Zalando löst das Retouren-Problem mithilfe einer KI aus Zürich

Eine innovative KI aus Zürich könnte die Quote an Retouren im Online-Modehandel senken, indem sie die passende Kleidergröße präzise bestimmt.

Weniger Retouren, mehr Treffer: Zalando setzt auf KI aus Zürich

Die hohe Retourenquote im Online-Modehandel könnte dank KI und 3D-Simulationen drastisch reduziert werden. © Pexels

Pakete, die wieder zurückgehen, füllen täglich Lagerhallen und belasten die Umwelt. Vor allem im Modehandel ist die Zahl der Retouren enorm – jedes zweite Kleidungsstück wandert nach der Lieferung wieder zurück zum Händler. In Zürich arbeitet ein Team daran, dieses Problem mit moderner KI und 3D-Technologie grundlegend zu lösen.

Das Zürcher Startup Fision, das 2020 von Zalando übernommen wurde, hat eine Technologie entwickelt, die den gesamten Bestellprozess im Online-Modehandel präziser machen soll. Mithilfe detaillierter Körperscans ermittelt das System die individuell passende Größe und reduziert so die Unsicherheit, ob ein Kleidungsstück wirklich sitzt. Ziel ist es, Kunden vor Fehlkäufen zu bewahren und gleichzeitig die Zahl unnötiger Retouren deutlich zu senken.

Zalando revolutioniert Online-Mode mit präziser Größenberatung

Vor über acht Jahren startete Stacia Carr, eine amerikanische Ingenieurin mit Erfahrungen in der Musik- und Videobranche, bei Zalando die Initiative zur Größenberatung. Heute arbeiten 80 Mitarbeiter an diesem Projekt, viele davon in Zürich, dem Standort des ehemaligen ETH-Spin-offs Fision. „Der große Unterschied bei Zalando: Es steht ein physisches Produkt im Mittelpunkt“, erklärt Carr laut NZZ, die hauptsächlich aus der Zalando-Firmenzentrale in Berlin agiert. Ihre Vision ist es, dass eines Tages niemand mehr Kleidung zurücksenden muss, weil im Vorfeld bereits klar ist, was passt und was nicht.

Die neue Technologie stößt auf große Akzeptanz bei den Konsumenten. „Das zeigt, wie groß der Leidensdruck durch falsch bestellte Kleidung ist“, sagt Carr. Bisher profitieren jedoch nur Stammkunden von Zalando von den Größenempfehlungen. Diese basieren auf einer umfangreichen Datenbank gekaufter und retournierter Artikel. Laut Carr hat diese Methode dazu geführt, dass sogenannte Powershopper bereits 10 Prozent weniger Ware zurückschicken.

Trotz der Fortschritte gibt es noch Hürden: Die Genauigkeit der Körpermaße, die subjektive Wahrnehmung von Passform und die Zurückhaltung der Modemarken, ihre Daten zu teilen, stellen weiterhin Probleme dar. Zalando muss viele Kleidungsstücke selbst vermessen, um die nötigen Daten für die Größenberatung zu generieren. Ein komplexes Unterfangen, das zeigt, wie schwierig es ist, digitale und physische Welten miteinander zu verbinden.

Online-Shopping mit 3D-Simulation

Ein weiteres Zürcher Startup, Alter Ego, gründet auf den Erkenntnissen von Fayçal M’hamdi und Pietro Zullo, die eine Lösung für genau dieses Problem entwickelt haben. Sie nutzen DXF-Daten und die Technologie von Meshcapade, um Kleidungsstücke dreidimensional mithilfe eines Avatars zu simulieren und so eine noch genauere Vorstellung davon zu vermitteln, wie ein Artikel am Körper aussieht.

Dank dem 3D-Avatar kann man herausfinden, ob ein Kleidungsstück wirklich zu den eigenen Körpermaßen passt. © Meshcapade
Dank dem 3D-Avatar kann man herausfinden, ob ein Kleidungsstück wirklich zu den eigenen Körpermaßen passt. © Meshcapade

Durch diese Innovationen entwickelt sich Zürich zunehmend zu einem Knotenpunkt für Mode- und Passformtechnologien. Fision und Alter Ego nutzen die Nähe zur ETH und deren Spitzenforschung, um Innovationen schneller in die Praxis zu bringen. Aus dieser Mischung könnte eine virtuelle Umkleide hervorgehen, die das Einkaufen im Netz so zuverlässig macht wie im Laden um die Ecke.

Kurz zusammengefasst:

  • Rund die Hälfte aller online bestellten Kleidungsstücke wird zurückgesendet – eine KI aus Zürich soll mit präziser Größenempfehlung und 3D-Simulationen die Retouren-Quote deutlich senken.
  • Zalando nutzt dafür Körperscans und eine Datenbank vergangener Käufe und Rücksendungen, wodurch Stammkunden bereits bis zu 10 Prozent weniger Ware zurückschicken.
  • Hürden bleiben die exakte Vermessung, unterschiedliche Passformwahrnehmungen und fehlende Daten der Modemarken – 3D-Avatare könnten hier künftig noch genauere Treffer liefern.

Übrigens: Während smarte Größenberatung durch KI Retouren verringern soll, könnte Pilzmyzel Verpackungen liefern, die selbst im Müll noch nützlich sind. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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