Als Krokodile noch von Bäumen sprangen – uralte Eierschalen erzählen von Anpassung und Überleben
Australiens älteste Krokodil-Eierschalen erzählen von Baumjägern und geben überraschende Einblicke in die Evolution der Tierwelt.
Die Entdeckung der 55 Millionen Jahre alten Krokodileierschalen in Australien hilft Forschern, das Leben urzeitlicher Tiere zu verstehen. © Unsplash
Krokodile galten lange als uralte, aber kaum veränderte Jäger – Tiere, die seit Millionen Jahren gleich geblieben sind. Doch eine neue Studie des Institut Català de Paleontologia Miquel Crusafont (ICP) und der UNSW Sydney zeigt, wie vielfältig und anpassungsfähig ihre ausgestorbenen Verwandten einst waren. In Australien haben Forscher winzige fossile Eierschalen entdeckt, die nicht nur neue Einblicke in die Tierwelt vor 55 Millionen Jahren geben, sondern auch Fragen zur Zukunft des Artenschutzes aufwerfen.
Die Funde stammen aus der Region Murgon im Südosten Queenslands. In einer unscheinbaren Tonmulde stießen Paläontologen auf Bruchstücke von Krokodileiern – die ältesten, die jemals in Australien gefunden wurden. Die Schalen stammen von einer ausgestorbenen Krokodilgruppe, den sogenannten Mekosuchinen, und erzählen eine Geschichte, die von evolutionärer Vielfalt, Klimawandel und überraschenden Überlebensstrategien handelt.
Baumkletternde Krokodile jagten wie Raubkatzen
Das Forschungsteam untersuchte die Funde mit hochauflösenden Mikroskopen. Xavier Panadès i Blas, der die Studie leitete, erklärt: „Diese Eierschalen haben uns einen Einblick in das intime Leben der Mekosuchinen gegeben.“ Die Strukturen im Gestein zeigten, dass es sich um eine neue Art von Krokodileierschale handelt, die sich von allen bisher bekannten Typen unterscheidet.
Die Forscher gaben der neuen Eierschalenform den Namen Wakkaoolithus godthelpi. Sie ordneten sie zwei Arten der Gattung Kambara zu, die in den Binnengewässern des frühen Eozäns lebten – einer Zeit, in der Australien noch Teil des Superkontinents Gondwana war und mit Südamerika sowie der Antarktis verbunden blieb.
Paläontologe Michael Archer ergänzt: „Einige dieser Krokodile waren nicht nur Wasserbewohner. Manche jagten am Land, andere lebten sogar teilweise in den Bäumen.“ Diese sogenannten „Drop Crocs“ sollen wie Raubkatzen von Ästen gesprungen sein, um Beute zu überraschen.
Eierschalen aus Australien geben Einblick in uralte Lebensräume
Die Schalen geben auch Hinweise darauf, wie diese Krokodile ihre Nester bauten. Analysen zeigen, dass sie am Rand eines Sees abgelegt wurden. Ihre Struktur deutet auf eine Anpassung an wechselnde Umweltbedingungen hin. Laut Panadès i Blas stecken in solch kleinen Fragmenten jede Menge Informationen: „Eierschalen bewahren mikrostrukturelle und geochemische Signale, die verraten, wo Tiere nisteten und wie sie sich fortpflanzten.“
Im gleichen Sediment fanden die Forscher Überreste von urzeitlichen Singvögeln, Weichschildkröten und kleinen Beuteltieren. Alles deutet darauf hin, dass die Region einst ein feuchter, dichter Wald war – ein Lebensraum voller Vielfalt. Für die Wissenschaft ist das eine wertvolle Momentaufnahme aus einer Zeit, in der das heutige Australien noch ein grüner Kontinent war.
Alte Funde zeigen neue Wege im Naturschutz
Die Studie zeigt auch, dass Erkenntnisse aus der Erdgeschichte helfen können, heutige Arten besser zu verstehen. Professor Archer arbeitet seit Jahren an einem Projekt, das zeigt, wie Fossilien als Wegweiser für den Naturschutz dienen können. Sein Team untersucht den Bergbeutler (Burramys parvus), ein winziges Beuteltier, das in den australischen Alpen lebt und durch den Klimawandel stark bedroht ist.

Archers Team verglich fossile Überreste dieses Tieres mit heutigen Populationen. Ergebnis: Seine Vorfahren lebten ursprünglich in den feuchten Tieflandregenwäldern des Kontinents – nicht im Gebirge. „Das Fossilarchiv zeigt, dass ihre Vorfahren in wärmeren Wäldern überlebten“, so Archer. Diese Erkenntnis brachte das Team auf die Idee, die Tiere außerhalb der Alpen anzusiedeln:
- In der Nähe der Stadt Lithgow entstand eine Zuchtstation in einem feuchten Regenwaldgebiet.
- Dort leben heute wieder Bergbeutler – erfolgreich und stabil.
Für Archer ist das ein Beweis dafür, wie viel sich aus Fossilien lernen lässt:
Fossilien liefern nicht nur Wissen über die Vergangenheit, sondern sind auch Schlüssel für die Zukunft.
Kurz zusammengefasst:
- In Australien fanden Forscher die ältesten Eierschalen des Kontinents – sie stammen von baumkletternden Krokodilen, die vor rund 55 Millionen Jahren lebten.
- Die Studie zeigt, dass diese Tiere ihre Eier an Seeufern ablegten und sich flexibel an Umweltveränderungen anpassten.
- Die Erkenntnisse helfen Forschern heute, bedrohte Arten wie den Bergbeutler besser zu schützen – Fossilien werden so zu einem Schlüssel für den Artenschutz der Zukunft.
Übrigens: Ohne Mikroben gäbe es keine fruchtbaren Böden und kein stabiles Klima – doch im Naturschutz bleiben sie bislang unbeachtet. Warum Forscher jetzt fordern, diese unsichtbaren Helfer endlich mitzuschützen, steht in unserem Artikel.
Bild: © Unsplash
