forscher zur Beobachtung und Kontrolle.

Die Erkenntnis ist besonders relevant angesichts neuer Mond- und Marspläne. Denn wer künftig monatelang in Raumkapseln lebt, ist auf saubere, funktionierende Systeme angewiesen. Jeder Keim, der sich darin einnistet, wird zum Risikofaktor – für Mensch und Maschine.

Kurz zusammengefasst:

  • Auf der chinesischen Raumstation Tiangong entdeckten Forscher eine bislang unbekannte Spezies. Das Bakterium übersteht sogar die extremen Bedingungen im All.
  • Das Bakterium Niallia tiangongensis bildet widerstandsfähige Sporen, nutzt Gelatine als Energiequelle und besitzt genetische Anpassungen für den Schutz vor Strahlung.
  • Forscher sehen in der Mikrobe ein mögliches Risiko für Technik und Gesundheit bei künftigen Raumfahrtmissionen.

Übrigens: Manche Bakterien im Darm könnten unsere Impulse stärker steuern als gedacht – mit Folgen bis hin zu Gewalt, Sucht oder Kriminalität. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Shujianyang via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0

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